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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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geworden und habe eben gelernt, daß man so nicht kämpfen sollte.«
    »Weißt du, du bist mir heute ein richtiges Rätsel. Du hast noch eine Karte im Ärmel und spielst sie nicht aus …«
    »Nichts im Ärmel, tut mir leid. Ich merke schon, wenn ich den kürzeren gezogen habe.«
    »Du bist'n verdammter Feigling. Biste immer gewesen.«
    »Stimmt.«
    Owen stellte sich hin und neigte sich leicht nach vorn.
    »Clay, halte deine Finger aus Dingen heraus, die dich nichts angehen. Jetzt ist der große Moment, der wirklich große Moment, und du kommst da sowieso nicht mit. Ich hab' dich am Kanthaken und den alten Cameron auch, und das weißt du genau. Du wärst schon längst zu den Bullen gegangen, aber du wolltest ebenso wenig wie ich, daß die ganze Scheiße breitgetreten wird. Jetzt hast du zu lange gewartet und kannst nicht mehr das Maul aufmachen. Jetzt mußt du es nehmen, wie es kommt, und das werde ich euch schon einbrocken.« Er wandte sich ab, als wollte er spucken. »Wenn der Favorit gewinnt, dann kriegt das Mädchen ihr Fett, und wenn es Wochen oder Monate dauert oder Jahre. Das kannst du dir hinter die Ohren schreiben und …«
    »Owen …«
    »Ja, was willst du jetzt noch?«
    Es war eine Vermutung, eine weit hergeholte dazu noch, aber es war sein einziger Trumpf, und ihn mußte er jetzt ausspielen. »Wie ist Stuart Rosser gestorben?«
    Eine Pause. Stach der Trumpf?
    »Er hatte einen Herzanfall«, sagte Owen, aber mit veränderter Stimme. »Wie es in der Zeitung stand. Er hatte schon seit Jahren ein schwaches Herz, wie der Leichenbeschauer in seinem Bericht festgehalten hat.«
    »Reg dich nicht auf. Ich war nur neugierig.«
    »Na, dann verpiß dich.«
    »Ich war neugierig, und jetzt weiß ich Bescheid.«
    Clay sah den Schlag nicht einmal kommen, so blitzschnell und gewaltig explodierte er in seinem Gesicht, und dann lag er auf dem Boden und starrte Owens Western Stiefel an. Er schmeckte Blut und spürte einen schneidenden Schmerz, aber nun wußte er wirklich Bescheid. Clay hatte voll ins Schwarze getroffen, und das war alles wert. Es schockierte ihn nicht einmal. Flach auf dem Rücken liegend, während Owen zur Tür stampfte, wußte er zweifelsfrei, daß der Kampf zwar beileibe nicht beendet war, aber er diese Runde gewonnen hatte. Und er besaß jetzt eine Waffe gegen Owen. Konnte er sie einsetzen? Wie?
    Seltsamerweise drehte sich ihm nun nicht der Magen um, während der Zahnschmerz einsetzte … und er merkte, daß er diesmal nicht würde kotzen müssen.
    »Hallo.«
    »Andrew?«
    »Ja, Clay?«
    »Ist sie zurückgekommen?«
    »Noch nicht.«
    »Lieber Gott.«
    »Sie ist dem Leibwächter auf der Autobahn 64 entwischt und hat ihn ganz schön an der Nase herumgeführt. Wahrscheinlich hatte er gegen ihren Porsche keine Chance. Zuletzt sah er sie nach Westen fahren.«
    »Haben Sie die Polizei zugezogen?«
    »Blake besteht darauf. Was meinen Sie?«
    »Es gäbe Schlagzeilen, wenn sie als vermisst gemeldet würde – hält Sie das davon ab?«
    »Nein, zum Teufel, ob Sie es glauben oder nicht.«
    »Ich glaube Ihnen. Immer ruhig, Andrew.«
    »Der Grund, warum ich es jetzt nicht getan habe und auch vorher nie, liegt am ersten Mal, als sie verschwunden war.«
    »Können Sie das ein bißchen erläutern?«
    »Ich will es versuchen, ohne viel Sachkenntnis und Genauigkeit. Also, sie ist ein Opfer von, wie soll man es nennen … Abwesenheiten, Anfällen, Bewusstseinstrübungen. Wenn die Spannung zu sehr steigt, verschwindet sie einfach. Wenn sie zu sich kommt, weiß sie weder, wo sie ist noch, wo sie war, sagt sie. Zuerst habe ich ihr nicht geglaubt.«
    »Und jetzt?«
    »Allmählich halte ich es für die Wahrheit.«
    »Lieber Gott.«
    »Clay, ich habe das schon ein paar Mal erlebt. Es ist immer eine Tour über dünnes Eis. Wenn man etwas unternimmt, beispielsweise die Behörden verständigt, dann kann das genau der Auslöser sein für …« Er brach ab. »… für irgend etwas noch Schlimmeres, ich weiß nicht, was.«
    »Ja, das verstehe ich wohl, Andrew.«
    »Das glaube ich Ihnen. Nun, haben Sie Ihren Bruder gesprochen?«
    »Ja. Wenn er etwas mit Kimberleys Verschwinden zu tun hätte, würde ich es wissen. Aber davon weiß er nichts, doch er stößt noch immer Drohungen aus. Und machen wir uns nichts vor, er ist in der Lage, sie auszuführen. Sagen Sie, wie gut kennen Sie Mrs. Rosser?«
    »Christine? Ich war nicht eng mit ihr bekannt und habe sie seit Jahren aus den Augen verloren.«
    »Kennen Sie sie gut genug, um

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