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Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition)

Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition)

Titel: Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Binder
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bis ich von jedem eine Identitätskarte in den Fingern halte und sie per Handy auf der Wache überprüfen lasse. Unser Bauchgefühl hat uns nicht getrogen: Alle sind polizeilich bekannt, wegen Einbruch und Diebstahl.
    Ein weiterer Streifenwagen, offenbar ebenfalls auf dem Weg zu McDonald’s, kommt vorbei und hält neben uns an. »Sollen wir mal kurz in die Taschen gucken, Mädels?«
    Ich winke die Kollegen heran, aber in den Taschen der Männer findet sich nichts wirklich Verbotenes: ein paar Schraubendreher (»Bau ich grad zu Hause Badezimmer neu auf!«), eine Brechstange (»Hab ich immer dabei, wegen gefährlich auf Straßen!«) und zwei Taschenmesser (»Ordentlicher Handwerker braucht Messer!«).
    Seufzend gebe ich alles wieder heraus und notiere mir die Daten.
    »Warum du schreibst uns auf? Wir nichts gemacht. Nix Zabzarab diese Mal!«
    »Ja, und damit das heute Nacht so bleibt, schreib ich Sie auf. Wenn wir morgen feststellen, dass hier in der Gegend irgendwem was fehlt, dann wissen wir, dass wir bei Ihnen suchen müssen!«
    »Das nicht fair, feine Frau. Das nicht fair! Auto ist leer, hast du gesehen, feine Frau!«
    Schulterzuckend gebe ich die Ausweise zurück. »Was ist schon fair? Kabelklauen? Macht, dass ihr wegkommt!«
    Die Männer steigen wieder ein, wir ebenfalls. Ich beiße in meinen kalten Burger und muss würgen. Mit einem lauten »Bäääh!« lasse ihn zurück in die Tüte fallen und werfe sie auf den Rücksitz. Auch die Kollegin rührt ihr Essen nicht mehr an. Auf der Wache stopfen wir beides in die Mikrowelle. Die Reste sind jetzt matschig, aber wenigstens warm. Wir futtern sie nebenher, während wir unsere Schreibarbeiten erledigen.
    Langsam tritt jetzt die Nachtdienstmüdigkeit ein. Ich habe Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren, immer wieder fallen mir vor dem Bildschirm die Augen zu. Schließlich renne ich ein paarmal den Flur rauf und runter, um meinen Kreislauf in Schwung zu bringen. Was aber auch nur kurz hilft.
    »Einsätze?«, frage ich den Funker, aber der schüttelt den Kopf.
    »Setz dich ’nen Moment, Kleines, und mach Augenpflege!«
    Ich hocke mich auf einen der Stühle und stiere auf den Fernseher. Immer wieder fallen mir die Augen zu, aber ich kämpfe wacker. Als die Leitstelle sich über Funk meldet, sitze ich sofort senkrecht, reibe mir die Augen und lausche gespannt.
    Wenige Sekunden später rasen wir mit flackerndem Blaulicht durch die Nacht. Einbrecher! Der Anrufer hat Fremde beobachtet, die im Haus seiner Nachbarn, die im Urlaub sind, herumgeistern.
    Adrenalin schießt mir durch jeden einzelnen Muskel, und angespannt sitze ich am Steuer. Über Funk koordiniert der Funker die anderen Streifenwagen. Aus jeder Richtung ist jemand unterwegs. Kurz bevor wir ankommen, schalte ich das Blaulicht ab. Das Martinshorn war zu der Uhrzeit eh nicht an.
    Als wir aussteigen, treffen zwei weitere Streifenwagen ein. Selbst wie Einbrecher, schleichen wir durch den dunklen Vorgarten, postieren an jeder Hausseite einen Kollegen, dann gehen zwei von uns ins Haus.
    Ich stehe an der Terrassentür, durch die die Täter sich offenbar Zutritt verschafft haben und durch die jetzt auch die Kollegen ins Haus gelangen. Meine Hand ruht an der Waffe, konzentriert beobachte ich die Fenster der Hausrückseite, meine, eine Bewegung im Obergeschoss zu sehen, und höre die Kollegen brüllen: » POLIZEI ! KEINE BEWEGUNG !«
    Meine Füße zucken, am liebsten würde ich ebenfalls ins Haus stürmen und helfen, irgendwas tun. Aber dann steht hier niemand mehr, und wer weiß, wer noch im Haus ist.
    Die Kollegen bringen einen gefesselten Jugendlichen nach draußen und legen ihn auf dem Rasen ab, während ich weiter die Fenster nach einer Bewegung absuche und geistesabwesend meinen Fuß auf den Rücken des Jungen stelle.
    »Schön liegen bleiben!«, sage ich laut, als ich merke, wie er unter meinem Fuß alle Muskeln anspannt. Ich verlagere etwas Gewicht auf das Bein, mit dem ich auf seinem Rücken stehe. »Denk nicht mal dran. Ich bin schneller, ich bin nicht gefesselt, und ich habe eine Waffe!«
    Er bleibt angespannt, und ich konzentriere mich mehr auf ihn als auf die Fenster und die Rufe der Kollegen im Haus.
    Nach wenigen Minuten ist der Spuk vorbei, das Haus ist von oben bis unten durchsucht, und drei Einbrecher sitzen sorgsam verschnürt im Gras und gucken uns bockig an. Mehmet, Maurice und Andy heißen die Schätzchen, wie ich auf ihren Ausweisen, die sie freundlicherweise dabeihaben, lesen kann.
    »Da fühlt ihr

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