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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit
Autoren: Hayes Joseph
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Und dieses bedrückende Gefühl, alles schon einmal durchlebt zu haben, war auch während der Morgenarbeit nicht von ihm gewichen und hielt auch jetzt noch an, als er nun Kimberley gegenübertrat.
    Vielleicht zum letzten Mal.
    »Du hast gesagt, du seist mit einem Mann in Chicago gewesen. Oder waren es mehrere Männer?«
    »Ja.« Sie wich seinem Blick aus. Oder einer Antwort. Ihr Ton war so distanziert und spröde wie ihre Augen.
    »Kimberley, hör mir mal zu. Wo ist der neue Porsche?«
    Sie machte sich nicht einmal die Mühe, mit den Achseln zu zucken. »Auf irgendeiner Straße …«
    »Du meinst, du kannst dich nicht erinnern.«
    »Ja.«
    »Aber an die Männer, die du aufgelesen hast, erinnerst du dich.«
    Sie schüttelte nur den Kopf.
    »Du hast also gelogen, oder?«
    Nun nickte sie mit dem Kopf, aber so, als käme es nicht darauf an. Fast als wäre er nicht vorhanden.
    Er hatte es sich gedacht, es war ihm plötzlich in den Sinn gekommen während er trank – versuchte, alles zu vergessen, sie mit inbegriffen. Es war ihm wie ein durchdringender Geistesblitz gekommen.
    »Warum hast du gelogen, Kimberley?«
    Aber das war ihm inzwischen auch klar. Und er wußte, daß es keinen Sinn hatte, ihr Fragen zu stellen. Also sagte er es ihr lieber selbst.
    »Du hast gelogen, um mich fortzutreiben.«
    Jetzt hatte er es gesagt, hatte es ausgesprochen, weil er wußte, daß dies die Wahrheit war.
    »Ich bin dir zu nahe gekommen, nicht wahr, Kimberley? Ich habe darauf bestanden, daß du mit mir gehst, mit mir durchbrennst. Ich bin dir zu nahe getreten das war es doch, oder?«
    Aber es hatte keinen Sinn. Wenn er es nun wußte, wenn er so verdammt sicher war, warum war er dann überhaupt hierher zurückgekommen? Was konnte er damit erreichen, wenn er ihr dieses Eingeständnis abrang?
    »Nun, es war nicht nötig zu lügen. Wenn du mich nicht haben wolltest, warum konntest du mir das nicht ins Gesicht sagen? Warum kannst du es nicht sagen? Warum mußt du so verdammt unaufrichtig sein? Ausflüchte finden …« Er merkte, daß seine Besorgnis und seine Anteilnahme aus dem Ton zu hören waren. Er wandte sich ab und war versucht, sich noch einen Drink einzuschenken, aber das hatte er in der vergangenen Nacht bereits überreichlich getan. Und da war er über das Geheimnis, die Lösung gestolpert. Denn das hatte er bereits vor sieben Jahren schon einmal versucht, sie mitzunehmen, nur hatte er damals die Wahrheit nicht geahnt. Er hatte es fast soweit kommen lassen, daß Andrew und sie ihn davon überzeugt hätten, daß …
    »Kimberley, es war vergangene Nacht nicht nötig, zu lügen, und es war nicht nötig, daß du vor sieben Jahren ein wundervolles Pferd vernichtet hast, nur um einen Vorwand zu haben, um mich loszuwerden!«
    Sie drehte sich nicht um. Es war, als rede er mit einer Statue. Aber sie brauchte nicht zu reden, es nicht zuzugeben. Er wußte es. ›Wie kann ich, Clay! Ich kann jetzt doch nicht weg, nachdem du – nach dem, was geschehen ist.‹ Kimberley hatte die Boxentür und den Stall aufgeschlossen. Sie hatte es getan, damit …
    »Du brauchtest nur zu sagen: ›Clay, ich liebe dich nicht.‹ Aber dazu fehlte es dir an Courage, an Ehrlichkeit.«
    »Ich … ich liebe dich aber, Clay.«
    »Na, anscheinend nicht genug!« hörte er sich brüllen. »Es ist eine Art von Liebe, die ich nicht verstehe, und sie reicht auch nicht aus!«
    Dann überfiel ihn die Frage, mit der er sich die ganze Nacht herumgeschlagen hatte: Liebte er sie?
    Er brauchte sie jetzt und wahrscheinlich nie mehr zu beantworten.
    »Leb wohl, Kimberley.«
    Er ging auf den Vorraum zu, als sie endlich etwas sagte. »Ist er tot?«
    Zuerst war er nicht sicher, sie richtig verstanden zu haben. Wollte sie wissen, ob seine Liebe tot war? Er wußte es nicht, noch nicht.
    »Ist er tot, Clay?«
    Er wandte sich wieder zum Zimmer. Sie stand in der Balkontür.
    »Pepe«, fragte sie, »ist er tot?«
    »Pepe?« erkundigte er sich. »Vielleicht solltest du erst einmal erklären, wovon du redest.«
    Sie schaute ihn an, und ihr Gesicht war eine blasse, ausdruckslose Maske. Ihre Augen blickten benommen, leer.
    »Was ist, Clay? Ist Pepe tot? Ich muß es wissen.«
    Dann wies sie auf das Sofa, wo sie gesessen hatte. Er ging hin und nahm einen Umschlag in die Hand, in dem er zwei Fotografien fand.
    Die erste Aufnahme zeigte groß zwei Hände, kleine und dunkelhäutige, und an einem Finger prangte ein Ring mit einem diamantenen Hufeisen.
    Er betrachtete das andere Foto. Es
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