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Seitensprung ins Glück

Titel: Seitensprung ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary E Mitchell
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begrüßen?«
    »Wie kann ich Ihnen helfen, Miss Plow?«, entgegnet er.
    Ham hat schlechte Laune.
    Ich schlüpfe in einen Schuh. »Ich wollte Ihnen Ihre vierzig Dollar wiedergeben.«
    »Ich will meine vierzig Dollar nicht zurück. Das hab ich doch gesagt.«
    Ich setze mich auf die Kante meines ungemachten Betts. »Außerdem wollte ich mich entschuldigen«, sage ich. Am anderen Ende herrscht kurz Schweigen.
    »Das akzeptiere ich, Miss Plow.«
    »Schön. Es ging auch wirklich nicht um Sie. Aber … es läuft gerade nicht so gut zwischen mir und meiner Mutter.«
    »Anscheinend läuft es zwischen Ihnen und egal wem gerade nicht so gut.«
    Ich starre auf meinen Schoß hinunter. Meine Knie lugen hoffnungsfroh unter dem Saum meines Rockes hervor. »Hören Sie, in meinem Leben geht im Moment alles drunter und drüber. Warum können Sie das nicht einfach hinnehmen, und wir machen weiter.«
    »Mit was machen wir weiter?«
    Ich halte kurz inne und schlüpfe mit dem zweiten Fuß in die Pumps von Amanda Smith. »Mit unserer normalen, aufrichtigen Geschäftsbeziehung.«
    »Das werden wir nicht können, Miss Plow.«
    Seufzend stehe ich auf. Hinter meiner Stirn machen sich hämmernde Kopfschmerzen breit. »Und warum nicht, bitte schön?«
    »Weil wir beide keine normale, aufrichtige Geschäftsbeziehung haben. Sie empfinden etwas für mich, Miss Plow. Das habe ich im Restaurant bemerkt, über Ihrem Teller mit Hühnchen.«
    »Herrgott, Ham«, setze ich an, breche dann aber ab. Ich breche ab, weil ich befürchte, er könne richtig liegen. Oder er täuscht sich. Ich bin so verwirrt, dass ich mich wieder hinsetze.
    »Sehen Sie? Jetzt nennen Sie mich sogar schon Ham.«
    Als ich darauf nicht antworte, fährt er fort. »Warum kommen Sie heute Morgen nicht mal vorbei? Ich habe Milton zum Einpacken an der Kasse eingeteilt, weil es so schüttet. Es ist großartig, was Sie ihm alles beigebracht haben. Er denkt daran, die schweren Sachen unten in die Tüten zu tun. Aber trotzdem ist es sein erster Tag. Wollen Sie nicht sehen, wie er zurechtkommt?«
    Das hört sich unendlich verlockender an, als nach meinem neuesten Trauma, das mir an der Nase ablesbar ist, ins Büro zu marschieren, wo Marcie mir auflauert und Sean mich mit diesem seelenruhigen Blick bedenkt, der alles nur noch schlimmer macht.
    »Ich bin unterwegs.«
    »Wunderbar. Ach, und Miss Plow. Ich habe das Treffen mit Ihrer Mutter Samstag sehr genossen.«
    »Nein, haben Sie nicht.«
    »Doch, habe ich«, beharrt er.
    Nein, hat er nicht, denke ich beim Auflegen. Er kennt meine Mutter nicht einmal. Genauso wenig wie ich. Ich schnappe mir meinen Protein-Shake und schlüpfe in meinen Regenmantel.
    Ich kann Milton durch die regennasse Glasscheibe am Ende der Schlange vor der Expresskasse sehen. Er gestikuliert mit den Händen, als wolle er der letzen Kundin in der Reihe unsichtbare Armreifen vorführen. Die Frau drückt ihre Geldbörse an sich wie einen Schutzschild. Eine halb volle Tasche mit Lebensmitteln steht zwischen ihnen. Eine junge Kassiererin sitzt mit verschränkten Armen vor ihrer Kasse. Ich haste nach drinnen.
    »Sind Sie diejenige, die ihn betreut?«, fragt die Kassiererin, als ich bei ihr bin.
    »Ja«, sage ich. Ich lasse meine Aktentasche auf ihr Roll-band plumpsen, um dem Nachdruck zu verleihen.
    »Tja, er fängt schon wieder damit an. Zählt die Artikel.«
    Nur wenige Zentimeter über ihrem kurz geschnittenen gelben Haar hängt das Schild BITTE NICHT MEHR ALS 8 ARTIKEL!
    Milton ist ein bisschen außer Atem, sein Blick geht zwischen der Kundin und dem Schild hin und her. »Elf!«, keucht er. »Nicht acht!«
    Die betrügerische Kundin senkt ihren Geldbeutel, als sie mich erblickt. Sie sieht ein bisschen erleichtert aus, doch vor allem verärgert. »Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass man von dem Katzenfutter vier für einen Dollar neunundneunzig bekommt.«
    Sie spricht zu laut und betont dabei jedes Wort überdeutlich, so wie manche Menschen es tun, wenn sie ihren Anrufbeantworter besprechen, so wie die meisten Menschen es tun, wenn sie mit geistig Behinderten sprechen. Deshalb mag ich sie nicht, sie und ihre Katze.
    »Ich habe sie extra aufeinandergestellt, vier auf einen Stapel, weil es sich ganz klar nur um einen Artikel handelt. Den achten Artikel.«
    »Ja, das sehe ich.« Ich verabscheue ihre blaue, funkelnde Lesebrille, die auf ihrer Nasenspitze zittert wie eine Achterbahn, die bereit ist, sich jeden Moment in die Tiefe zu stürzen.
    »Ich sehe, dass Sie drei Artikel

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