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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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hocken sah – mit zurückgeschobenem Hut, mit lässiger Eleganz und träger Selbstsicherheit wurde ihm klar, daß hier nicht eine Szene stattfinden würde, wie er sie sich im Unterbewusstsein ausgemalt hatte. Auf jeden Fall durfte er sich nicht aufbringen lassen, sondern mußte einen kühlen Kopf bewahren. Wenn er das nicht schaffte, gewann Owen die Oberhand. Er schluckte also seinen Zorn und ganzen Ekel herunter und ging auf Owen zu, der aufblickte, die Stirn runzelte und ihn dann angrinste.
    »Darf ich mich dazusetzen?« fragte Clay, und seine Stimme klang ihm sehr beherrscht, ganz fremd und fast freundlich in den Ohren. Ein brüderliches Gespräch, so hatte er es im Hotel genannt, und so mußte es laufen. »Oder ist der Platz schon besetzt?«
    Ein Anflug von Verblüffung in Owens Miene bereitete ihm eine kurze Genugtuung. Er setzte sich. – »Na, wer kommt denn da? Mein kleiner Bruder!« sagte Owen.»Ich hab' gerade die Auswertung von Hotspurs gestriger Arbeit gelesen. Er hat sich heute noch verbessert, was?«
    »Im Hinblick auf Samstag wird er allerdings noch nicht voll gefordert, denn da läuft er vielleicht Rekordzeit.«
    Owen nickte mit einem erstaunten Lauern im Blick, während er die ›Racing form‹ zusammenfaltete. »Du gehst deinen Weg und ich meinen, okay? Kaffee?«
    »Nein, danke. Nur ein paar Worte, wie in der guten alten Zeit.«
    »Ich habe deine Botschaft ausgerichtet bekommen. Von Eric.«
    »Ja. Ich erinnere mich, daß er es dir weitersagen sollte.«
    »Daß du mich umbringen willst, was?«
    »Ja, so etwas habe ich wahrscheinlich gesagt. Ich werde immer ausfallend, wenn man einen Hund auf mein Pferd hetzt.«
    »Kann ich schon verstehen. Aber umbringen … ist das nicht den Mund ein bißchen voll genommen?« Er kantete den Stuhl auf die Hinterbeine. »Du willst mir doch nicht weismachen, daß dies dein Ernst ist, so sehr hast du dich nicht geändert.«
    »Klar war es mir ernst«, kam es beiläufig wie ein Achselzucken von Clay. »Ich meine alles ernst, was ich sage. Du nicht?«
    »Nie die Wahrheit sagen, wenn man mit 'ner Lüge weiterkommt.«
    »Ein Spruch vom guten Toby. Stimmt's?«
    »Stimmt, kleiner Bruder.« Owen betrachtete Clay, als wolle er unbedingt herausbekommen, was mit diesem Gespräch beabsichtigt war.
    »Also … du hast Erics Dobermann eigenhändig erwürgt. Vielleicht hast du doch etwas dazugelernt.«
    »Vielleicht. A propos Botschaften, hat Mrs. Rosser meine Nachricht an dich weitergegeben?«
    »Daß du mich und möglicherweise auch sie ins Gefängnis bringst?« Er schüttelte den Kopf. »Ich halte nicht viel von leeren Drohungen.«
    »Da ist nichts leer dran.«
    »Es braucht 'ne Menge, ehe man einen Menschen ins Kittchen schicken kann …«
    »Stimmt. Aber Beweise sind nicht so schwer zu finden, wie du vielleicht meinst, getippte Lösegeldbriefe und Verträge, abgehörte Telefonate …«
    Die Vorderbeine von Owens Stuhl knallten auf den Boden, und er beugte sich vor. »Brüderchen, du hast dir ja seit neuestem eine ziemlich feine Gesellschaft ausgesucht.«
    »Du auch.«
    »Wer hätte jemals gedacht, daß du mit den Camerons unter einer Decke stecken würdest.«
    »Unter der Decke stecken, das erinnert mich an Toby.«
    »Mich wundert nur, daß du für Cameron die Kastanien aus dem Feuer holst. Machst du das, weil du seine Tochter bumst?«
    Obwohl Clay am liebsten Owen einen Schwinger versetzt hätte, beherrschte er sich sehr, um sich nichts anmerken zu lassen. »In einem hast du recht, ich habe gestern Andrew Cameron eine Art Gefallen erwiesen, und Starbright ist wieder fit für das Rennen.«
    »Wie komm' ich dann bloß auf die Idee, daß er gestrichen wird?«
    »Keine Ahnung, zumal das seit heute früh nicht mehr möglich ist.«
    »Na, ich weiß nicht, es gibt doch immer Mittel und Wege.«
    »Leute wie Andrew Cameron lehnen so etwas ab.«
    »Das ist seine Beerdigung.«
    »Wenn ich dich so ansehe, Owen, fällt es mir wieder ein – du hast noch nie verlieren können. Nicht einmal beim Murmelspielen.«
    »Ist vermutlich angeboren.«
    »Wenn ich mir's recht überlege, das hat dich schon immer verrückt gemacht.«
    »Stimmt, kleiner Bruder, stimmt. Spielen hat nämlich nur den einen Sinn, zu gewinnen.«
    »Wie dem auch sei, Starbright jedenfalls steht nun unter strengster Bewachung, und er ist laut seinem Trainer bei blendender Gesundheit. Und seine Besitzerin wird zudem auch noch bestens bewacht.«
    »Was meinst du mit der Scheiße?« Zum ersten Mal blitzte etwas in Owens

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