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SEK – ein Insiderbericht

SEK – ein Insiderbericht

Titel: SEK – ein Insiderbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schulz
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Beobachter meldet: »Die Tür wird wieder geschlossen, jetzt zu, keine Sicht mehr.«
    Damit hat sich auch diese Möglichkeit zerschlagen. Und nun setzt auch noch so langsam die Morgendämmerung ein, sodass ich meine Position hier oben nicht mehr weiter halten kann. Ganz davon abgesehen, dass nach einer wenig bequemen Nacht nunmehr auch die längst fällige Ablösung für alle SEK-Kollegen notwendig wird, die die ganze Nacht über im Einsatz waren. Hierzu zähle natürlich auch ich. »Hier Peter«, spreche ich über Funk die Befehlsstelle an, »sobald es hell wird, muss ich meine Position hier oben räumen. Tagsüber ist ein Besetzen dieser Stellung nicht möglich, weil der Täter das sehen kann.« »Verstanden«, quäkt es aus dem eingebauten Lautsprecher meines Tigg-Helmes, »behalte die Position so lange bei, wie du meinst sie halten zu können, dann komm runter. Die Ablösung für euch ist in Arbeit …«
    Doch meine Zeit in der exponierten Position auf dem Dach ist tatsächlich bald zu Ende, denn die Morgendämmerung verdrängt die schützende Dunkelheit der Nacht immer mehr, und ich beschließe, das Dach zu verlassen. Andi, mein Gruppenkollege, der ebenfalls die Nacht bei Heiners Notangriffskräften verbracht hat, stellt mir meine Leiter an die Stelle, wo ich am vergangenen Abend hinaufgeklettert bin. Müde, etwas steif und behindert durch den unförmigen Thermoanzug, klettere ich nun wieder herab. Trotz aller Müdigkeit achte ich weiterhin sehr darauf, keine Geräusche zu machen, die uns verraten könnten.
    Andi und ich schauen uns gegenseitig in unsere übernächtigten Augen, und ich bin mir ganz sicher, dass er und alle anderen genauso froh sind wie ich, wenn sie in nächster Zeit die Gelegenheit für ein Nickerchen bekommen. Wir gehen zurück zur Position der übrigen Notangriffskräfte, die sich in einem größeren Hauseingang befindet. Da sich für mich meine Aufgabe erledigt hat und ich auch keinen neuen Auftrag bekommen habe, beschließe ich, bei meinen Kollegen zu bleiben und mit ihnen zusammen auf die Ablösung zu warten.
    Doch wie fast immer in solchen Fällen kommt es ganz anders, denn plötzlich wird die fast verschlafen wirkende Situation schlagartig lebendig.
    »Hier Beo 9 Uhr«, klingt es aus dem Funk, »hier öffnet sich gerade ein Fenster.«
    Wir als in unmittelbarer Nähe postierte Notangriffskräfte springen von unserer unbequemen Sitzposition im Hauseingang auf und machen uns einsatzbereit. Das vom Beobachter geschilderte Fenster befindet sich von unserem Hauseingang etwa 20 Meter entfernt hinter einer Hausecke, sodass wir es nicht sehen können. Der Beo spricht mit ruhiger Stimme weiter: »Da klettern Personen aus dem Fenster … Jetzt vier Leute draußen … Fenster weiterhin offen …«
    Und während er die neue Situation noch schildert, rennt schon die erste Person, ein Mann in einem Anzug, also vermutlich ein Mitarbeiter der Bank, in einem geradezu unglaublichen Tempo von dem Bankgebäude weg. Leider läuft er aber genau in die entgegengesetzte Richtung, aus der wir uns nun nähern, um die Personen in Empfang zu nehmen. Heiner gibt Anton, einem über 1,90 Meter großen Hünen, einen Wink, den weglaufenden Bankangestellten zu verfolgen und wieder einzufangen.
    Wie ich später von ihm erfahren sollte, war dieses Unterfangen mehr als schwierig, denn obwohl Anton trotz seiner Größe über sehr gute Sprinterqualitäten verfügt, hatte er erhebliche Mühe, den Mann – es handelte sich tatsächlich um den Filialleiter – einzuholen. Von Angst und Panik getrieben, ist der buchstäblich »um sein Leben« gerannt und hat dabei eine Geschwindigkeit an den Tag gelegt, die bemerkenswert war. Unnötig zu erwähnen, dass er auf die Rufe des ihn verfolgenden Anton dabei nicht gehört hat …
    Unterdessen haben wir die übrigen drei Personen, nach meiner Einschätzung ebenfalls alles Bankangestellte, in unsere Richtung dirigieren können und letztlich hinter einer von der Bank nicht einsehbaren Hausecke gestoppt. Sie sind offensichtlich nicht verletzt, machen aber einen mitgenommenen Eindruck und sind, sehr zu unserer Verwunderung, tatsächlich nicht gefesselt. Nachdem wir sicher sind, dass der Täter sich nicht unter ihnen befindet 8 , befragen wir die ehemaligen Geiseln kurz. Es stellt sich heraus, dass sie einen Toilettenaufenthalt des Täters genutzt haben, um das Fenster zu öffnen und zu fliehen. Nach ihren Angaben ist der Geiselnehmer nunmehr allein in der Bank. Die Geiseln betonen

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