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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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besessen hast!«
    Die Geste war so typisch und gleichzeitig so fremd für sie. Aber ihre Stimmung war so frohgemut, daß er wieder Hoffnung schöpfte, sie möge anhalten, eine Hoffnung, der er nicht so recht traute.
    »Schönen Dank, Tochter. Ich werde sie als Erinnerung an das Derby benützen und die Bohnen endlich so mahlen, wie ich sie gern habe. Persönlich.«
    Sie lachte. »Ich werde es ja erleben.« Und dann steckte sie sich eine neue Zigarette an.
    Allmählich mußte er das gefährliche Thema anschneiden. Im Lauf des Tages, selbst nachdem Starbright wieder im Stall stand, hatte sich der Gedanke immer mehr verfestigt. »Kimberley, was hältst du von der Idee, Starbright vom Derby zu streichen?«
    Kimberley schwieg stirnrunzelnd, und aus ihren Augen sprach Verwunderung und Verletzung. »Also … hat er dich auch angerufen.«
    »Wer?«
    »Ich weiß es nicht. Er rief mich an, als ich in Pepes Motel war. Er sagte, daß niemand Pepes Telefon abhören würde.«
    »Das reicht!« Er stand auf. »Wer hinter Starbrights Entführung steckt, ist absolut skrupellos und verdammt schlau, und er meint es ernst. Womit hat er gedroht?«
    »Ach, Andrew, beruhige dich. Er hat mit nichts gedroht, nur daß ich Starbright streichen sollte, sonst würde es mir leid tun. Ein Klischee aus dem Kintopp. Was kann er mir schon antun?«
    Andrew wollte sich das weder ausmalen noch darauf eingehen. Jedenfalls jetzt nicht. »Jason Arnold und Dr. Carpenter meinen sowieso, daß Starbright in keiner Kondition für ein Rennen ist.«
    »Andrew …« Sie lächelte mit seitlich geneigtem Kopf. »Andrew, du schwindelst …«
    »Die Behandlung, die er erfahren hat, beeinträchtigt jeden Vollblüter, und wenn er sich nicht erkältet hat …«
    »Ich habe mit Mr. Arnold vor dem Duschen gesprochen. Starbright hustet nicht einmal mehr.«
    Er wußte, daß er es nicht mit einer Lüge hätte versuchen sollen. Aber jetzt konnte er nicht zurück. »Seine Beine haben infizierte Wunden.«
    Aber sie schüttelte nur den Kopf. »Es ist bisher keine Infektion aufgetreten, und die Schürfwunden werden mit Erfolg behandelt.«
    Dann wartete sie ab. Er verfolgte die Sache nicht weiter, denn ihm war ein anderer Gedanke gekommen. »Wenn du ihn nicht streichst, ehe die Positionen verlost werden, kann er nur noch durch die Rennrichter am Start gehindert werden. Und wenn er so gesund ist, wie du sagst, besteht dafür nicht die geringste Chance.«
    »Ich kenne die Regeln, Andrew, Liebling«, sagte sie spöttisch und küßte ihn leicht auf die Wange. »Ich sage dir, was ich dem Anrufer gesagt habe.« Sie schlenderte weg und fuhr sich durch die Haare. »Sie können mich mal.«
    »Das Derby ist doch nur ein Rennen, Kimberley.«
    »Von wegen. Blue Ridge hat es sechsmal versucht.« Eine neue Schärfe kam in ihre Stimme. »Diesmal gewinnen wir.«
    Er kannte den Ton. Er wollte auf keinen Fall eine Explosion riskieren, die seltsamen Ausbrüche, die immer häufiger auftraten und die ihm zunehmend unheimlicher wurden.
    Sie steckte sich eine neue Zigarette an und blies den Rauch heftig aus. »Wie ist sie im Bett, Andrew? Dein irisches Liebchen?« Sie ging ziellos im Zimmer herum, weil sie gar keine Antwort erwartete. »Clay ist jedenfalls sensationell.«
    Andrew stand der Sinn nur noch nach Ausweichen, nach Flucht. Ehe das Mädchen etwas in den Dreck zog, das ihm am Herzen lag. Was war denn schiefgelaufen? Wo hatte er versagt? Obgleich er sich innerlich dagegen wehrte, für Kimberleys Persönlichkeit oder Zustand oder – Krankheit verantwortlich gemacht zu werden.
    Auf dem Weg zum Vorraum, die Kaffeemühle in der Hand, drehte er sich noch einmal um. »Kimberley, ich werde Blake Raynolds bitten, für dich einen Leibwächter anzuheuern.«
    Sie reckte das Kinn hoch und machte eine abwehrende Geste mit der Zigarette. »Wenn du das tust, werfe ich ihn persönlich über das Balkongeländer.«
    Andrew entgegnete ruhig: »Das dürfte dir bei einem solchen Muskelpaket schwerfallen.«
    »Dann werde ich Clay dazu bringen.«
    »Ich vermute«, sagte er, »daß Clay mehr über die Geschichte weiß, als er verlauten läßt, und daß er durchaus meiner Ansicht ist.«
    »Zuerst beschuldigst du ihn, und dann verteidigst du ihn!«
    Er mußte weg. Etwas verärgert sagte er: »Diese Leute meinen es ernst. Wer einen Derbyfavoriten aus den Stallungen stiehlt, ist gefährlich und hat keine Angst vor Risiken …«
    »… wagemutig ist der Ausdruck.«
    »Kimberley, ich will dich beschützen,

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