Seine junge Geliebte
man aber nicht hineinblicken konnte. Seine Augen lagen im Dunkeln.
Er ging im Zimmer auf und ab. Die eifersüchtigen Gedanken, die ihn die ganze Nacht gequält hatten, fielen allmählich von ihm ab und machten anderen Gedanken Platz, die sich mit der Freude beschäftigten, die Bärbel sicher bei seiner Ankunft haben würde. Er war ihr noch niemals nachgefahren, hatte sie niemals überrascht, wenn sie auf Reisen war. Es war zum ersten Male …
Es klopfte an die Tür. Dr. Bruckner trat ein und reichte ihm die Hand. »Sie haben sich also nun doch entschlossen, uns zu verlassen?« Prüfend ruhte Dr. Bruckners Blick auf Peter Sartorius.
»Ja –, Sie hatten vollkommen recht, als Sie mir sagten, ich solle gleich nach der Operation nach Hause gehen. Man hält es im Krankenhaus einfach nicht aus. Die ganze Umgebung bedrückt einen.«
»Nehmen Sie doch bitte einmal die Brille ab. Ich möchte mir mein Werk noch einmal betrachten, bevor Sie gehen.«
»Selbstverständlich!« Er nahm die dunkle Brille ab. Der Oberarzt nahm ihn am Arm und führte ihn vor das Fenster. »Sie haben sich sicherlich schon genauer betrachtet …«
Sartorius nickte. »Ja, schön sehe ich gerade nicht aus.«
»Möglicherweise wird sich die Blauverfärbung noch etwas vergrößern. Es kann vorkommen, daß –«, Dr. Bruckners Finger umfuhr die Wange, »sich die blaue Farbe bis hierher ausdehnt. Das Blut läuft in dem weichen Gewebe nach unten, aber das können Sie mit einer Make-up-Schicht gut verdecken. Kommen sie auf jeden Fall spätestens in drei Tagen wieder, damit ich ihnen die Fäden entfernen kann.«
»In drei Tagen?« wiederholte er und überlegte. Dann nickte er. »Gut, ich bin in drei Tagen wieder hier. Habe ich sonst irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen zu beachten?«
»Sie können den Abbau des Hämatoms beschleunigen, wenn Sie Wärme auf die Augen tun. Einfach ein Heizkissen auflegen oder eine Wärmflasche. Aber nötig ist es nicht, und sehr viel schneller können Sie damit die blaue Farbe auch nicht vertreiben.« Er reichte Peter Sartorius die Hand. »Ich lasse Ihnen die Entlassungspapiere fertig machen. Kommen Sie dann bitte im Dienstzimmer vorbei. Schwester Angelika wird sie aushändigen.«
Dr. Bruckner schaute Peter Sartorius noch einmal prüfend an. Dann verließ er das Krankenzimmer, überquerte den Flur und betrat das Dienstzimmer.
Dr. Heidmann schaute ihm fragend entgegen. »Nun, was haben Sie für einen Eindruck?«
Dr. Bruckner ließ sich in den Sessel fallen. Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht recht, was ich von dem Patienten halten soll. Er macht einen gelösten Eindruck, scheint richtig fröhlich zu sein, als habe er eine gute Nachricht erfahren.«
»Komisch!« Schwester Angelika schüttelte den Kopf. »Als ich heute morgen bei ihm war, sah er aus, als ob er sich jeden Augenblick umbringen wollte.«
Dr. Heidmann sprang auf. »Haben Sie nicht einmal selbst gesagt, daß bei depressiven Patienten auf eine Phase der Traurigkeit oft ein Zustand merkwürdiger Fröhlichkeit folgt, und daß dieser Zustand sehr gefährlich sei, weil die Patienten dann oft Selbstmord begehen?«
Dr. Bruckner nickte. »Im Prinzip haben Sie recht, aber bei Herrn Sartorius hatte ich nicht den Eindruck.«
»Möglicherweise hat er Nachricht von seiner –«, Schwester Angelika hüstelte, »Freundin. Und das hat ihn wieder fröhlich gemacht. Haben Sie nicht danach gefragt?« Neugierig schaute sie Dr. Bruckner an.
»Nein, das habe ich nicht getan. Aber nun –«, er deutete auf die Papiere, die auf dem Tisch lagen, »machen Sie bitte alles fertig. Ich habe den Eindruck, daß er so bald wie möglich unser gastliches Haus verlassen möchte.«
»Auch wenn Sie heute nacht hier nicht geschlafen haben, müssen Sie das Zimmer doch bezahlen!« Der Kassierer des Méridien-Hotels reichte Bärbel die Rechnung. »Unterschreiben Sie bitte.«
»Kann ich mit einem Euroscheck bezahlen?« Bärbel schaute erschrocken die hohe Summe an, die auf der Rechnung stand.
»Sie brauchen überhaupt nicht zu bezahlen«, erklärte der Kassierer. »Das macht ihre Redaktion. Sie brauchen nur zu unterschreiben.«
Erleichtert setzte Bärbel ihren Namenszug auf die Rechnung. Dann nahm sie ihren Koffer und folgte Axel auf die Straße.
»Du hättest der Zeitung wirklich das Geld sparen können. Fünfhundert Franken sind kein Pappenstiel – und das für eine Nacht …«
»Die in dem kleinen Hotel viel schöner war, als sie es hier je hätte sein können!« Bärbel
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