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Seine Exzellenz Eugène Rougon

Seine Exzellenz Eugène Rougon

Titel: Seine Exzellenz Eugène Rougon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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gesenkter Stimme hin, die sich in
dem ungeheuerlichen Satze verwickelte:
    »Gesetzentwurf, betreffend die Ermächtigung zur Erhöhung des
Zinsfußes nach einer Anleihe, die durch Gesetz vom 9. Juni i853
bewilligt ist, und eine außerordentliche Steuer für das Departement
La Manche.«
    Eben trat ein Abgeordneter ein. Herr Kahn lief ihm entgegen,
geleitete ihn herzu und sagte:
    »Hier Herr von Combelot… Wird uns Nachrichten geben können.«
    Herr von Combelot, ein Kammerherr, den das
Departement Landes auf ausgesprochenen
Wunsch des Kaisers zum Abgeordneten gewählt hatte, verbeugte sich
mit verschwiegener Miene und wartete, bis man ihn fragen werde. Er
war ein hochgewachsener schöner Mann mit sehr weißer Haut und
tintenschwarzem Bart, was ihm bei den Frauen zu großen Erfolgen
verhalf.
    »Nun?« fragte Herr Kahn. »Was sagt man bei Hofe? Was hat der
Kaiser beschlossen?«
    »Mein Gott!« gab Herr von Combelot etwas schnarrend zur Antwort,
»man redet vieles… Der Kaiser hegt die wärmste Freundschaft für den
Herrn Staatsratspräsidenten. Die Unterredung ist gewiß in sehr
freundschaftlicher Stimmung verlaufen. Ja, sehr
freundschaftlich.«
    Nachdem er dieses Wort stark betont, hielt er inne, um sich zu
vergewissern, ob er nicht zuviel gesagt habe.
    »Also ist das Entlassungsgesuch zurückgezogen?« fragte Herr Kahn
mit blitzenden Augen.
    »Das habe ich nicht behauptet«, erwiderte der Kammerherr sehr
unruhig. »Ich weiß nichts. Sie begreifen, daß meine Lage eine ganz
eigenartige ist… «
    Er vollendete den Satz nicht, sondern begnügte sich zu lächeln
und eilte auf seinen Platz. Herr Kahn zuckte die Achseln und wandte
sich an Herrn La Rouquette:
    »Aber eben fällt mir ein, Sie müssen unterrichtet sein! Hat
Ihnen denn Ihre Schwester, Frau von Lorentz, nichts erzählt?«
    »Oh, meine Schwester ist noch verschwiegener als Herr von
Combelot!« entgegnete der junge Abgeordnete lachend. »Seit sie
Palastdame ist, trägt sie den Ernst eines Ministers zur Schau… Aber
gestern versicherte sie mir, das Entlassungsgesuch sei angenommen…
Übrigens kam dabei eine hübsche Geschichte vor. Wie es scheint, hat
man eine Frau geschickt, um Rougon zum Nachgeben zu
bewegen. Wissen Sie, was dieser Rougon
getan hat? Er hat sie vor die Tür gesetzt, obgleich sie entzückend
schön ist.«
    »Rougon ist keusch«, erklärte Herr Béjuin feierlich.
    Herr La Rouquette brach in ein tolles Gelächter aus. Er
widersprach; er könne Tatsachen anführen, wenn er wolle.
    »Zum Beispiel Frau Correur… « flüsterte er.
    »Niemals!« sagte Herr Kahn. »Sie kennen diese Geschichte
nicht.«
    »Gut, dann also die schöne Clorinde!«
    »Gehen Sie doch! Rougon ist zu klug, um sich mit diesem
Teufelsweibe zu vergessen.«
    Damit rückten die Herren einander noch näher und versenkten sich
in eine gewagte Unterhaltung, voll der derbsten Worte. Sie
erzählten Geschichten über diese beiden Italienerinnen, Mutter und
Tochter, halb Abenteurerinnen und halb vornehme Frauen, denen man
überall im Menschengewühl begegnete: bei den Ministern, in den
Logen der kleinen Theater, in den Seebädern und in fragwürdigen
Gasthöfen. Die Mutter, versichert man, sei einem königlichen Bett
entsprossen; die Tochter, deren Unkenntnis der französischen Sitten
sie zu einem originellen und sehr schlecht erzogenen »Teufelsmädel«
machte, ritt bei den Rennen Pferde zuschanden, zeigte bei
Regenwetter ihre schmutzigen Strümpfe und schiefgetretenen Schuhe
auf der Straße und suchte einen Mann mit dem gewagtesten Lächeln
einer reifen Frau. Herr La Rouquette erzählte, daß sie auf einem
Balle beim Ritter Rusconi, dem italienischen Gesandten, als jagende
Diana erschienen sei, dermaßen nackt, daß Herr de Nougarède, ein
alter Senator und Feinschmecker, andern Tags beinahe um sie
angehalten habe. Bei dieser Geschichte blickten die drei
Abgeordneten auf die schöne Clorinde, die dem Verbot zum Trotz die
Kammermitglieder eines nach dem andern durch ein umfangreiches
Doppelglas musterte. »Nein, nein!«
wiederholte Herr Kahn, »Rougon würde nie ein solcher Narr sein! Er
läßt sie als sehr klug gelten, er nennt sie scherzweise »Fräulein
Macchiavelli«. Er findet sie spaßig, das ist alles.«
    »Einerlei«, schloß Herr Béjuin. »Rougon tut unrecht, nicht zu
heiraten… Das macht erst einen Mann gesetzt.«
    Darauf einigten sich alle drei über die Frau, die für Rougon
passen werde: eine Frau in einem gewissen Alter, wenigstens
fünfunddreißig Jahre, reich, und

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