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Seitensprung ins Glück

Titel: Seitensprung ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary E Mitchell
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zu viel haben.«
    Die gezupften Brauen der Frau fahren hoch. »Man könnte es so sehen. Sind Sie die Geschäftsführerin?«
    Ich bin versucht zu lügen, schüttele aber verneinend den Kopf. Stattdessen drehe ich ihr den Rücken zu und wende mich an die Kassiererin. »Packen Sie bitte den Rest ein«, sage ich, bevor ich Milton am Arm nehme und ihn in Richtung Büro dirigiere.
    »Miss Plow«, sagt er. »Sie hat die Vorschriften gebrochen, Miss Plow!«
    »Ich weiß, Milton.« Ich versuche, entschlossen und gleichzeitig verständnisvoll zu klingen. »Es muss schwer für dich sein, so viele Vorschriften zu befolgen und dann mit anzusehen, wie andere Leute sie brechen.«
    »Sie sollte gefeuert werden. Sie wird gefeuert! «
    »Sie ist eine Kundin, Milton. Sie kann nicht gefeuert werden.«
    Milton vergräbt die Faust in der anderen Hand. »Die Vorschriften! Sie darf keine elf kaufen!«
    Gerade läuft »Strawberry Fields«, und sanfte Geigen-klänge erklingen in der Fleischabteilung, die wir nun durchqueren. Frauenrücken beugen sich über das Angebot an Steak und Lamm. Über den Köpfen der Frauen befinden sich Reihen mit Teriyaki-Soße und Angebotsschildern. Ein zusätzlicher Aushang kündet eine landesweite Woche gegen Depressionen an. LASSEN SIE SICH UMSONST UNTERSUCHEN, verkündet das Schild in rosa Buchstaben. Wir öffnen die Tür zu Mickey Hamiltons Büro, und Milton tritt vor mir ein.
    Ham dreht uns von seinem Platz am Schreibtisch den Kopf zu. Er erhebt sich und hinkt durch das kleine Zimmer zum Tisch in der Mitte.
    »Milton. Miss Plow. Bitte, nehmen Sie Platz.«
    Ich setze mich, doch Milton bleibt stehen.
    »Was ist mit Ihrem Bein?«, fragt Milton.
    »Nichts. Ein Hundebiss, aber es geht schon wieder.«
    »Ein Hunde biss?« Nervös reibt er sich die Arme vor seinem grünen Kittel.
    »Es ist schon wieder in Ordnung. Lass uns über deine Arbeit sprechen.«
    Ich beobachte, wie er Milton ruhig aus grauen Augen ansieht.
    »Ein Hunde biss? «
    »Milton. Was ist passiert?«
    »Eine Dame will schummeln. An der Expresskasse.«
    »Ah. Du hast mitgezählt, was?«
    »Elf!«
    »Und weißt du was, Milton? Das ist in Ordnung, wenn sie das tun. Du musst ihnen nicht sagen, dass sie zu viel haben.«
    »Sie dürfen die Vorschriften brechen?«
    »Das ist nicht wirklich eine Vorschrift. Mehr ein Vorschlag.«
    Milton blickt schockiert drein. »Das ist eine Vorschrift! Miss Plow sagt, dass es Vorschriften gibt!«
    »Ja, die Vorschriften für Kunden sind ein bisschen anders als die Vorschriften für Angestellte.«
    »Sie dürfen sie brechen?«
    »Manche davon. Diese.«
    Milton sieht mich wütend an. »Sie können elf kriegen, obwohl da acht steht?« Er dreht sich wieder zu Ham um. »Ich mag Sie nicht.«
    »Oh, vermutlich doch«, antwortet Ham freundlich. »Du magst es nur nicht, wenn ich sage, dass die Kunden an der Expresskasse schummeln dürfen. Daraus mache ich dir keinen Vorwurf, Kumpel. Aber weißt du was? Wenn die Kunden an dieser Kasse wirklich zu viele Artikel haben, sagt ihnen die Kassiererin schon, dass sie sich woanders anstellen sollen.«
    » Ich sage es ihnen.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Ham atmet ein und denkt beim Ausatmen offensichtlich sorgfältig nach. »Weil wir dich brauchen, um das Verpacken zu überwachen. Wir brauchen dich, um darüber nachzudenken.«
    »Ist das eine Vorschrift?«
    »Du machst das am besten.«
    »Ich mache das am besten«, sagt Milton.
    Ham lächelt ihn an. Es ist das liebenswürdigste Lächeln, das ich seit Monaten gesehen habe.
    »Genau. Und jetzt gehen wir wieder an die Arbeit. Deine Schicht läuft ja weiter.«
    »Meine Schicht läuft weiter«, sagt Milton. »Und keine Küsse.«
    Er schiebt einen Stuhl aus dem Weg und geht.
    In dem Schweigen, das folgt, gehe ich um den Tisch herum zu Hams Platz. Ich nehme sein Gesicht in beide Hände, sodass die Koteletten verdeckt sind. Und dann küsse ich ihn. Ich küsse ihn lange genug für zwei Küsse, fest genug, um danke zu sagen. Und genau das tue ich dann auch, als ich mich von seinen warmen, überraschten Lippen löse.
    »Danke«, sage ich.
    Er stößt den Atem aus, den er angehalten hat. »Gern geschehen.«
    »Es ist wunderbar, wie du mit Milton umgehst, und es ist wunderbar, wie du mit meiner Mutter umgehst.«
    »Und es könnte wunderbar mit dir sein«, sagt er.
    »Da bin ich mir sicher. Mein Mann hat gerade ein neues Haus gekauft, um darin mit meiner besten Freundin zusammenzuleben.«
    »Autsch.«
    »Warum erzähle ich dir das?«
    »Keine Ahnung«,

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