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Seitensprung ins Glück

Titel: Seitensprung ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary E Mitchell
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sagt, ich bin ein echtes Plus.«
    »Ja, das bist du, Milton«, gebe ich ihm recht und geleite ihn vorsichtig am Ellbogen in den hinteren Teil des Raumes. »Und ich verspreche dir, dass wir nachher weiterreden. Nach dem Elternabend, ja?«
    Ich spüre, wie Milton sich sträubt, als ich ihn zurück zur Tür bringe. Aber hier handelt es sich um einen Elternabend, und ich muss mir selbst treu bleiben. Keine Kinder beim Elternabend.
    »Ich wollte Ihnen nur sagen, wie schön Sie sind«, sagt Milton. »Und ich liebe Sie.«
    Eine Stille senkt sich über den Raum, wie man sie nicht oft erlebt. Kein Kichern, kein peinlich berührtes Hin- und Herrutschen auf den Stühlen. Diese Eltern lachen bei Liebeserklärungen nicht.
    »Wir reden später weiter«, sage ich noch einmal zu Milton. Dann schenke ich ihm eine Tasse Kaffee mit Amarettoaroma ein. Er nippt daran und lächelt. »Hmm«, sagt er. »Armadillo.«
    Ich halte ihm die Tür auf. Wir alle sehen zu, wie Milton mit seinem Kaffee und seinen Keksen hinausschlurft. Nach einer Minute bricht Mr Schieb das Schweigen, indem er sich am Arm kratzt und seufzt. »Himmel«, sagt er. »Was für ein Abend.«

5
Unwiderstehlich guter Sex
    Ich versuche, mir nicht allzu viele Hoffnungen zu machen, dass Teddy Sonntag wirklich kommt, aber ach, wie gern würde ich das Klimpern der Schlüssel auf der anderen Seite der Tür hören und dann sein wunderbares Gesicht im Türrahmen sehen. Diese glatte, braune Haut. Die breiten Schultern. Das dicke braune Haar, das mehr von einem Fell als von einer Frisur hat. Teddy, wie der Bär. Mein Teddybär, mein abspenstiger Mann, komm heim zu Mama!
    Ich versuche, den Gedanken abzuschütteln, Vernunft anzunehmen. Teddy hat jetzt ein anderes Zuhause, mit Inga zusammen. Marcie zufolge ist es nicht mehr vernünftig, ihn weiter zu lieben, nicht realistisch, zu glauben, er käme zurück, und schon gar nicht erlaubt, das alles nicht wahrhaben zu wollen. Und doch sitzt ein Teil meines Herzens an der Tür wie das Haustier der Familie und wartet darauf, dass Teddy hereinkommt. Seine letzte Chance. Die gebe ich ihm. Die und womöglich den Fernseher.
    Es ist sieben Uhr abends, und nichts ist geschehen. Ich nehme mir eine Cosmopolitan mit ins Bett. Ich habe keine Ahnung, warum ich einen ganzen Stapel davon habe. Eigentlich finde ich sie blöd, aber trotzdem verpasse ich fast nie eine Ausgabe, ich zahle sogar jeden Monat den Einzelhandelspreis – ich schnappe mir das neueste, halb nackte Titelmädchen aus dem Zeitschriftenständer bei SaveWay, als hätten meine Finger ein Eigenleben. Ich vermeide es, beim Kauf von Milton oder Ham gesehen zu werden.
    In dieser Ausgabe dreht sich alles um die Liebe. Na ja, eigentlich um Sex, aber wenn man der Cosmo glauben darf, dann sind Sex und Liebe so ziemlich das Gleiche. DAS BETT ALS BEET DER LIEBE!, springt mir die Überschrift ins Auge, die in roten Buchstaben über den Schritt des Models gedruckt ist. Das Model erinnert mich ein bisschen an Chelsea Hannigan, weshalb es mir sofort unsympathisch ist. Ich lese weiter. SO WIRD’S KNUSPRIG: WIE SIE IM SONNENSTUDIO IHREN SPASS HABEN, verrät eine zweite Überschrift. Bei knusprig kriege ich bloß Lust auf Grillhähnchen. Mein Blick schweift zu der Headline, die eine der Brüste verdeckt. GELÜSTE, DIE SIE NICHT UNTERDRÜCKEN SOLLTEN! steht in fetten, violetten Großbuchstaben an dieser recht auffälligen Stelle. Jetzt muss ich doch lachen. Mein beruflicher Alltag besteht darin, Zweiundzwanzigjährigen beizubringen, ihre Gelüste zu unterdrücken. Küss keine Babys in Einkaufswagen. Bekomme beim Anblick roter Putzlappen keinen Wutanfall. Vielleicht war ich so beschäftigt damit, anderen ihre Gelüste auszutreiben, dass ich mir meine eigenen ausgetrieben habe. Vielleicht hat Teddy mich deshalb verlassen. Vielleicht habe ich nicht genug Gelüste.
    Es ist gerade erst halb acht, als ich genug über die weisen Ratschläge auf dem Umschlag der Cosmopolitan nachgedacht habe. Die Sonne ist zwar noch nicht untergegangen, aber offiziell ist es trotzdem Abend. Es ist durchaus angebracht, dass ich im Bett liege und ein Telefon in der Hand halte. Alle möglichen, normalen und nicht deprimierten Menschen gehen abends ins Bett und nehmen das Telefon mit. Es sieht schwer danach aus, als käme Teddy nicht mehr wegen seines Fernsehers. Wahrscheinlich glaubt er sowieso nicht, dass ich ihn zurückgebe. In Wahrheit habe ich nämlich die Rechnung nicht. Ich weiß nicht mal, wo er ihn gekauft hat. Er hat ihn

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