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Seitensprung ins Glück

Titel: Seitensprung ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary E Mitchell
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einen Grund: Wie die meisten anderen Frauen hänge ich der Überzeugung an, dass ich eine komplette Versagerin bin, die vollkommen verdient, was ihr blüht, wenn sie nicht gewaltige Anstrengungen unternimmt, mehr aus sich zu machen. Einmal hatte ich eine Klientin, deren Mann ihren Kopf mit den Händen gegen ihre Spüle aus weißem Email geknallt hatte. Als ich sie am nächsten Tag im Krankenhaus besuchte, übertünchte sie gerade ihre aufgeplatzte Lippe mit Lippenstift. »Ich bin eben eitel«, hatte sie gesagt und unter ihrem blauen Auge und ihren mumienartigen Verbänden verlegen gegrinst. O ja, wir alle wollen geliebt werden.
    Mickey klingelt, als ich gerade mit dem Fönen fertig bin. Er kommt mit einem Pie in einer SaveWay-Schachtel hereinspaziert.
    »Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass meine Mutter selber backt«, empfang ich ihn – natürlich die falsche Begrüßung. Ich streiche mir glättend über meinen Rock aus rostroter Seide und versuche, neu anzusetzen.
    »Darf ich dir sagen, dass du bezaubernd aussiehst?«, fragt er.
    Verstohlen schiele ich zu ihm hoch. Mir gefällt, dass sein Blick auf meinen Hüften ruht, nicht auf meinen Kontaktlinsen. Er ist eben ein Mann, der das zu würdigen weiß, womit ich ausgestattet bin. Wie schade, sollte ich diesen Mann verloren haben.
    »Ich habe auch den Chivas, aber ich dachte mir, dass ich ihr vielleicht noch etwas schenken sollte, das zu Thanksgiving passt«, sagt er.
    »Das ist eine nette Geste. Aber sie wird ihn wegwerfen, kaum dass du aus der Tür bist.«
    »Hm.«
    Ich werfe einen Blick auf die Schachtel. »Warte mal kurz.«
    Ich ziehe mein Adressbuch aus meiner Aktentasche und wähle die Nummer von Eleanors Wohngruppe.
    »Putt, putt, putt, schöner Truthahntag!«, sagt jemand beim Abnehmen.
    Eine der Mitbewohnerinnen. Sie gibt mir die Tagesbetreuerin, und als ich meinen Namen nenne, wird ihre Stimme sofort kühl.
    »Warten Sie bitte«, sagt sie, dann wird der Hörer hingeknallt. Egal. Eleanor liebt Kürbis-Pie, und als ich ihr sage, dass ich ihr gleich einen vorbeibringe, brüllt sie laut vor Freude.
    »Es liegt auf dem Weg zu Helen«, sage ich Mickey.
    »Das spielt doch keine Rolle«, sagt er. »Es interessiert mich, zu sehen, was du so machst.«
    »Geht mir genauso«, sage ich ihm. »Vielleicht nimmst du mich eines Tages mal mit ins Schlachthaus.«
    Mickey lacht, und ich entspanne mich ein bisschen. Er hält mir den Mantel, und ich schlüpfe in die Ärmel. »Fertig?«, fragt er.
    Ich schenke ihm ein nettes Lächeln, wie ein ganz normaler Mensch.
    An den Fenstern und Türen der Cooperative Living Wohngruppe kleben Kürbisse aus Papier. Es handelt sich um ein großes Haus im Kolonialstil, das in einem Viertel mit Villen steht, von denen jede einen gründlichen Neuanstrich gebrauchen könnte. Eleanor presst ihr Gesicht gegen das größte der Fenster, wodurch Nase und Wangen flachgedrückt werden und die Augen noch auffälliger wirken. Sie stößt einen Schrei aus, als sie uns entdeckt, und eilt dann zur Tür.
    »Haben Sie den Pie?«, fragt sie und reißt die Tür im Windfang auf.
    Sie trägt ein gelbes Baumwollkleid, das viel zu leicht für die fast winterlichen Temperaturen ist. Sie reibt sich die Hände, während ihr Blick zwischen Mickey und dem Pie hin-und herwandert.
    »Wer ist das?«, fragt sie. »Ihr Freund?« Sie reibt die Hände noch heftiger.
    »Eleanor«, sage ich. »Willst du uns nicht hereinbitten?«
    »Herein!«, ruft sie.
    Wir betreten die Diele, in der jede Menge Schuhe stehen. Es riecht nach Truthahn und Desinfektionsmittel.
    »Wo ist eure Betreuerin?«, frage ich Eleanor.
    »Die sieht fern«, erwidert Eleanor.
    Sie drückt die Hand einer Frau, die neben ihr steht, einer kleinen Frau um die fünfzig mit grauem Haar und wuscheligen rosa Pantoffeln.
    »Das ist ihr Freund«, sagt Eleanor zu ihr und deutet mit der freien Hand auf Mickey.
    »Mmm. Nett«, sagt die Frau. Ich wage es nicht, Mickey in die Augen zu sehen.
    Eleanor wirft die Arme um mich und zerdrückt fast die Schachtel mit dem Pie zwischen uns. »Sie gehört mir«, sagt sie und drückt mich an sich, und ich bin an diesem Thanksgiving froh, dass ich Eleanors Zuneigung wiedergewonnen habe.
    Ich stelle Mickey Eleanor und ihrer Freundin vor. Eleanor küsst Mickey auf die Wange und führt ihn ins Wohnzimmer. »Kommt mit!«, befiehlt sie, und wir gehorchen.
    Der Tisch ist mit einem orangefarbenen Tischtuch aus Papier belegt. Mitten darauf thront ein Papptruthahn mit ausklappbarem,

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