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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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verdammt.«
    »Andrew, du und fluchen? Pfui, schäm dich.«
    Er ging hinaus und schloß heftig die Tür.
    Es war sinnlos, sie zu bewegen, einen Arzt zu konsultieren. Das einzige Mal, als sie zugestimmt hatte, war dessen Rat gewesen, zu einem Psychiater zu gehen. »Er hält mich für verrückt, Andrew. Hältst du mich auch für verrückt?« hatte sie damals gefragt. War das seine Befürchtung, die Angst, die er sich nicht einmal insgeheim einzugestehen wagte? Andrew befand sich wieder in dem schon bekannten Dilemma. Einige Jahre hatte er auf ein Wunder gehofft, das die Dinge zurechtrückte. Und immer hatte er sie mit einer tiefen Betroffenheit und einem großen Mitleid beobachtet, einer gespannten Anteilnahme, die ihm zum zweiten Wesen geworden war.
    Er stelzte den Korridor entlang und wartete auf den Aufzug. Es verfolgte ihn, daß man … hinterher … sich Vorwürfe würde machen, ob man etwas unterlassen, etwas versäumt hatte, falsch oder ungenügend oder zur unpassenden Zeit reagiert hatte … etwas hätte verhindern können …
    Im Aufzug fand er sich zum Glück allein. Er dachte, wie beschwingt er zu Brigid gefahren war, wie ein Pennäler voller Vorfreude auf die bevorstehende Nacht. Es war nicht fair, wehrte er sich. Er hatte auch ein Recht zu leben, ein eigenes Leben zu führen!
    Als er auf seinem Stockwerk aus dem Aufzug trat, beschloß er, Blake anzurufen, sich nach dem Stand seiner Ermittlungen – dem Namen auf dem blauen Briefbogen, Marylou Wolforth – zu erkundigen und für einen Leibwächter zu sorgen, der Kimberley nichts von seiner Anwesenheit und Funktion merken lassen durfte.
    Er sperrte sein Zimmer auf. Er wollte duschen und sich umziehen und dann in Suite 1719 gehen und die Nacht mit Brigid Tyrone verbringen.
    Er hatte einige Verhältnisse gehabt, nachdem Irene ihn verlassen hatte – ohne viel Gefühle, körperliche Annehmlichkeiten mit flüchtiger Befriedigung –, aber in den vergangenen Stunden war er zu der Erkenntnis gekommen, daß es diesmal etwas ganz anderes war, wie es auch ausgehen mochte. Diesmal war er innerlich beteiligt, und – verdammt noch mal – darauf hatte er ein Anrecht.
    Er ging zum Telefon und wählte Blakes Nummer.

8
    »Er hat mich zur alten Frankfurter Straße gelockt, und da bin ich hin- und hergefahren, wie bekloppt.«
    »Bei mir bist du anders bekloppt …«
    »Graf, du bist wirklich ein Lustmolch.«
    Was er zugeben mußte. Er saß in einem Restaurant mit einer Frau, die er erst am frühen Morgen kennen gelernt und mit der er die restliche Nacht verbracht hatte, und schon wieder konnte er kaum die Finger von ihr lassen. Obgleich ihm klar war, daß er benützt, missbraucht wurde. Sie war mit in seine Wohnung gekommen, um ihm eine saftige Geschichte zu entlocken, und aus dem gleichen Grund saß sie jetzt ihm gegenüber. Aber inzwischen ging sie ihm mit ihren Launen und Kapricen bereits unter die Haut, nahm seine ganzen Gedanken gefangen. Und während er sich erniedrigen und demütigen ließ, konnte er nur an die Freuden ihres Körpers denken. Er mußte sie wieder haben, um jeden Preis.
    »Ich könnte deinen Freund Chalmers umbringen!«
    Noch vier Tage und Nächte, dann war es zu Ende. Dann fuhr sie nach Florida zurück und er nach Baltimore. Finis. Aber die Zeit bis dahin mußte er nutzen – die Zeit gehörte ihm allein.
    »Wenn die nicht bald das Steak bringen, brauche ich noch einen Wodka Gibson, Graf.«
    Was du willst. Er winkte dem Kellner, hob zwei Finger und wies damit auf den Tisch. Es war ein kleines, exklusives Restaurant, teurer, als sie es sich hätte leisten können, nicht aber er. Aber für sie war ihm nichts zu teuer.
    »Bei den Derbyställen verbreiten bereits die Buschtrommeln, daß das Pferd des kleinen Pissers von einem Hund angefallen worden ist, und daß Clay ihn buchstäblich erwürgt hat. Meinst du nicht, das müßte der Bahnpolizei gemeldet werden?«
    Während ihr Blick durch den Raum schweifte, wartete sie und gab sich nicht sonderlich interessiert. Das konnte er doch bestätigen, und wenn sie erst einen Zipfel der Story erwischt hatte, würde sie ihm auch noch den Rest aus der Nase ziehen. Und dann war die ganze Geheimnistuerei mit Chalmers für die Katz.
    »Ich persönlich glaube es nicht. Warum war die Sache denn nicht in der Abendzeitung?«
    Weil, wie Wyatt wußte, die Rennleitung und die Sicherheitsbeamten darauf keinen Wert legten. »Vielleicht war es nur ein Gerücht«, sagte er.
    Janice beugte sich zu ihm hin und schenkte

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