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Seitensprung ins Glück

Titel: Seitensprung ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary E Mitchell
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…«, bemerkt Mickey.
    »Und was ist dann bitte mit deiner Ehe passiert?«
    Mickey blickt mit gerunzelter Stirn durch die Windschutzscheibe und sagt nichts. Das kann ich ihm nicht verübeln. Er ist mein Essensgast, und ich beschwere mich im Grunde genommen darüber, dass wir beide nicht mit unseren jeweiligen Ehepartnern essen. Ich weiß, dass ich unvernünftig bin, aber als ich diesen Truthahn mit den Papierfedern gesehen habe, hat das an meinem Herzen gezerrt wie ein Kleinkind am Rock seiner Mutter, denn ich glaube hartnäckig daran, dass manche Dinge im Leben sich nicht ändern sollten. Sie sollten es einfach nicht.
    Mickey fährt jetzt langsamer und biegt auf den Parkplatz eines 7-Eleven ab. Er wendet das Gesicht von mir ab, doch ich kann den Schmerz trotzdem sehen, fast so, als käme er aus seinen Koteletten.
    »Willst du das wirklich wissen?«, fragt er.
    »Ja, das will ich«, sage ich.
    Mickey schaltet den Motor ab und starrt geradeaus. Wir beobachten drei Jugendliche, die vor uns an ihren Limoflaschen nippen.
    »Es ist keine Horrorgeschichte«, fängt Mickey an. »Niemand hat etwas Schlimmes getan.«
    »Verstehe«, sage ich, obwohl ich gar nichts verstehe. Natürlich hat jemand etwas Schlimmes getan. Deshalb sind sie ja geschieden.
    »Ich habe sie kennengelernt, als ich vierzehn war«, sagt er und reibt sich die Hände. »Als wir dreißig waren, hatten wir mehr als die Hälfte unseres Lebens miteinander verbracht. Wir waren wie Kinder, die zusammen aufgewachsen waren, und jetzt wollten wir aus dem Haus gehen.«
    »Und was ist passiert?«
    »Einer ging.«
    »Wer?«
    Mickey blickt hinunter in seinen Schoß.
    »Ich. Auch wenn es keine Rolle spielt.«
    »Natürlich nicht«, sage ich zu ihm.
    »Sie war sogar erleichtert, dass einer von uns etwas unternommen hatte. Jetzt hat sie jemand anderen. Das freut mich für sie.«
    Ich sehe ihn aus schmalen Augen an. »Hast du sie wegen einer anderen verlassen?«
    »Nein.«
    »Und das soll ich dir glauben?«
    Mickey nimmt meine Hand in seine, wo ich sie lasse und wo sie leblos wie ein Stück Kohle liegen bleibt. »Du kannst glauben, was du willst«, sagt er. »Es gab keine andere, denn ich hatte dich ja noch nicht getroffen.«
    Ich ziehe meine Hand zurück. »Was soll das heißen? Dass wir also nicht Schluss gemacht haben?«
    Mickey lässt den Motor wieder an. »Rosie«, seufzt er, »lass uns heute einfach dieses Essen durchstehen.«
    »Das wird ein Spaß«, fauche ich. »Wir beide mit unseren kaputten Ehen bekommen das Essen von einer Frau serviert, die mich mein ganzes Leben lang angelogen hat.«
    Jetzt dreht sich Mickey zu mir um und sieht mich direkt an. »Rosie«, sagt er, »es geht nicht immer um Schuld.«
    »Ich weiß«, antworte ich und lächle mein Feiertagslächeln. Doch mein Herz versteift sich ein bisschen, denn ich bin nicht bereit, ihm in diesem Punkt zuzustimmen.

21
Auf zum Chili Choo Choo
    »Sein Hintern sah niedlich aus in der neuen Hose. Er hat deiner Mutter einen guten Scotch mitgebracht, und er liebt dich. Was hast du also für ein Problem, Roseanna?«
    Montagmorgen: Marcie sitzt auf der Kante meines Schreibtisches und seziert meine Thanksgiving-Feier mit einem Aktenstapel auf dem Schoß.
    »Woher weißt du, dass sein Hintern niedlich aussah?«, frage ich.
    »Ich weiß alles«, sagt sie und schiebt ihre schwarze Hornbrille nach oben. »Ich habe mit deiner Mutter gesprochen.«
    »Und meine Mutter hat dir gesagt, dass sein Hintern niedlich aussah?«
    »Na ja, nicht wortwörtlich. Sie sagte, er habe einen netten Allerwertesten.«
    »Nachdem sie dir schon gesagt hat, dass sie gar nicht meine Mutter ist, ist der Rest vermutlich einfach.«
    Marcie macht eine wegwerfende Handbewegung. »Arme Rosie. Vom Leben hart getroffen! Dann ist sie halt deine Großmutter. Das ist doch kein Grund, rumzusitzen und ein Gesicht wie in der Prozac-Werbung zu ziehen.«
    Ich erhebe mich von meinem Stuhl und stoße dabei fast gegen die Rückwand meines klaustrophobisch engen Büros. »Es bedeutet aber, dass ich einen Vater und eine Mutter habe, die ich nicht einmal kenne!«
    Marcie fährt sich mit der Hand durch das stachelige blond-schwarze Haar. »Dann hast du eben eine interessante Lebensgeschichte. Ruf doch die Nationalgarde.«
    »Dein Schädel sieht aus wie ein Kohlkopf«, fahre ich sie an und lasse mich wieder auf meinen Stuhl plumpsen. »Hast du überhaupt vor, diesen lächerlichen Stoppelschnitt mal zu ändern? «
    »Ich lass es einfach rauswachsen«, antwortet Marcie

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