SEK – ein Insiderbericht
nicht genau, wo das Ziel liegt.«
Jetzt brauchen wir umgehend ein Transportmittel, denn der Streifenwagen reicht keinesfalls aus, um uns alle vier mit dem ganzen Equipment zu transportieren.
»Ich versuch’s mal über Funk«, antwortet mir der Kollege, während ich es immer noch nicht glauben kann, dass wir hier untätig auf einem Acker herumstehen, während ein kleines Stück entfernt irgendwer in einer Schule Amok läuft.
Plötzlich taucht, wie ein Wink des Schicksals, auf dem asphaltierten Weg ein älterer Mercedes-Lieferwagen vom Typ Sprinter auf und fährt auf uns zu. Ich rufe Ossi und Michael zu: »Haltet die Karre an, den übernehmen wir!« Und dann an den Kollegen im Streifenwagen gewandt: »Weißt du, wo die Schule ist?«
»Klar«, antwortet dieser, während er noch an seinem Streifenwagen steht und den Ohrhörer des Funkgerätes kurz sinken lässt.
Ossi und Michael haben sich mitten auf den Weg gestellt und den Sprinter, der augenscheinlich einem Malerbetrieb gehört, mittlerweile angehalten. Ganz, wie man es aus einem amerikanischen Actionfilm kennt, haben die beiden den Fahrer davon »überzeugt«, dass wir von der Polizei sind und sein Auto brauchen. Das Outfit meiner Kollegen mit Helm, Sturmhaube, schusssicherer Weste und Maschinenpistole trägt sicherlich dazu bei, dass der Malergeselle keinerlei Einwände gegen die zeitweise Beschlagnahme seines Fahrzeugs erhebt und sofort seinen Fahrersitz räumt.
Ich rufe den uniformierten Kollegen heran und sage: »Das ist jetzt unser Fahrzeug, du fährst …«
Ossi, Michael und Hannes springen in den Ladebereich des Sprinters und versuchen, zwischen Tapetenrollen und Farbeimern einen Platz zu finden, während ich mich auf den Beifahrersitz fallen lasse und beobachte, wie unser wackerer Kollege aus dem Streifendienst versucht, das Fahrzeug in Gang zu bringen. Offensichtlich gehört das Fahren von Lieferwagen aber nicht zu seinen besonderen Stärken, und nach dem zweiten Abwürgen des Motors reißt mir langsam, aber sicher der Geduldsfaden.
»Hannes, komm nach vorn und fahr das Ding!«, rufe ich nach hinten. In diesem Moment schafft es jedoch der Kollege schließlich, das Gefährt in Bewegung zu setzen, und nachdem das endlich vollbracht ist, fährt er sodann wie der Teufel mit uns davon. Ich schärfe ihm ein, dass er keinesfalls anhalten und uns trotz unseres nicht sehr polizeilich anmutenden Fahrzeugs direkt vor den Eingang der Schule fahren soll.
Während der dann doch recht kurzen Fahrt zu unserem Zielobjekt passieren wir mehrere Sperrstellen der uniformierten Kollegen, die natürlich den Bereich um die Schule weiträumig abgesperrt haben und nun ungläubig beobachten, wie ein Sprinter eines Lackierbetriebes vollbesetzt mit schwer bewaffneten SEK-Beamten mit Vollgas in Richtung Haupteingang prescht …
Als wir schließlich dort ankommen, springen wir aus dem von uns requirierten Gefährt und orientieren uns kurz. Bei dem Schulgebäude handelt es sich um einen größeren Flachdachkomplex aus den 70er Jahren. Das Hauptgebäude hat drei Stockwerke und sieht aus wie ein übergroßer Bungalow. Wir laufen auf den Haupteingang zu, während ich mich über Funk bei der Befehlsstelle des SEK anmelde und mitteile, dass unsere Einheit mit zunächst vier Kollegen eingetroffen ist. Vor der Eingangstür steht ein Kollege eines vor uns eingetroffenen SEK, der mir persönlich gut bekannt ist. Er fungiert hier als Einweiser für alle nachkommenden SEK-Beamten und ruft uns zu: »Wir suchen nach einem schwarz gekleideten, maskierten Täter. Er hat mehrere Personen durch Schüsse verletzt. Wie viele und welche Waffen er benutzt, wissen wir nicht. Ferner hat er im Treppenhaus des Gebäudes eine Art Bombe gezündet, dort ist alles verqualmt, und Kollegen mit Atemschutz sind unmittelbar davor, in das Treppenhaus vorzudringen.« Er klärt uns darüber auf, wo im Gebäude bereits SEK-Kräfte unterwegs sind und vor allem, wo es noch Lücken gibt. Über Funk melde ich den im Gebäude agierenden Kräften, dass wir nun das Gebäude betreten. Der Gruppenführer im Inneren quittiert meine Durchsage; wir vier gehen also hinein, und nachdem wir die Eingangstür passiert haben, treffen wir im Inneren auf ein viereckiges, offenes Atrium, von dem aus Gänge zu den Klassenräumen und der Aufgang zum Treppenhaus nahezu sternförmig abgehen. Der ganze Vorraum ist dicht verqualmt. Wir sehen mehrere Kollegen einer anderen SEK-Gruppe, die links von uns die Klassenräume im Erdgeschoss
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