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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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ihm ein strahlendes Lächeln. »Quatsch, Graf. Das Ganze ist eine saftige Verschwörung, und du hast deine Finger auch mit drin, aber niemand wird mich davon abhalten, dahinter zu kommen und es zu veröffentlichen.« Sie lehnte sich wieder an. »Also, Mister, du kannst mich vögeln, soviel du willst, aber spiel nicht mir gegenüber die Auster.«
    Er war allein im Bett um fünf Minuten nach zehn Uhr aufgewacht. Wo, zum Teufel, war sie hingegangen? Sein Magen hatte sich verkrampft, sein Blut gestockt und seine Hoden schrumpften. War sie wirklich fort? Er war den ganzen Tag nicht darüber hinweggekommen, kam sich vor wie ein Fremder, der Wyatt Slingerland in Aktion beobachtete. Beispielsweise wie er den Fernsehtext herunterklapperte und damit gerade rechtzeitig, wenn auch atemlos, auf Sendung ging …
    »Na, endlich.« Das Essen wurde gebracht, und gleichzeitig auch die bestellten Drinks. »Wird ja langsam Zeit. Ich bin am Verhungern.« Dann lächelte sie verführerisch den Kellner an. »Was soll ich jetzt zuerst tun? Essen oder trinken?«
    Wyatt verspürte einen Stich der Eifersucht. So war es ihm schon den ganzen Tag gegangen.
    »Auf uns«, prostete sie ihm zu, zum vierten Mal. »Und auf unsere Nacht.«
    »Und auf morgen nacht«, sagte er tastend.
    Sie zuckte mit den Achseln und brachte ihre Brüste unter dem Sweater in Schwingung. »Wer weiß, Graf?«
    Er trank seine Pink Lady – nicht seine vierte. Er hatte den ganzen Tag nicht zu trinken aufgehört. Zuerst hatte er sie anzurufen versucht und war dann zu ihrem Motel gefahren. Niemand hatte geöffnet. Ob sie mit jemandem hinter der Tür war? Wie ein Depp hatte er unter dem nachsichtigen Blick des Dienstmädchens vor der Tür gestanden; so hatte er sich noch nie benommen, und gefühlt. Aber er konnte sie nicht verlieren, nicht jetzt.
    »Übrigens«, sagte sie kauend, »hast du die Geschichte gelesen, die ich dir gegeben habe?«
    Er hatte sie gelesen. Was konnte er sagen? »Ich habe sie aufmerksam studiert.«
    »Bin ich der Wahrheit nahe gekommen?«
    Er quetschte sich ein Lachen ab. »Nicht entfernt.«
    »Das heißt, ich habe es recht gut getroffen, oder?«
    Nein. Alles Vermutungen. Keine Details. Mochte sie denken, was sie wollte.
    Von ihrem Motel war er zur Rennbahn gefahren, in das Klubhaus gegangen und mit dem kleinen Aufzug ins Pressezimmer gefahren, das um diese Zeit fast ganz verlassen dalag. Die Schreibmaschinen standen unbenutzt bis auf eine in einer Reihe, auf der Janice Wessell herumhämmerte.
    Er ignorierte sie und setzte sich an eine andere Maschine, wo er den Text für seine Sendung herunterschrieb. Als er in das Studio am anderen Ende ging, kam sie zu ihm, küßte ihn spielerisch und sagte: »Wenn du fertig bist, habe ich eine Überraschung für dich.«
    Besänftigt hatte er seine Elf-Uhr-Sendung hinter sich gebracht, aber als er aus dem Studio kam, war sie bereits wieder verschwunden. Der Wächter am Aufzug hatte ihm einen Umschlag mit seinem Namen ausgehändigt.
    Warum sollte er sie nicht mit der wahren Hintergrundgeschichte ködern? Rennen war ein Publikumssport, eine Millionenindustrie, und er war sich ohnehin nicht sicher, ob ein Skandal die Publikumsgunst schmälern oder vergrößern würde.
    Auf der Heimfahrt nach dem Abendessen zu seiner Wohnung zog sie den Sweater nicht aus und bot ihm auch nicht an, ihm einen zu blasen. Er kam ihr so weit wie möglich – ohne direkt seinen Hosenschlitz zu öffnen – entgegen, aber sie schmollte, weil er angeblich ihre Schreiberei kritisiert hatte.
    Nachdem er die Wohnungstür hinter sich verschlossen hatte, hatte sie den Fernseher eingeschaltet und war im Schlafzimmer verschwunden. Sollte er folgen? Meine Güte, er kam sich wie ein Narr vor.
    Als er ziemlich angetrunken vor dem Abendessen in die Wohnung gekommen war, hatte sie zum Ausgehen angezogen dagesessen. Wo sie den ganzen Tag gewesen sei? Och, sie habe einen Reporter von den ›Indianapolis News‹ getroffen, der sie mit offenherzigen Aussprüchen von Kimberley Cameron unterhalten hätte und anschließend in seinem Motelzimmer mit alten Filmen im Fernsehprogramm. Sie hatte es so nebenbei erwähnt, daß ein Betrug eigentlich ausgeschlossen war, aber ihn hatte es in helle Aufregung versetzt. Er kannte sich selbst allmählich nicht wieder, wie er auf das spöttische Spielchen immer wieder hereinfiel.
    Jetzt kam sie nackt aus dem Schlafzimmer. Rauchend lümmelte sie sich vor den Fernseher, als sei sie allein im Zimmer. Er setzte sich neben sie auf das

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