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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ihm nach Hause tänzelte, nahm seine Lordschaft die Hecken auf der linken Seite genau aufs Korn, um den Feldweg zu entdecken, der sicherlich vorhanden sein mußte. Aber seine Suche war erfolglos. Eingezäunte Felder mit verschlossenen Gattern bildeten die einzige Unterbrechung der Hecken. Ehe er sich's versah, blickte er wieder die Baumallee hinab, durch die die Todeskutsche vor zwei Nächten heraufgaloppiert war.
    »Verflixt noch mal!« knurrte Wimsey.
    Zum erstenmal kam ihm der Gedanke, daß die Kutsche vielleicht umgekehrt und durch Little Doddering zurückgefahren sein mochte. Am Mittwoch war sie ja bei der Kirche gesichtet worden. Aber auch dann war sie in Richtung Frimpton davongaloppiert. Nach weiterer Überlegung kam Wimsey zu dem Schluß, daß sie von Frimpton gekommen, dann um die Kirche gefahren – natürlich in der entgegengesetzten Richtung des Uhrzeigers – und auf derselben Straße wieder zurückgekehrt sein mußte. Aber in dem Falle –
    »Zurück, marsch, marsch!« sagte Wimsey, und Polly Flinders rotierte gehorsamst auf der Straße. »Durch eines dieser Felder ist sie gefahren oder ich heiße Hans.«
    Er ritt im Schritt auf dem Grasstreifen an der rechten Seite und starrte auf den Boden, als sei er ein Schotte, der einen Groschen verloren hat.
    Das erste Gatter führte auf ein geeggtes Feld, das mit Winterweizen besät war. Man konnte deutlich erkennen, daß seit Wochen nichts Berädertes darüber hinweggerollt war. Das zweite Gatter sah verheißungsvoller aus. Dahinter lag unbebautes Land, und der Eingang war mit zahllosen Radspuren bedeckt. Eine weitere Untersuchung ergab jedoch, daß dies das einzige Gatter zu diesem Feld war, und es schien unwahrscheinlich, daß die geheimnisvolle Kutsche auf ein Feld gefahren war, das keinen Ausgang hatte. Wimsey suchte also weiter.
    Das dritte Gatter war in schlechtem Zustand. Es sackte stark; die Haspe war verschwunden und das Gatter mit Draht am Pfosten festgebunden. Wimsey stieg ab und prüfte den Draht, überzeugte sich aber bald, daß seine rostigen Windungen in letzter Zeit nicht angerührt worden waren.
    Es blieben noch zwei Gatter bis zur Kreuzung. Eins davon führte wieder in ein gepflügtes Feld, dessen dunkle Furchen unberührt dalagen, aber beim Anblick des letzten Gatters hüpfte Wimseys Herz vor Freude.
    Hier war ebenfalls gepflügtes Land, doch um das Feld herum lief ein breiter, ausgetretener Weg mit zahlreichen, teils unter Wasser stehenden Wagenspuren. Das Gatter war nur eingehängt, nicht verschlossen. Wimsey untersuchte die Anfahrt. Unter den breiten, von Farmwagen hinterlassenen Rillen sah er die Spur von vier eng zusammenstehenden Rädern und den unverkennbaren Abdruck von Gummireifen. Er stieß das Gatter auf und ritt hindurch.
    Der Weg lief an zwei Seiten des Feldes entlang. Dann kam noch ein Gatter und ein anderes Feld, auf dem eine lange Futterrübenmiete und mehrere Scheunen standen. Beim Geräusch von Pollys Hufen kam ein Mann mit einem Malerpinsel in der Hand aus der nächsten Scheune und wartete, bis Wimsey heranritt.
    »Morgen!« begrüßte ihn der letztere mu nter.
    »Morgen, Sir.«
    »Schöner Tag nach dem Regen. «
    » Das ist wahr, Sir.«
    »Ich bin doch hoffentlich nicht auf einem verbotenen Weg?«
    »Wo wollten Sie denn hin, Sir? «
    » Ich dachte – nanu!«
    »Etwas nicht in Ordnung, Sir?«
    Wimsey rückte im Sattel hin und her.
    »Ich glaube, der Gurt ist etwas verrutscht. Er ist neu. Besser einmal nachsehen.«
    Der Mann kam näher, um die Sache in Augenschein zu nehmen, aber Wimsey war bereits abgesprungen und zupfte, mit dem Kopf unter dem Bauch der Stute, an einem Riemen.
    »Ja, er muß etwas enger geschnallt werden. Oh! Vielen Dank. Ist dies übrigens ein kürzerer Weg nach Abbott Bolton?«
    »Nicht zum Dorf, Sir, obgleich man von hier aus hinkommen kann. Dieser Weg führt zu Mr. Mortimers Ställen. «
    » Ach so. Ist dies sein Land?«
    »Nein, Sir, es gehört Mr. Topham. Aber Mr. Mortimer hat dieses und das benachbarte Feld gepachtet, um Viehfutter zu haben.«
    »Ach so.« Wimsey lugte über die Hecke. »Luzerne. Oder Klee.«
    »Klee, Sir. Und die Futterrüben sind für die Kühe. «
    » Oh – hält Mr. Mortimer außer Pferden auch Kühe? «
    » Ja, Sir.«
    »Sehr schön. Zigarette?« Wimsey hatte sich interessiert bis an die Scheune herangeschlängelt und blickte geistesabwesend in das dunkle Innere. Dort standen einige Farmgeräte und ein antiker schwarzer Einspänner, der anscheinend gerade neu lackiert wurde.

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