Seine junge Geliebte
Gefallen getan haben, uns allein zu lassen.« Er zog sie an sich. Auge ruhte in Auge, Lippe brannte auf Lippe …
»Jetzt müssen wir aber aussteigen.« Bärbel machte sich von Axel los, nahm ihren Koffer und ging auf den Gang hinaus, der sich schon geleert hatte. Axel folgte ihr lachend. »Der Zug fährt nicht weiter. Wir hätten ruhig das Alleinsein noch ein wenig genießen sollen.« Er nahm Bärbels Koffer und ging mit ihr zum Ausgang. »Ich bringe dich ins Méridien«, erklärte er.
Er steuerte auf einen Treppenabgang zu, stieg hinunter, stellte einen Augenblick den Koffer ab und griff in die Tasche. »Ich habe immer Metro-Fahrscheine bei mir. Sonst müßte man sich –«, er zeigte auf die Schlange, die an einem Schalter stand. »anstellen. Man kann sich auch ein Billet von einem wilden Händler kaufen.« Er nickte zu einem Araber hin, der sich an die Reisenden heranmachte und versuchte, seine vorher gekauften Karten zu einem höheren Preis zu verhökern. »Aber da zahlt man erstens viel zuviel, zum anderen besteht die Gefahr, daß man falsche Tickets kauft. Siehst du …« Er deutete auf einen der Durchgänge. Ein Angestellter der Metro kam hinzu, nahm das Billet, das auf der anderen Seite herausgekommen war, entgegen und schaute den Touristen vorwurfsvoll an.
»Das ist ein gebrauchter Fahrschein. Jedes Billet hat –«, Axel deutete auf einen Streifen, der längs über die Fahrkarte lief, »eine magnetische Speicherung. Sie wird umgepolt, sobald der Fahrschein benutzt worden ist. Versucht man, mit einem gebrauchten Fahrschein noch einmal durchzukommen, mißlingt das. Und man fällt auf, weil sich der Computer meldet. So …« Er steckte erst einen Fahrschein in den Schlitz, wartete, bis es durchgelaufen war, ging durch die Barriere und deutete auf den Fahrschein, den er Bärbel gegeben hatte. »Jetzt bist du an der Reihe!«
Bärbel steckte die gelbe Karte in den Schlitz. Sie wurde ihr entrissen und kam auf der anderen Seite heraus. Sie konnte die Schranke öffnen.
»Wir müssen in Chatelet umsteigen, aber das geht sehr rasch. In spätestens einer halben Stunde sind wir im Hotel.«
»Ich bin so froh, daß du bei mir bist.« Bärbel wollte ihm den Koffer abnehmen, aber er wehrte ab. »Laß nur. Ich glaube nicht an die Emanzipation der Frau. Ich bin noch ein –«, Axel schmunzelte, »Gentleman alter Schule. Außerdem –«, er nahm beide Koffer auf, »trägt es sich mit Last und Gegenlast viel leichter, als wenn man nur einen einzigen Koffer in der Hand hält. Hier müssen wir runter.« Er stieg die Stufen zum Bahnsteig hinab. Der Zug fuhr ein.
Die beiden stiegen ein.
Ein lauter Mißton erklang. Die Türen schlossen sich. Die Metro fuhr ab.
Axel stellte die Koffer auf den Boden. Er nahm Bärbels Arm und deutete auf die Linienführung, die an den Seitenwänden des Wagens angebracht war. »Die Pariser Metro ist wohl die einzige absolut narrensichere Untergrundbahn der Welt. Hier muß man schon geistig sehr beschränkt sein, wenn man sich verirren will.«
»Ich habe Sie wieder einmal bewundert, mit welcher geschickten Hand Sie heute früh die kosmetischen Eingriffe an den Augen durchgeführt haben.« Heidmann saß endlich neben Bruckner im Ärztekasino. Sie waren die letzten, die Operationen hatten länger gedauert.
»Ich bin nichts weiter als ein guter Handwerker. Wahrscheinlich wäre ich auch ein guter Feinmechaniker geworden.« Dr. Bruckner nahm sich etwas von dem Gemüse und goß sich Soße über die Kartoffeln. »Ein Chirurg muß in allererster Linie wirklich ein guter Handwerker sein. Er darf nicht schludern oder pfuschen. Man sieht die Erfolge oder Mißerfolge sofort.«
»Machen Sie eigentlich kosmetische Eingriffe gern?« Heidmann goß sich etwas Selterswasser in ein Glas und trank es in kleinen Schlucken leer.
»Die Frage muß ich mit einem Ja und einem Nein beantworten. Den Eingriff, den ich heute vorgenommen habe, führe ich im allgemeinen nicht gern durch. Wenn der Psychiater nicht so sehr dafür gewesen wäre, hätte ich den Patienten zurückgewiesen.«
»Aber warum?« wunderte sich Dr. Heidmann. »Der Eingriff ist doch bestens gelungen. Herr Sartorius wird wirklich viel jünger aussehen, wenn alles abgeheilt ist. Wenn ich an die dicken Tränensäcke denke, die er unter den Augen hatte, oder an das Oberlid, das ja fast die Hälfte des Auges verdeckte, dann muß ich sagen, daß dieser Eingriff doch sehr genützt hat.«
»Das kann man nur bedingt sagen.« Thomas Bruckner schob den
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