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Seine Exzellenz Eugène Rougon

Seine Exzellenz Eugène Rougon

Titel: Seine Exzellenz Eugène Rougon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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dritten
über.
    »Mit dem Präfekten von Deux-Sèvres ist man sehr unzufrieden«,
sagt man mir. »Er soll da draußen alles auf den Kopf gestellt
haben. Er soll außerdem der Sohn eines alten Gerichtsvollziehers
sein, über dessen seltsame Gewohnheiten der Kreis sich
unterhält … Herr Du Poizat ist Ihr Freund, wenn ich nicht
irre?«
    »Ein guter Freund von mir, Majestät.«
    Der Kaiser erhob sich, Rougon gleichfalls. Jener ging ans
Fenster und kehrte dann zurück, dünne Rauchwölkchen ausstoßend.
    »Sie haben viele Freunde, Herr Rougon«, sagte er darauf
bedeutungsvoll.
    »Ja, Majestät, viele!« antwortete der Minister geradeheraus.
    Bis dahin hatte der Kaiser offenbar den Schloßklatsch
wiedergegeben, die Anklagen, die seine Umgebung gegen Rougon
erhoben hatte. Aber er mußte noch andere Geschichten kennen,
Tatsachen, von denen der Hof nichts wußte, die seine Privatagenten
ihm berichtet hatten, und die ihn viel mehr interessierten; das
Spionieren, die ganze unterirdische Arbeit der Polizei ging ihm
über alles. Einen Augenblick sah er Rougon mit nichtssagendem
Lächeln an; dann fuhr er vertraulich fort, im Tone eines Menschen,
den etwas erheitert.
    »Oh, ich habe mehr erfahren, als ich wünschte … Warten Sie,
hier ist noch eine kleine Tatsache. Sie haben in Ihren Bureaus
einen jungen Mann auf genommen, Sohn eines Obersten, obgleich, er
das Reifezeugnis nicht aufweisen konnte.
Das ist unerheblich, ich weiß es. Aber wenn Sie wüßten, welchen
Staub diese Dinge aufwirbeln! … Die ganze Welt wird mit diesen
Dummheiten in Aufregung gehalten. Es ist eine sehr schlechte
Politik.«
    Rougon antwortete nicht. Seine Majestät hatte noch nicht
ausgeredet. Er öffnete die Lippen, suchte nach einem Ausdrucke;
aber was er zu sagen hatte, schien ihn zu genieren, denn er zögerte
noch eine Weile, bis er endlich stammelte:
    »Ich werde mit Ihnen nicht über diesen Türsteher reden, einen
Ihrer Schützlinge, namens Merle, nicht wahr? Er betrinkt sich, ist
unverschämt, das Publikum und die Beamten beklagen sich
darüber … Alles das ist sehr ärgerlich, sehr ärgerlich.«
    Dann schloß er mit plötzlich erhobener Stimme:
    »Sie haben zu viele Freunde, Herr Rougon. Alle diese Leute
schaden Ihnen. Man würde Ihnen einen Dienst erweisen, wenn man sie
Ihnen vom Halse schaffte … Räumen Sie mir die Absetzung des
Herrn Du Poizat ein und versprechen Sie mir, die anderen laufen zu
lassen.«
    Rougon war unbewegt geblieben. Er verneigte sich und sagte mit
nachdrücklicher Betonung:
    »Majestät, ich erbitte im Gegenteil das Offiziersband der
Ehrenlegion für den Präfekten von Deux-Sèvres … Ich habe noch
einige ähnliche Bitten.«
    Er zog ein Notizbuch aus der Tasche und fuhr fort:
    »Herr Béjuin bittet, Eure Majestät wolle geruhen, bei Ihrem
Besuche in Bourges seine Glasfabrik in Saint-Florent zu
besichtigen … Der Oberst Jobelin wünscht eine Stellung im
kaiserlichen Schlosse… Der Türsteher Merle erinnert daran, daß er
die Militärmedaille erhalten hat und bittet um einen Tabakladen für
eine seiner Schwestern … «
    »Das ist alles?« fragte der Kaiser, wieder lächelnd.
»Sie sind ein heroischer Gönner. Ihre
Freunde müssen Sie vergöttern.«
    »Nein, Majestät, sie vergöttern mich nicht, aber sie stützen
mich«, erwiderte Rougon mit seiner rauhen Freimütigkeit.
    Dies Wort schien den Kaiser sehr zu überraschen. Rougon hatte
eben das ganze Geheimnis seiner Treue ausgesprochen: sobald er
seinen Kredit einschlafen lasse, sei es um seinen Kredit geschehen,
und trotz des Skandales, trotz der Unzufriedenheit und Verräterei
seiner Freunde habe er nur sie, er besitze keine andere Stütze und
sei verdammt, sie bei guter Laune zu erhalten, wenn er selbst
bleiben wolle, was er sei. Je mehr er für seine Freunde erhalte, je
ungeheurer und unverdienter diese Gunstbezeugungen erschienen,
desto stärker sei er. Er fügte achtungsvoll, mit fühlbarer
Absichtlichkeit, hinzu:
    »Ich wünsche von ganzem Herzen, daß Eure Majestät um der Größe
Ihres Reiches willen die treuen Diener, die Ihnen bei der
Wiedererrichtung des Kaiserreiches geholfen haben, noch lange um
sich bewahren mögen!«
    Der Kaiser lächelte nicht mehr. Er ging einige Schritte
nachdenklich und mit verschleierten Augen; er schien blaß, wie von
einem Schauer überrieselt. Seiner grübelnden Natur drängten sich
die Vorahnungen mit besonderer Deutlichkeil auf. Er brach die
Unterhaltung ab, um sie nicht zu Ende führen zu müssen, und
verschob die

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