Sein Schmerz - Extrem (German Edition)
Eltern hatten eine Vorrichtung zur Reizabschirmung für ihn gebaut, um den Lärm der Welt zu dämpfen. Es war nichts anderes als eine Art Vakuumleichensack aus Latex, an dessen Ecken Nylonseile befestigt waren, mit denen er an der Decke hing. Durch einen Reißverschluss konnte Jason hinein- und hinausklettern, und mithilfe eines kleinen Schlauchs war er in der Lage, durch den Mund atmen. Sobald das Vakuum angeschaltet und sämtliche Luft aus dem Sack gesaugt wurde, klebte er an ihm wie ein Symbiont und verhinderte sämtliche Sinneswahrnehmungen. Nur dann konnte Jason schlafen.
Er nahm die Pillen aus der Hand seiner Mutter, warf sie sich in den Mund und spülte sie mit ein wenig Wasser hinunter. Dann wandte er ihr ohne ein Wort den Rücken zu und krabbelte ganz langsam in den Latexsack. Er zuckte zusammen, als seine Haut mit dem kalten Metall des Reißverschlusses in Berührung kam und ein eisiges Kribbeln des Schmerzes durch seinen Körper schoss. Jason erinnerte sich wieder daran, wie er einmal mit dem Gesicht voraus auf den Boden geknallt war, als er versucht hatte, ohne Hilfe in den Sack zu klettern, bevor er es richtig gelernt hatte. Bei dem Gedanken zuckte er erneut zusammen und sein Magen verkrampfte sich. Er hatte fast eine volle Stunde in stiller Qual dagelegen und den Drang unterdrückt, loszubrüllen. Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, dass seine Schreie ihm nur die unerwünschte Aufmerksamkeit seiner Eltern einbrachten. Seine Mutter hatte noch immer nicht gelernt, dass sie ihn nicht anfassen oder mit ihm sprechen durfte, wenn er solche Qualen litt. Ihr mütterlicher Instinkt schaltete jegliche Vernunft aus: Sie rannte jedes Mal auf ihn zu, versuchte, ihn in die Arme zu nehmen oder ihn mit Worten zu beruhigen und vergaß dabei völlig, wie sehr ihre Stimme und ihre Berührungen an seinen Nervenenden sägten. Sie vergaß, dass der normale Trost, den eine Mutter ihrem Kind spendete, für ihn nur schiere Folter war.
Jason balancierte auf einem Fuß auf dem Boden, während er das andere Bein in den Sack steckte, und legte sich vorsichtig mit dem Oberkörper in die wohltuende Behaglichkeit des Vakuumsacks. Er war mit einem Wandstaubsauger verbunden und Jason hatte eine Fernbedienung, mit der er ihn in Gang setzen und die Luft aus dem Sack saugen konnte, sobald er sich ganz darin befand. Langsam steckte er beide Arme durch die Öffnung, während er seine Balance korrigierte, damit der Sack nicht hin und her schaukelte, und zog dann auch sein anderes Bein hinein. Zuletzt duckte er seinen Kopf durch die Öffnung und biss auf den Gummischlauch, der seine Sauerstoffzufuhr sicherte, während er wie mumifiziert in dem Sack lag. Dann schloss er von innen den Reißverschluss und drückte auf die Fernbedienung des Staubsaugers. Das Geräusch des Saugers bombardierte seine Trommelfelle und Jason biss die Zähne gegen den Lärm zusammen. Er wusste, dass bald alles vorbei sein würde. Schon bald presste sich der Sack ganz eng an seine Haut, während sämtliche Luft hinausgesaugt und Jason im Inneren versiegelt wurde. Als die gesamte Luft verschwunden war, schaltete sich der Sauger selbstständig aus. Jason konnte nicht das Geringste sehen, hören, schmecken oder riechen, nur einen schwachen Hauch von Latex. Er lag in einem Kokon aus Gummi, gewöhnte sich langsam an das Gefühl der Schwerelosigkeit, die fehlenden Sinneswahrnehmungen und den Geruch des Sacks und war kurz darauf eingeschlafen.
Melanie starrte auf die verschlossene Zimmertür ihres Sohnes und spürte ein Stechen in der Herzgegend. Welch grausamer Scherz. Nach all den Jahren der teuren Fruchtbarkeitsmedikamente, Hormone, peinlichen Untersuchungen und Sexübungen war es ihr und ihrem Mann Edward
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