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Sein Schmerz - Extrem (German Edition)

Sein Schmerz - Extrem (German Edition)

Titel: Sein Schmerz - Extrem (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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nicht ent­flie­hen. Also bin ich, an­statt vor mir selbst zu flie­hen, tiefer in mich ein­ge­drun­gen. Ich bin in den Schmerz ein­ge­taucht und habe ihn ak­zep­tiert und an­ge­nom­men. Ich habe ihm sei­ne Macht ge­nom­men, in­dem ich ihn will­kom­men hieß und mei­nen Frie­den mit ihm ge­macht habe. Schon bald mach­te er mir kaum noch mehr Angst als das Sprit­zen ei­nes Re­gen­trop­fens oder der kal­te Hauch der Mor­gen­bri­se. Ich hat­te ihn voll­stän­dig be­zwun­gen.
    Ei­ner der Kno­chen in mei­nem Bein war sehr schlimm zer­trüm­mert. Er hat­te sich durch den Mus­kel ge­bohrt. Er hat­te meh­re­re große Adern durch­trennt und mei­ne Haut weit auf­ge­ris­sen. Auf­grund des kal­ten Schlamms und des Re­gens litt ich au­ßer­dem an Un­ter­küh­lung. Die Wun­den an mei­nem Bein und mei­ner Stirn blu­te­ten sehr stark. Ich habe sehr schnell viel Blut ver­lo­ren und einen Schock er­lit­ten. Aber ich habe den Schmerz be­grüßt, nicht ge­gen ihn an­ge­kämpft und mich ihm nicht wi­der­setzt. Statt­des­sen habe ich zu­ge­las­sen, dass ich eine Ebe­ne der Pein fühl­te, vor der un­ser Geist uns für ge­wöhn­lich be­schützt, und dass mei­ne Sin­ne von die­sen Qua­len über­wäl­tigt wur­den, bis sie nichts an­de­res mehr wahr­neh­men konn­ten. So war ich in der Lage, mei­ne At­mung und mei­nen Herz­schlag zu ver­lang­sa­men. Nur da­durch habe ich über­lebt. Hät­te ich mei­ne Ge­dan­ken nicht än­dern kön­nen, wäre ich am Ende ge­we­sen. In­zwi­schen habe ich die­se Tech­ni­ken per­fek­tio­niert und ver­stärkt. Ich nut­ze sie, um Kreb­spa­ti­en­ten zu hel­fen, mit den Be­la­stun­gen und Be­schwer­den der Che­mo­the­ra­pie fer­tig zu wer­den. Die­se Tech­ni­ken brin­ge ich auch Ver­bren­nungs­op­fern bei, de­nen mit Mor­phi­um oder an­de­ren Schmerz­mit­teln nicht mehr ge­hol­fen wer­den kann. Ei­ni­ge Men­schen ha­ben sich schon al­lein mit­hil­fe mei­ner Vi­sua­li­sie­rungs­tech­ni­ken und ohne eine an­de­re Form der Nar­ko­se ei­ner Ope­ra­ti­on un­terzogen.«
    Me­la­nie lausch­te ehr­fürch­tig. Zum ers­ten Mal seit Jah­ren spür­te sie, wie ein Fun­ken ech­ter Hoff­nung in ihr auf­keim­te. Konn­te die­ser Mann ih­rem lie­ben klei­nen Jun­gen wo­mög­lich hel­fen?
    Als sich die Sen­dung dem Ende neig­te, be­eil­te sie sich, einen Stift und ein Blatt Pa­pier zu ho­len, um sich die Kon­takt­da­ten des Man­nes zu no­tie­ren. Die An­ga­ben be­schränk­ten sich auf eine E-Mail-Adres­se, eine Web­si­te und einen Na­men: Yogi Ar­jun­da un­ter www.phy­si­scheer­leu­tung.com.
    Phy­si­sche Er­leuch­tung?
    Sie hat­te schon von geis­ti­ger Er­leuch­tung ge­hört, aber sie hat­te kei­ne Ah­nung, wie je­mand phy­sisch er­leuch­tet wer­den konn­te. Trotz­dem, wenn eine Chan­ce be­stand, dass Yogi Ar­jun­da und sei­ne Me­di­ta­ti­ons­tech­ni­ken es ihr ei­nes Ta­ges er­mög­lich­ten, ih­ren Sohn in den Arm zu neh­men, dann muss­te sie es ver­su­chen. Sie krit­zel­te die E-Mail-Adres­se auf das Pa­pier und lief hin­über zum Com­pu­ter.
    Lie­ber Yogi Ar­jun­da,
    Sie sind ein Ge­schenk Got­tes. Ich hof­fe, dass Sie die Ant­wor­ten auf mei­ne Ge­be­te ha­ben. Ich habe Ih­nen zu­ge­hört, als Sie erzählt ha­ben, wie Sie mit­hil­fe von Me­di­ta­ti­ons­tech­ni­ken ge­bro­che­ne Kno­chen und ei­si­ge Tem­pe­ra­tu­ren über­win­den konn­ten – und dass Sie an­de­ren Men­schen bei­brin­gen, mit ähn­li­chen Me­tho­den Schmer­zen zu be­kämp­fen. Ich wuss­te ein­fach so­fort, dass ich Kon­takt zu Ih­nen auf­neh­men muss. Ich bin Mut­ter ei­nes Soh­nes im Tee­na­ge­ral­ter, der schon sein gan­zes Le­ben lang un­ter un­be­schreib­li­chen Schmer­zen lei­det. Er ist von ei­ner sel­te­nen neu­ro­lo­gi­schen Er­kran­kung be­trof­fen, durch die al­les, was er be­rührt, schmeckt, hört, sieht oder riecht, ent­setz­li­che Schmer­zen bei ihm aus­löst. Er ver­bringt all sei­ne Zeit ein­ge­schlos­sen in ei­nem schall­dich­ten Zim­mer, ver­sie­gelt in ei­nem rei­z­ab­schir­men­den Sack aus La­tex, voll­ge­pumpt mit ei­nem Cock­tail aus Schmerz­mit­teln. Er konn­te noch nie nach drau­ßen ge­hen und wie an­de­re Kin­der spie­len oder we­nigs­tens

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