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Seine Zeit zu sterben (German Edition)

Seine Zeit zu sterben (German Edition)

Titel: Seine Zeit zu sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Ostermaier
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der Piste gezählt, saß, die Arme um die Knie geschlungen, am Boden und hatte hinausgeschaut. Obwohl es gar nicht schneite, war kein einziger Stern zu sehen und der Himmel schien, im Vergleich zu der weißen Schneefläche vor ihr, ungewöhnlich tief und schwarz zu sein.
    Kurz bevor er fertig war, kroch sie mit ihrem Höhepunkt in ihren Körper zurück, um ihn hinauszustoßen, seinen Samen abzuwehren, der kalt wie Schnee auf ihren weißen Schenkeln geklebt hatte. Sie hatte ihn zu heftig zurückgestoßen. Er war zu lange in ihr gewesen, er hatte in ihr kommen wollen, sie wusste es, er hatte ihr Herz wundgerieben mit dem Kreuz, das auf seiner Brust gebaumelt hatte, der Gekreuzigte wie ein Gehängter. Und dann hatte sie ihr rotes Herz mit Weißwein reinwaschen wollen, this is not a love song . Es waren viele Waschgänge nötig. Schleudergänge.
    Und jetzt stand sie wieder vor einer Riesensauerei. So viel Weißwein hatte sie gar nicht im Haus. Diese Flecken würden ewig bleiben, auf dem Teppich, der weißen Ledercouch, auf ihrem Herzen. Da half auch kein Champagner. Sie wird dieses Geräusch nie vergessen können. Als der Hals an der Stahlkante brach, als wäre auch ihr Genick gebrochen, das Phantom, als hätte es ihr das Genick gebrochen. Sie hatte erst im Wohnzimmer gewagt, das Röhrchen aus der Jeans zu ziehen. Genauso, wie sie gelernt hatte zu ziehen.
    Dann war alles ganz schnell gegangen. Zu schnell, um sich heute Morgen daran zu erinnern. Filmriss. Ihr Kopf schmerzte, schmerzte mehr als sonst. Die Tabletten lagen auf dem Nachttisch. Das Röhrchen war offen. Sie war nackt. Das Bett war mit Blut verschmiert. Kein Schmerz zeigte ihr die Wunde.
    »Der mutmaßliche Sexualstraftäter …«, sie schlug den Radiowecker aus, schrie auf und entdeckte die Scherbe in ihrer Handfläche. Im nächsten Moment sprang der Fernseher gegenüber dem Bett an und zeigte die Hahnenkammwebcam. Ein Mann mit schwarzem Helm entfernte sich in dem undeutlichen Flimmern von der Bergstation. Fuhr die Gondel denn schon?, fragte sich Bonnie und vergaß für eine Sekunde, was sie im Wohnzimmer entdeckt hatte.
    Heute war die Streif, durchschoss es sie, Ausnahmezustand. Kein Tag wie jeder andere.
    Sie legte die Hand auf den Bauch. Sie durfte keine Zeit verlieren. Wo waren ihre Kleider? Sie musste ins Bad, zuerst ins Bad. Einen klaren Kopf, ins Bad, eine kalte Dusche, kalt duschen, das hilft, Schminke, man durfte ihr nichts anmerken. Sie drehte das Wasser auf, der harte Strahl traf die Brust, als es an der Tür läutete. Oh Gott, das hatte sie ganz vergessen. Sie verharrte in Schockstarre, als es erneut durch die Wohnung schrillte. Sie warf sich den Bademantel um und rannte zur Tür, sprang über die Scherben, lief durch das Rot, um die Kette in den Anschlag zu zwingen und die Tür einen Spaltbreit zu öffnen.
    »Hey, Bonnie, wie siehst du denn aus?«, lachte Schatterer sie an. »Hast du wieder einen über die Klinge springen lassen? Der Motor läuft. Keine Zeit zu verlieren. Magst du mich nicht reinlassen?«
    »Ich komm gleich«, schlug ihm Bonnie die Tür vor der Nase zu und rutschte an der Wand zu Boden.
    »Ich steh vor der Einfahrt«, hörte sie ihn rufen, dann waren es nur noch Schritte und aus dem Fernsehgerät tönte es »Kitzbühel, du mein Augenstern« und vor dem Fenster explodierte ein Feuerwerkskörper. Bonnie umschlang wieder ihre Knie. »Ich werde verrückt«, murmelte sie, »ich darf nicht verrückt werden, mach dich nicht verrückt.«
    Der Knoten ihres Mantels löste sich.

3
    »Würdest du auch einen Mörder verteidigen?« Joseph Grünsee stand am Ufer des Schwarzsees.
    »Warum, hast du jemand umgebracht?«
    Wie weit würde das Eis tragen? Er inhalierte die Kälte, sog den Nebel in seine Lungenflügel und setzte den linken Fuß vorsichtig auf das Eis.
    »Nein, noch nicht.«
    Er hatte ihn inmitten des Lärms wegen der Tausenden von Stimmen in seinem Kopf kaum verstanden, durch seine Gehörgänge dröhnten Stiefel.
    »Aber wenn«, hatte er geschrien, »wenn, würdest du das dann für mich übernehmen?« Jetzt den rechten Fuß, die Oberfläche trug sein Körpergewicht leichter als seine Schläfen.
    »Ja, ja, würde ich, wenn du nicht mich umbringst«, hatte er lachend geantwortet und versucht, hinter seinem Lachen jeden Gedanken in einer eigenen Zelle auszunüchtern. Ob er noch einen zweiten Schritt riskieren konnte?
    »Und wenn es ein Kind wäre?«
    »Ein Kind?«
    Das Eis knisterte, wurde lauter, ein Lauffeuer unter dem Eis,

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