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Seitensprung ins Glück

Titel: Seitensprung ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary E Mitchell
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Milton Bescheid zu sagen. Er war heute in einen Unfall verwickelt.«
    »Was?« Ich springe von dem viel zu weichen Bett auf und lande auf wackeligen Füßen.
    »Es geht ihm gut. Und es war nicht so schlimm. Eine Kundin hat ihn und seine Einkaufswagen beim Zurücksetzen mit ihrem Volvo gestreift. Aber er hat nach dir gefragt, also habe ich gedacht, ich rufe dich an.«
    »Geht es ihm wirklich gut?«
    »Ja.«
    »War er beim Arzt?«
    »Ja.«
    »Und hat jemand seine Mutter angerufen?«
    »Ja. Manche von uns machen die Anrufe, die andere erwarten.«
    Oh, diese Kälte in seiner Stimme.
    »Ich vermisse dich, Mickey, wirklich. Ich hoffe, du verstehst es, dass ich das hier einfach allein durchziehen muss.«
    »Na, dann mach mal«, sagt er. »Und wir reden über uns, wenn du damit fertig bist.« Die Leitung ist tot. Und auch in mir stirbt etwas. Ich fahre mit den Fingern durch mein wirres Haar.
    Niemand hebt ab, als ich bei Milton zu Hause anrufe. Mein Magen beginnt zu rumoren. Unmöglich, noch länger in Zimmer 113 zu bleiben. Ich spritze mir über dem Becken in dem winzigen rosa Bad ein bisschen kaltes Wasser ins Gesicht. Da ich den Mantel bereits anhabe, breche ich auf, um irgendwo etwas zu Abend zu essen.
    Der alte Mann an der Rezeption ist fort. Als ich die Frau, die jetzt Dienst hat, frage, wo ich hingehen kann, verweist sie mich wieder an den Krabbenimbiss »Harte Schale, weicher Kern«. »Es ist das Einzige, was in der Nebensaison geöffnet hat«, sagt sie mir. Ich danke ihr und gehe zum Auto.
    Das blinkende Schild des Restaurants ist schon aus einiger Entfernung sichtbar. Im eisigen Winterwind haste ich über den Gehweg. Das Lokal hat sich erstaunlich verändert und ist jetzt am Abend kaum wiederzuerkennen. Die Beleuchtung ist gedämpft und die Tische sind voll besetzt. Im Hintergrund spielt eine Band Lieder von ZZ Top und anderen Gruppen, von denen ich mir vorstellen könnte, dass die Hells Angels sie gut finden. Angetrunkene Leute lachen und unterhalten sich laut über die Musik hinweg. In der verrauchten Luft entdecke ich meine blonde Serviererin vom Mittagessen, die es sich auf einem Barhocker neben einem Typen gemütlich gemacht hat, der aussieht, als sollte er das Wort FISCHER auf die Stirn gestempelt bekommen. Seine sehnigen Arme sind mit Tätowierungen bedeckt, als wäre er der Popeye des neuen Jahrtausends. Irgendwie gelingt es einer wild aussehenden Brünetten mit einem Körper wie einem Hydranten, mich in all dem Trubel und dem Lärm an der Tür zu entdecken. Sie lotst mich an einen Tisch nicht weit von der Gruppe am Tresen, aber Gott sei Dank weit genug weg von der Tanzfläche. Gerade, als ich mich setze, und gerade, als die Band unerklärlicherweise zu einer Country-Ballade übergeht, bleibt mein Blick an einem karierten roten Hemd am Tresen hängen, keine drei Stühle von meiner Mittagsserviererin entfernt. Ich erkenne das Hemd sofort wieder. Es gehört nicht zu der Art von Kleidungsstücken, die ein Mädchen aus Long Island jeden Tag zu Gesicht bekommt.
    Ich bestelle einen Cosmopolitan, und die brünette Serviererin bringt ihn im Nu. Ich schlürfe gerade den letzten Rest, während ich auf meinen Fischburger warte, als Peter DaSilva sich auf seinem Barhocker umdreht und mir ein anbetungswürdiges Lächeln schenkt. Dann kommt er zum zweiten Mal an diesem Tag auf mich zu. Ich nehme mir eine Minute, um die Situation zu genießen. Ein Bild von einem Mann, zehn Jahre jünger als Roseanna Plow, steuert auf sie zu, und in seinem Blick ist nichts zu sehen von »grobknochig« oder »alt« oder »pummelig«. Ich würde mir am liebsten eine runter-hauen, weil ich nicht aufgeregter bin.
    »Guten Abend, Roseanna Plow«, ruft mein neuer Freund über mich gebeugt und über die Gitarrenklänge hinweg. Als ich durch den Rauch und das Licht in diese fantastischen braunen Augen blicke, merke ich zum ersten Mal, dass der Raum sich um mich dreht.
    »Hallo, Mr DaSilva«, sage ich, und meine eigene Stimme kommt mir albern vor.
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken bestellen?«, fragt Peter und grinst lasziv.
    Die alberne Stimme sagt Ja, und Peter hebt eine Hand, um der Serviererin ein Zeichen zu geben, bevor er sich auf den Stuhl neben mir fallen lässt. Die Brünette kommt wieder, und ihre Augen glitzern bei unserem Anblick. »Kimberley, Süße«, sagt Peter. »Ein Budweiser für mich und« – er sieht mich aus diesen großen, glänzenden Augen an – »was hättest du gern, Roseanna?«
    »Sie trinkt Cosmopolitans«, informiert

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