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SEK – ein Insiderbericht

SEK – ein Insiderbericht

Titel: SEK – ein Insiderbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schulz
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»sicher«? Ich beschließe, mich nicht weiter mit dieser wachsweichen Formulierung zu beschäftigen und die Entscheidung zu einem möglichen Schuss auf den Täter, falls die Situation überhaupt entstehen sollte, intuitiv zu beurteilen. Mit Heiner vereinbare ich bloß, dass er und seine Notangriffskräfte nach einer möglichen Schussabgabe auf mein Stichwort unmittelbar in die Bank eindringen.
    Und wieder heißt es warten … Weitere Stunden vergehen, ohne dass ich irgendwas beobachten könnte. Langsam, aber sicher kann man sich bereits auf die Morgendämmerung einstellen. Wenn es hell genug wird, kann ich meine Position am Fenster nicht länger aufrechterhalten, da der Täter mich dann sehen würde. Mittlerweile fühle ich mich auch ziemlich ausgelaugt, und meine Knochen schmerzen, schließlich liege ich nun schon viele Stunden mehr oder weniger unbeweglich auf dem Dach. Die Situation in der Bank hat sich offensichtlich nicht geändert, immer noch spricht der Täter nicht selbst mit der Polizei, sondern überlässt dies dem Filialleiter, und auch diese Gespräche beschränken sich auf ein Minimum.
    Doch wie so oft ändert sich die ruhige Situation schlagartig, als über Funk gemeldet wird: »10 7 an alle, der Täter lässt in fünf Minuten Geiseln frei. Höchste Aufmerksamkeit.«
    Wie alle anderen Einsatzabschnitte quittiere ich als »Ein-Mann-Abschnitt« auf dem Dach die Durchsage, zum Zeichen, dass ich verstanden habe. Leider befindet sich der Haupteingang ebenfalls auf der Seite, wo ich meine Position habe, und damit ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich Täter und Geiseln bei ihrem Weg zur Eingangstür des Bankgebäudes zu Gesicht bekomme, gering. Andererseits … vielleicht gibt es ja eine weitere Chance. Das Vordach, auf dem ich mich befinde, überragt den Eingangsbereich der Bank um gut einen Meter. Wenn ich mich nun über dem Eingangsbereich postiere und der Täter vielleicht mit seinen Geiseln ein kurzes Stück vor die Tür tritt, hätte ich eventuell die Möglichkeit, von oben aus kürzester Entfernung auf ihn einzuwirken. Ich informiere die Befehlsstelle über meinen Plan. Erwartungsgemäß wird der genehmigt, und langsam bewege ich mich von meiner Beobachtungsposition weg und richte meine steifen Glieder auf. Leise nähere ich mich der Stelle des Vordachs, die sich genau über dem Haupteingang befindet, und prüfend blicke ich noch einmal durch das Reflexvisier meiner Maschinenpistole und stelle fest, dass die Straßenlaternen auf dem Zugangsweg zur Bank genügend Licht abgeben, sodass ich den roten Punkt des Visiers einwandfrei erkennen kann. Erstaunlicherweise mache ich mir überhaupt keine Gedanken darüber, dass ich jetzt möglicherweise unmittelbar vor der Situation stehe, einen Menschen aus kürzester Distanz erschießen zu müssen. Durch das ständige, sehr anspruchsvolle taktische Training in unserer Einheit erscheint mir die jetzige Situation, im Vergleich zu vielen unserer Übungssituationen, als geradezu kinderleicht. Gerade dadurch erreicht man aber im Einsatz einen Grad von Handlungssicherheit, der die Gewähr für einen erfolgreichen Abschluss bietet. Als ich nun über dem Haupteingang auf dem Vordach in die Hocke gehe und auf die Freilassung der Geiseln warte, hege ich nicht den geringsten Zweifel daran, dass ich die Lage beenden kann, sollte sich die Gelegenheit dazu ergeben.
    Es dauert tatsächlich nicht allzu lange, bis sich die Haupteingangstür der Bank öffnet und unser Beobachter auf dieser Seite des Gebäudes sofort über Funk meldet: »Achtung, die Haupteingangstür geht auf, eine …, zwei …, drei Personen verlassen langsam das Bankgebäude, jetzt sehe ich noch eine vierte …«
    Bei der Ankündigung, dass sich die Tür öffnet, stehe ich sofort auf, um einen besseren Schusswinkel zu haben, und bringe meine Maschinenpistole in Anschlag. Ich sehe, wie die erste der freigelassenen Geiseln langsam unter dem Vordach hervorkommt und sich unsicher nach rechts und links umblickt. Etwa 15 Meter rechts vom Haupteingang entfernt tritt nun ein Team von Heiners Notangriffskräften aus einem Hauseingang heraus. Sie sind mit einem ballistischen Schutzschild ausgerüstet, welcher die Schüsse von Faustfeuerwaffen und Maschinenpistolen abhalten kann. Sie leuchten mit Taschenlampen und rufen den Geiseln laut zu, dass sie zu ihnen laufen sollen. Die rennen los. Nacheinander passieren vier Personen die Begrenzung meines Vordachs, allerdings bekomme ich den Täter nicht zu Gesicht.
    Der

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