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Seine junge Geliebte

Titel: Seine junge Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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erzählt hast?«
    »Wieso soll nicht alles stimmen?«
    »Weil du eben meintest, man könnte mir draußen irgend etwas gesagt haben, was ich nicht wissen soll!«
    Peter Sartorius schluckte. »Nein, ich habe dir wirklich alles gesagt. Aber man weiß ja nie, was die Arzte über einen reden. Die machen so leicht aus einer Mücke einen Elefanten! Doch vergessen wir das. Ich bin froh, daß du gekommen bist.«
    Er wurde durch ein Geräusch an der Tür unterbrochen. Schwester Angelika trat in das Zimmer und zeigte auf die Uhr. »Bitte, verabschieden Sie sich jetzt«, wandte sie sich an Bärbel Linke. »Der Patient bekommt gleich seine Beruhigungsspritze. Und Sie«, wandte sie sich an Peter Sartorius, »Sie legen sich bitte ins Bett. Ich werde gleich mit der Spritze kommen.«

4
    Dr. Heidmann sprang auf, als er sah, daß Bärbel auf dem Flur vorbeiging. Er lief hinter ihr her und erreichte sie beim Fahrstuhl. »Haben Sie noch irgendwelche Fragen?« Er hatte kaum die Worte ausgesprochen, da merkte er, wie albern sie waren, wie nichtssagend. Aber ihm fiel nichts Besseres ein. Er merkte ihren erstaunten Blick.
    »Fragen?« wiederholte sie. Dann verdüsterte sich ihr Gesicht. »Geht es ihm so schlecht?«
    »Nein, durchaus nicht. Aber bitte –«, Heidmann deutete auf das Dienstzimmer, »wollen Sie nicht einen Augenblick zu mir hereinkommen. Da können wir alles in Ruhe besprechen.« Er wandte sich um und machte eine einladende Bewegung zum Dienstzimmer hin. Zwar war ihm noch nicht klar, was er eigentlich besprechen sollte, aber er war sicher, daß ihm schon irgend etwas einfallen würde.
    Sie folgte ihm zögernd. Er deutete auf einen Stuhl. »Nehmen Sie doch bitte Platz«, forderte er sie auf. Er ging hinter den Schreibtisch, setzte sich und zog eine Schublade auf.
    »Zigarette?«
    »Danke, ich rauche nicht.«
    »Ich auch nicht.« Dr. Heidmann warf das Zigarettenpaket in die Schublade zurück. »Wir haben hier nur immer ein paar Zigaretten für eventuell rauchende Besucher. Der Chef hat es zwar nicht gern; Dr. Bruckner, der Ihren Vater operieren wird, raucht Pfeife. Da –«, er griff in den Schubkasten und holte eine der Pfeifen hervor, »er meint, das sei gesünder.«
    Johann Heidmann versuchte mit allen Mitteln, eine Konversation in Gang zu bringen, aber es gelang ihm nicht so recht. Bärbel Linke sah ihn fragend an. »Sie wollten mir etwas über –«, sie zögerte einen Augenblick, »Herrn Sartorius erzählen.«
    »Ja –«, krampfhaft überlegte Heidmann, was er noch sagen könnte. »Er wird morgen in der Frühe operiert. Ich wollte nur wissen, ob Sie eventuell herkommen wollen?«
    Endlich war Heidmann etwas eingefallen, was im unmittelbaren Zusammenhang mit der Operation stand.
    »Das kann ich leider nicht.« Die Besucherin schüttelte den Kopf. Ihre dunklen Augen ruhten voll auf Heidmanns Gesicht. »Ich sitze um die Zeit wahrscheinlich schon im Zug.«
    »Sie verreisen?« Endlich ein Thema! »Wohin geht es denn?«
    »Ich fahre nach Paris.«
    »Zum Vergnügen?«
    »Nein, dienstlich. Ich bin Journalistin und habe dort Interviews zu machen.«
    »Paris ist eine wunderbare Stadt. Ich war ein paarmal dort. Dr. Bruckner liebt auch Paris.«
    »Sie meinen also, ich kann beruhigt fahren?«
    »Wegen der Operation? Ohne weiteres! Es besteht keine Gefahr. Die Operation ist leicht …«
    »Wie kommt Herr Sartorius nur an so etwas?« Ihre fast schwarzen Augen wirkten auf den jungen Arzt immer beunruhigender. »Herr Sartorius hat mir niemals davon erzählt, daß er etwas an den Augen habe.«
    Jetzt verspürte Heidmann ein ungutes Gefühl im Hals. Er war auf eine solche Frage nicht vorbereitet. Er überlegte. »So etwas entwickelt sich ganz allmählich«, versuchte er, eine Erklärung zu geben, die nicht einmal eine Lüge war. »Wenn man älter wird, kommen solche Sachen eben häufiger vor.«
    Bärbel Linke erhob sich. »Ich danke Ihnen. Ich darf Sie anrufen, sobald ich wieder in Köln sein werde?«
    Heidmann folgte ihr zur Tür. »Und wann wird das sein?« Seine Hand ruhte auf der Klinke. Er drückte sie aber nicht herunter und versuchte, ihren Aufenthalt möglichst zu verlängern.
    »Ich kann es noch nicht genau sagen.« Sie überlegte. »Ich werde auf jeden Fall auch von Paris aus anrufen. Dann können Sie mir ja sagen, wie der Eingriff ausgegangen ist.«
    »Selbstverständlich. Verlangen Sie bitte mich. Mein Name ist Heidmann!«
    »Dr. Heidmann«, wiederholte sie. »Ich werde den Namen nicht vergessen. Jetzt muß ich aber gehen.

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