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Seine junge Geliebte

Titel: Seine junge Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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hängte sich bei Axel ein. Er nahm Bärbels Koffer.
    »Das Wetter ist so schön«, sagte Axel. »Da habe ich mir gedacht, wir bummeln noch durch die Straßen. Der Koffer ist so leicht, daß er mich wirklich nicht belastet.« Er bog mit Bärbel in die Hauptstraße ein. Vor ihnen tauchte in der Ferne der Arc de Triomphe auf. Axel hatte Bärbels Arm genommen. Strahlend schaute er sie an. »Ist das nicht viel schöner, als Metro zu fahren? Die Sonne lacht. Sie freut sich, daß es in Paris zwei verliebte Menschen gibt – so verliebt und glücklich, wie wir es sind!« Er blieb plötzlich stehen, stellte den Koffer auf die Straße, umarmte Bärbel, zog sie an sich und küßte sie.
    Die Menschen machten einen Bogen um sie herum und achteten gar nicht auf sie. Für sie war es eine Selbstverständlichkeit, daß sich ein junges Liebespaar im Schatten des Triumphbogens umarmte und küßte.
    »Jetzt hätte man uns den Koffer klauen können – und wir hätten es nicht einmal gemerkt!« Lachend ließ Axel Bärbel los. »Aber er ist noch da!« Er nahm den Koffer und ging mit Bärbel weiter auf den Triumphbogen zu.
    »Liebende haben einen besonderen Schutzengel. Ich glaube selbst Diebe nehmen Rücksicht …«
    Sie hatten den Etoile erreicht. Durch die Unterführung gingen sie zur Mitte des Platzes und stellten sich unter den Triumphbogen vor die Ewige Flamme, die dort aus dem Boden loderte. »Heute nachmittag gehen wir zu der Galerie im Montparnasse. Du wirst beim Aufhängen der Bilder helfen, ja?«
    »Ich?« Bärbel hing sich bei Axel ein. »Meinst du, ich verstehe etwas davon? Über die Mittagszeit mache ich erst meine Interviews. Um 12 Uhr ist das erste …«
    »Gut! Auch wenn du nichts davon verstehen würdest, wäre es nicht bedeutungslos. Die meisten Kritiker verstehen von dem, was sie beurteilen, auch nichts. Aber sie schreiben darüber! Wenn ich dir die Kritiken zeigen würde, die über mich in den Zeitungen gestanden haben, ich glaube, ich hätte das Malen schon längst aufgegeben.«
    »Ich weiß!« Bärbel nickte. »Ein alter Chef von mir sagte immer, wenn er einen unserer jungen Leute zu einer Kritik wegschickte, daß man die Künstler als Kritiker von ihrem hohen Roß, auf dem sie sitzen, herunterholen solle. Man müsse ihnen aber auch die Steigbügel reichen, damit sie wieder aufsteigen können. Das wird meistens vergessen. Fast alle Kritiker reißen nur herab.«
    »Die Steigbügel reichen, das können sie meistens nicht!« stimmte ihr Axel bei. »Weil sie sich mit der Materie, die sie kritisieren, im allgemeinen nicht ausreichend beschäftigt haben. Ich hoffe, du wirst in deiner Zeitung eine Kritik über meine Bilder schreiben.«
    »Wenn mein Chef es gestattet, will ich es gern tun. Schau nur …« Sie deutete auf die Flamme, die aus dem Erdboden loderte, zuckte, auszulöschen drohte, aber doch jedem Windstoß widerstand. »Sie ist fast das Symbol eines Künstlers. Sie läßt sich auch nicht unterkriegen. Im Gegenteil –«, lächelnd schaute Bärbel die bläulich lodernde Flamme an, »man hat das Gefühl, daß sie nach jedem Auslöschversuch um so heller aufsteigt.«
    »Was mich nicht umbringt, macht mich härter, hat einmal jemand gesagt«, pflichtete Axel ihr bei. »Aber nun komm –, wir wollen gehen. Wir müssen irgendwo etwas essen, bevor deine Arbeit beginnt!«
    Peter Sartorius war in einem Taxi nach Hause gefahren. Er hatte seinen Koffer gepackt. Als er seinen Schreibtisch ordnete, fiel ihm ein Brief seines Sohnes in die Hand. Er hatte ihn vor einigen Monaten bekommen, aber nicht geöffnet.
    In der Zwischenzeit hatte er ihn vergessen. Nun griff er nach einer Schere, schnitt den Umschlag auf und nahm den Brief heraus. Bei dem Lesen der Zeilen packte ihn die Reue. Er bedauerte es, den Brief damals nicht geöffnet und gelesen zu haben. Sein Sohn entschuldigte sich für sein Verhalten und bat um eine neue Unterredung, um alles wieder einzurenken. Er teilte ihm des weiteren mit, daß er ein Lokal aufzumachen beabsichtige: ›Axels Malkasten‹ in der Darmstädter Straße. Ja, davon hatte er inzwischen gehört.
    Er überlegte, was er tun sollte. Konnte er es mit seinem Stolz vereinbaren, einfach vorbeizufahren und kurz mit seinem Sohn zu sprechen?
    Er überlegte und schaute auf die Uhr. Er hatte noch genügend Zeit. Sein Zug ging erst um halb fünf. Wenn er auf dem Weg zum Bahnhof an dem Lokal vorbeifuhr, konnte er versuchen, mit Axel zu reden, und konnte das tun, was er eigentlich schon lange hätte tun

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