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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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Sofa, und sie legte die Beine auf den Cocktailtisch. »Ich bin nicht in Stimmung. Jedenfalls jetzt noch nicht«, war alles, was sie zu sagen hatte.
    Noch nicht. Daran klammerte er sich, an jeden Strohhalm und Hoffnungsschimmer.
    Er ging ins Bad und zog sich aus, wobei er jeden Blick auf seinen schwabbeligen, blassen Körper vermied. Dann schlüpfte er in den schwarzen Morgenrock, dessen seidige Glätte ihm seine Begierde noch deutlicher machte. Er dachte an eine eiskalte Dusche, aber darüber mußte er freudlos lachen. Er begab sich wieder ins Wohnzimmer.
    Sie saß noch da wie zuvor, nur mit gespreizten Knien, und betrachtete träge ein Baseballspiel. Trotzdem lag in ihrem Blick eine gewisse Lüsternheit.
    Schnaufend meinte er: »Vielleicht berichtest du über den falschen Sport.«
    »Ich berichte über keinen Sport. Ich versuche, über das Ereignis eine menschlich interessante Geschichte zu schreiben, wie sie mein Herausgeber haben will.« Dann seufzte sie und schaute ihn an. »Aber da habe ich wenig Glück und bekomme auch keine Unterstützung.«
    Er schwieg. Ihr Vorstoß war eine so eindeutige sexuelle Erpressung, daß er ihn eigentlich ins Lächerliche ziehen müßte. Das Ganze war absurd. Aber er war so versessen auf sie, daß er sogar das noch schluckte. Vier Nächte und Tage – und er wollte keine Minute davon missen.
    Warum also nicht den Mund aufmachen? Sie mußte ihm nur versprechen, bis nach dem Derby nichts verlauten zu lassen. Versprechen? Was war ihr Versprechen wert?
    Aber … wen versuchte er eigentlich zu decken? Andrew Cameron? Seine ungezogene Tochter? Clay Chalmers? Den gesamten Rennsport?
    »Kennst du JD Edwards?« fragte Janice.
    »Ich habe ihn kurz interviewt.« Seine Kehle war trocken, seine Stimme heiser. »Warum?«
    »Ich frage nur. Könntest du uns bekannt machen?«
    »Ja, warum?«
    »Frag nicht immer, warum. Schau dir das verdammte Spiel an.«
    Er schaute auf den Bildschirm. Ein schlaksiger Neger schwang den Schläger mit lockerer Anmut und drahtiger Kraft und wartete auf den Einwurf.
    »Es wird behauptet«, sagte Janice lässig und nachdenklich, »daß Nigger längere Schwänze haben. Hast du das auch schon gehört?«
    Ja, und schon oft. Er hatte aber auch schon gelesen oder gehört, daß es ein Mythos, eine Sage war. Aber die Frage traf ihn wie ein Schlag in den Magen.
    Der Schwarze traf den Ball, und die Kamera folgte seinem weiten Flug.
    »Ich bleibe heute nacht unter einer Bedingung, Graf …«
    »Ja, ja?«
    »Du kannst mich mit Blicken fressen, aber lass die Pfoten weg.«
    Er antwortete nicht.
    »Abgemacht?«
    Und wenn er ihr sagte, was sie wissen wollte?
    »Abgemacht«, sagte er betrübt.
    Er würde sie nicht anrühren, aber er würde sich einen solchen Rausch antrinken, daß es ihm egal war, ob er sie hatte oder nicht.
    »… noch nicht … oh, Clay … mehr … da, nein, noch nicht … oh, Gott, ich halte es nicht aus … Clay, Clay … liebe mich … sag es mir, oh, lieber Gott … noch nicht … wieder, wieder … fast … liebe mich … ja, ja, jetzt, JETZT …«
    Sie stieß einen Schrei aus, mit aufgerissenem Mund, einen einzelnen Schrei puren Entzückens.
    Er blieb auf ihr und in ihr, und sie rangen beide um Atem, keuchten, und ihre Augen waren geschlossen, und sie warf den Kopf von einer Seite zur anderen, und er wußte, daß er noch nie in seinem Leben eine so total hingegebene Frau, einen so atemberaubenden Höhepunkt erlebt hatte. Er schwebte … Die Schulter schmerzte an der Stelle, wo die Kugel sie gestreift hatte, aber das war gleich. Er war ausgehöhlt und ausgefüllt, zerberstend und leer, lebendig und sie auch. »Clay, es ist einfach zuviel …«
    Aber es war nicht zuviel, konnte niemals zuviel werden. Jetzt sogar wollte er sie schon wieder, jetzt.
    Statt dessen küßte er ihre mittlerweile geschlossenen, feuchten Lippen und rollte sich zur Seite. Sie keuchten beide noch und hatten den abwesend glücklichen Ausdruck, den man nach Überwindung einer großen Anstrengung hat, so als trete man aus einer dunklen Höhle in den blendenden Sonnenschein hinaus.
    »Wenn wir zurückkommen«, sagte sie. »Clay?«
    »Ja, Kimb, wenn wir zurückkommen.«
    »Ich bin … hast du Hunger?«
    Er lachte und ging ins Bad, wo er seine Kleider gelassen hatte, und zog sich gemächlich an; ein langer Abend lag vor ihnen und eine lange Nacht. Blut war durch seinen Schulterverband gedrungen, und es schmerzte. Er schaute sich im Spiegel an, seine krumme Nase, ein Andenken

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