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Seine junge Geliebte

Titel: Seine junge Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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»ich werde schon keine Dummheiten machen. Nur –«, er lächelte, »das Mädchen ist bezaubernd schön. Ich glaube, auch Sie würden es mögen.«
    »Aber doch nicht gleich den Namen mit einer solchen Verzücktheit aussprechen, wie Sie es eben getan haben«, wies ihn Dr. Bruckner zurecht. »Ich werde mir dieses Wundermädchen auch einmal anschauen.«
    Heidmann nickte. »Tun Sie es! Sie werden sehen, daß ich recht habe. Sie ist wirklich das schönste Mädchen, das ich seit langem getroffen habe. Und –«, nun beschloß er, Dr. Bruckner die volle Wahrheit zu sagen, »ich habe mich mit ihr für heute Abend verabredet.«
    »Sie haben – was getan?« Dr. Bruckners Stimme klang besorgt.
    »Ja, ich gehe mit ihr aus! Sie kennt sich in Köln gar nicht aus, hat sie mir gesagt. Und sie ist so allein. Da habe ich gemeint, ich müßte vertretungsweise einspringen.«
    »Hoffentlich nur, um ihr den heutigen Abend zu vertreiben«, unterbrach ihn Dr. Bruckner lächelnd. »Ich habe eben den Operationsplan geschrieben. Wir werden also morgen mit Herrn Sartorius um sieben Uhr beginnen. Schon das ist ein Grund, daß Sie heute Abend nicht allzu lange ausbleiben. Sonst sind Sie morgen nicht ausgeschlafen.«
    »Ich werde nicht lange bleiben. Sie kennen doch dieses neue Lokal in der Kölner Altstadt – Axels Malkasten?«
    »Ich habe davon gehört. Dann werde ich ja irgendwann diese Wunderfrau auch einmal zu Gesicht bekommen, um mich überzeugen zu können, ob Sie wirklich einen guten Geschmack haben«, meinte Dr. Bruckner lächelnd.
    »Das wird kaum möglich sein!«
    »Wieso nicht? Wollen Sie mir die junge Dame vorenthalten?«
    »Nein, aber sie fährt morgen früh nach Paris.«
    Dr. Bruckner zog an seiner Pfeife und schaute der Rauchwolke nach, die langsam zur Decke stieg. »Schade, daß ich heute Abend keine Zeit habe. Ich hätte sonst zu gern in Axels Malkasten Mäuschen gespielt. Woher kennen Sie das Lokal übrigens?«
    »Axel und ich sind Schulfreunde. Er ist als Maler vor einiger Zeit in Köln aufgetaucht. Da er von seinen Bildern allein nicht leben kann, versucht er eben, mit Hilfe eines Lokals sich über Wasser zu halten.«
    »Wer nichts wird, wird Wirt!« scherzte Dr. Bruckner. »Ja, dann empfehle ich die junge Dame Ihrer besonderen Obhut! Wenn sie morgen nach Paris fährt, besteht ja keine Gefahr, daß aus der Geschichte irgend etwas Ernstes wird und Sie der Klinik vielleicht am Ende gar noch verlorengehen.«
    Bärbel hatte sich in ihren kleinen Wagen gesetzt, aber sie ließ den Motor noch nicht an. Sie überlegte, ob sie recht daran getan hatte, sich so spontan mit dem junge Arzt zu verabreden. Sicher war er sympathisch. Sie war von seinem frischen, fast jungenhaften Wesen angetan, das in einem deutlichen Kontrast zu Peters Persönlichkeit stand.
    Zwar bemühte er sich immer um Anpassung, aber man merkte oft die Bemühungen. Es fehlte ihm das, was ein junger Mensch reichlich hat: Natürlichkeit. Peters Gehabe wirkte unnatürlich, aufgesetzt. Und sie mußte ihn manchmal bremsen damit er nicht übertrieb, damit er sich nicht so jugendlich zeigte, daß es schon lächerlich wirkte.
    Hinter ihr hupte es.
    Sie erschrak. Sie hatte ihren Wagen so hingestellt, daß das Auto hinter ihr nicht aus der Parklücke herausfahren konnte.
    Sie wandte sich um und versuchte, dem anderen Fahrer freundlich zuzuwinken. Aber sie erstarrte, als sie den häßlichen und unfreundlichen Ausdruck auf dem Gesicht dieses Menschen sah, der ihr jetzt sogar mit der Faust drohte.
    Achselzuckend ließ sie den Motor an, fuhr vom Parkplatz herunter und bog nach links ein, um auf die Hauptstraße zu gelangen.
    Immer noch in Gedanken, kam sie vor ihrer Wohnung an. Sie parkte den Wagen, stieg aus, ging die Treppen hinauf und schloß die Tür auf. Im Wohnzimmer öffnete sie den Koffer und holte noch einmal Peters Foto heraus. Es war ein geschmeicheltes Bild, das ihn viel jünger erscheinen ließ, als er war. Er hatte es ihr vor einiger Zeit geschenkt. Vielleicht war es wirklich ein Jugendbild, oder er hatte den Fotografen beauftragt, die Tränensäcke und die Falten in seinem Gesicht zu entfernen.
    Sie hatte niemals an seinen Falten Anstoß genommen. Sie wußte, daß er darunter litt. Er hatte es ihr einmal zu Beginn ihrer Bekanntschaft gesagt. Aber sie hatte ihm erklärt, daß sie Falten in keiner Weise störten, daß sie irgendwie zu einem männlichen Gesicht gehörten. Und sie hatte nicht einmal die Unwahrheit gesagt. Auf diesem Bild, das sie in ihren Händen

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