Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seine junge Geliebte

Titel: Seine junge Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
Vom Netzwerk:
glaube, darüber bin ich nun hinweg.«
    »Das ist mein kleines Hotel!« Axel stand mit Bärbel in der Rue Saint-André-des-Arts. Er deutete auf das schmalbrüstige Haus auf der gegenüberliegenden Seite. »Übermütig sieht es nicht aus, aber innen ist es sehr gemütlich. Komm – ich mache dich mit dem Inhaber bekannt.« Er nahm Bärbels Hand.
    Wie übermütige Kinder liefen sie über die Straße und betraten den kleinen Empfangsraum. Der junge Mann hinter des Theke schaute erstaunt auf. Er strahlte, als er Axel erkannte. »Sie sind schon da? Das Zimmer ist bereit. Es war nicht einfach, noch eins zu bekommen«, erklärte er.
    »Das ist Monsieur Gobin«, stellte Axel vor. »Der Inhaber dieses hübschen Hotels. Können wir uns das Zimmer anschauen.«
    »Aber selbstverständlich.« Monsieur Gobin nahm vom Bord einen Schlüssel herunter und reichte ihn Axel. »Im dritten Stock. Sie kennen sich ja hier aus.«
    »Und ob ich mich hier auskenne!« Axel nahm den Schlüssel entgegen. Er trat auf den Flur hinaus und deutete auf die schmale Wendeltreppe, die in die oberen Stockwerke führte. »Einen Fahrstuhl gibt es hier nicht. Wir müssen alles zu Fuß machen.« Er zog Bärbel zur Treppe, stürmte im Geschwindschritt hinauf, so daß sie kaum folgen konnte. Im dritten Stock hielt er, betrat den engen Flur und blieb an der Tür stehen.
    »Hier werden wir wohnen!« Er steckte den Schlüssel in die Tür und öffnete sie. Bärbel blieb auf der Schwelle stehen.
    »Wir?« entfuhr es ihr.
    »Ja – wir beide. Oder –« er legte seinen Arm um ihre Taille, »ist dir das Zimmer nicht groß genug?«
    »Groß genug schon, aber wo willst du schlafen?«
    »Dort!« Axel deutete auf das große Doppelbett, das mitten im Raum stand.
    »Und ich?«
    »Dort!« Axel wiederholte die Geste.
    Bärbel schluckte ein paarmal. Sie trat ans Fenster und schaute auf die Dächer der gegenüberliegenden Häuser, die in unmittelbarer Nähe des Fensters waren. Axel trat zu ihr. Mit einer Handbewegung zog er den Vorhang vor. »Du brauchst keine Angst zu haben, daß jemand hineinschauen wird. Außerdem –«, er lächelte, »sind das Bedenken, die man in Paris nicht zu haben braucht.« Er zog sie vom Fenster weg.
    Sie saßen beide nebeneinander auf dem Bett. Bärbels Herz klopfte bis in den Hals hinein, ihre Gedanken wanderten nach Köln zu Peter, der jetzt operiert im Krankenhaus lag; der niemand hatte, der sich um ihn kümmerte. Bedenken kamen ihr. Sie wollte aufstehen, aber Axel ließ es nicht zu. Er hielt sie fest, zog sie zu sich heran und schaute sie lächelnd an: »Ist es nicht schön hier? Hast du nicht selbst gesagt, daß wir sehen müssen, ob wir zueinander passen? Jetzt haben wir die beste Gelegenheit dazu …«
    Sein Gesicht näherte sich immer mehr ihrem Gesicht, wurde größer, verschwamm. Noch einmal wanderten ihre Gedanken nach Köln, aber sie blieben nicht lange dort. Axel hatte sie in die Arme genommen, preßte sie fest an sich und streichelte ihre Haare. »Ich bin so glücklich, daß ich dich gefunden habe …«

11
    »Raus aus den Kartoffeln – rein in die Kartoffeln!« Schwester Angelika warf ärgerlich eine Krankengeschichte auf den Schreibtisch. Sie setzte sich und schaute kopfschüttelnd Dr. Bruckner an, der vor ihr stand und lächelte.
    »So ärgerlich habe ich Sie selten gesehen. Welche Laus ist Ihnen denn nun wieder über die Leber gelaufen?«
    »Laus ist der richtige Ausdruck!« Schwester Angelika zeigte zur Tür hin. »Herr Sartorius will entlassen werden!«
    »Na und?« Dr. Bruckner zog sich einen Stuhl herbei. »Ich hatte ihm ja gesagt, daß er nicht ein paar Tage hier zu bleiben braucht. Da bekommen wir wieder ein Bett frei …«
    »Aber die Arbeit, die er mir macht!« Schwester Angelika seufzte. »Erst melde ich ihn für eine Woche an. Jetzt muß ich ihn bei der Verwaltung wieder abmelden. Sie vergessen den Papierkrieg, den ich zu führen habe.«
    Dr. Bruckner ging lächelnd an den Schrank und öffnete ihn. Schwester Angelika sprang auf und ging zu ihm. »Was suchen Sie denn da in meinem Medikamentenschrank?«
    »Ein Beruhigungsmittel, liebe Schwester Angelika.« Dr. Bruckner griff in die hinterste Reihe, holte die bewußte Flasche mit der grünen Flüssigkeit heraus und füllte ein Medikamentenglas. »Sie sollten Ihren eigenen Tranquilizer trinken!«
    Ärgerlich wehrte die alte Schwester ab. »Der hilft bei dem Ärger auch nicht.«
    »Sie bieten ihn doch uns immer an, wenn wir uns geärgert haben. Versuchen Sie es doch

Weitere Kostenlose Bücher