Seine junge Geliebte
ich zum Kongreßzentrum muß. Ich hatte ein paar mal da zu tun. Man wollte eine Ausstellung von mir machen, aber der Plan hat sich leider zerschlagen. Die Leute sind zu snobistisch. Am Montparnasse sind sie netter.« Er steuerte auf eine Treppe zu, die zur Oberwelt führte. »Da vorn ist dein Hotel!« Er blieb vor dem Pracht gebäude stehen und schaute Bärbel schmunzelnd an. »Da hat man dir wirklich eines der teuersten Hotels von Paris ausgesucht, aber dafür hast du auch jeden erdenklichen Luxus.«
Ein livrierter Diener öffnete die Tür. Die beiden traten ein. Bärbel ging zum Empfang »Man hat für mich ein Zimmer bestellt: Bärbel Linke.«
Der Herr am Empfang öffnete ein Buch, glitt mit dem Bleistift über die Namen, die dort eingetragen waren, und nickte. »Ein Hausdiener wird Sie nach oben begleiten.«
»Der Hausdiener bin ich«, sagte Axel prompt. »Ich bin der Privatdiener von Fräulein Linke und für ihr Wohl verantwortlich.«
Der Empfangschef schaute ein wenig irritiert den jungen Mann an, dann reichte er ihm achselzuckend den Schlüssel. »Im dritten Stock bitte.«
»Ich weiß«, erklärte Axel, als er den Schlüssel entgegennahm. »Dreihundertdreiunddreißig«, las er die Nummer vor.
Sie blieben vor dem Fahrstuhl stehen. Bärbel drückte auf einen Knopf. Es dauerte nicht lange, da ertönte auf der gegenüberliegenden Seite ein Glockenton, und die Tür eines Fahrstuhls öffnete sich. Axel und Bärbel traten ein. Bärbel drückte auf den Knopf, der den Lift zum dritten Stock brachte.
»Nun bin ich aber gespannt, wie mein Zimmer aussieht. Ich habe noch nie in einem solchen Luxusschuppen gewohnt.«
»Ich auch nicht.«
»Aber woher weißt du so genau Bescheid?«
Axel schmunzelte. »Man geleitet doch gelegentlich reiche Damen in ihre Suiten. Bitte sehr …« Er öffnete die Tür. Bärbel stieg aus dem Fahrstuhl, Axel folgte ihr. Sein Blick ging suchend zu den Ziffern, die an der Wand angebracht waren. Ein Pfeil deutete an, in welche Richtung sie zu gehen hatten.
»Links schwenkt marsch!« Axel nahm den Koffer auf und folgte raschen Schrittes dem Korridor, der nicht enden zu wollen schien. Schließlich blieben sie vor der letzten Tür stehen. Bärbel schloß auf. Überrascht blieb sie auf der Schwelle stehen. »Das ist ja wirklich wie im Märchen. Fernseher, Kühlbox – alles, was man zum Leben braucht.«
»Zum Luxusleben«, korrigierte Axel. Er stellte Bärbels Koffer auf den Schemel, der dafür vorgesehen war, ging zur Kühlbox, öffnete die Tür und nahm eine kleine Flasche Sekt heraus. »Die Getränke aus diesen Kühlboxen sind in diesen Hotels zwar unverschämt teuer, aber ich glaube, wir können uns einen Willkommenstrunk leisten!« Er nahm die Preisliste, die auf der Kühlbox lag, und pfiff durch die Zähne. »Fünfmal so teuer wie im Geschäft! Aber nichts desto trotz …«
Er nahm zwei Gläser aus der Kühlbox, öffnete den Verschluß der Flasche und ließ den Inhalt in die Gläser laufen. Laut lachte er auf, als er sein Glas hob.
»So wenig ist in den Fläschchen drin, es reicht kaum aus, um diese Gläser zu füllen. Trotzdem …« Er wollte mit Bärbel anstoßen, aber sie zögerte. Sie mußte plötzlich an Peter denken, der jetzt im Krankenhaus lag, der nicht ahnte, was in Paris vor sich ging …
»Ist etwas?« Axels Stimme klang besorgt. Er legte seine Hand auf ihre Schulter und schaute sie forschend an.
Bärbel schüttelte den Kopf. »Es ist nur …« Einen Augenblick lang kam ihr der Gedanke, Axel reinen Wein einzuschenken und ihm zu sagen, daß sie eigentlich gebunden sei. Aber dann hob sie ihr Glas und stieß an. Es gab einen dumpfen Ton. Sie zuckte zusammen. Sämtliche abergläubische Sprüche fielen ihr ein, daß ein Glas, das nicht hell klingt, irgendwie Unglück bringen könne. Aber dann warf sie ihre Bedenken über Bord.
»Trinken wir auf –«, fast hätte sie gesagt, Peters Genesung aber sie korrigierte sich rechtzeitig: »unseren Aufenthalt in Paris!«
»Auf daß er recht lange dauern möge!«
10
»Sie können ruhig alles essen!« Schwester Angelika war zu Peter Sartorius ins Zimmer getreten. Sie deutete auf den Kaffee und das Stück Kuchen, das auf dem Nachttisch stand: »Da sie keine Vollnarkose hatten, brauchen Sie sich im Essen gar keine Beschränkungen aufzuerlegen.«
»Ich habe aber keinen rechten Appetit.« Sartorius' Stimme klang noch ziemlich matt. Er hatte die Wirkung des Beruhigungsmittels, das man ihm vor dem Eingriff gespritzt hatte noch nicht
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