Selbstbewusst!
sich zufrieden. Die Kellnerin ist ebenfalls froh, die Situation gerettet zu haben, und freut sich über das Trinkgeld, das ihr der Gast gibt.
Halten wir fest: Mit nicht selbstbewusstem Verhalten äuÃert Herr Müller keine Wünsche, lässt andere über sich entscheiden und erreicht sein Ziel nicht. Mit aggressivem Verhalten setzt er die Kellnerin herab und erreicht sein Ziel durch Verletzung der Frau. Mit selbstbewusstem Verhalten steigert er sein Selbstwertgefühl und erreicht sein Ziel, ohne jemanden zu verletzen.
Harmoniesucht und falsche Vorstellungen von der Wirklichkeit
Menschen, die keine Wünsche äuÃern und sich nicht durchsetzen können, haben Hemmungen . Ursache dafür sind meistens völlig falsche Vorstellungen über die Wirklichkeit. Solche sind:
âWenn ich für meine Interessen eintrete, werden mich die Menschen nicht mehr mögen .â
âSage ich âneinâ, dann isoliere ich mich von anderen.â
âIch will immer in Harmonie mit meiner Umwelt sein.â
Doch genau das Gegenteil ist richtig:
âSetze ich mich für meine Interessen ein, dann achten mich die Mitmenschen.â
âMache ich es stets allen recht, dann erfahre ich nicht Wertschätzung , sondern die Verachtung anderer.â
âEs widerspricht den Gesetzen der Realität , zu jedem Zeitpunkt in Harmonie mit der Umwelt zu sein.â
Zu den menschlichen Grundbedürfnissen zählt einerseits der Wunsch nach Nähe , Verbundenheit, Hingabe, nach Zugehörigkeit und Gemeinschaft und andererseits der Wunsch nach Unabhängigkeit , Distanz , Alleinsein , Individualität und Freiheit .
Es handelt sich hierbei um zwei gegenläufige Bestrebungen, die auch als Ich-Du-Polarität bezeichnet werden. Wird der eine Pol, das Ich, betont, dann stehen der Egoismus und der Kampf im Vordergrund. Wird das Du betont, dann werden die Eigeninteressen zurückgestellt und der Wunsch nach Verbundenheit, Nähe und Hingabe ist bestimmend.
Eng damit ist auch die Ja-Nein-Polarität gekoppelt. Mit dem Ja erfüllen Sie die Wünsche der anderen, mit dem Nein lehnen Sie diese ab.
So sehr Sie sich auch bemühen, nur die eine Seite der Polarität zu leben â zum Beispiel die Ausrichtung auf das Du und das Harmoniestreben â, desto mehr wird Ihnen im Leben die andere Seite der Polarität in Form von egoistischen Kollegen, Geschäftspartnern und anderen nur auf die eigenen Interessen ausgerichteten Menschen begegnen.
Wir haben nicht die Freiheit, uns nur für den einen oder anderen Pol zu entscheiden. Es geht deshalb nicht um ein âEntweder-oderâ. Die Lebensgesetze zwingen uns zu unserem eigenen Wohl, komplexer zu werden und ein âSowohl-als-auchâ zu wählen. Wir haben somit neben dem Interesse an Harmonie und Gemeinschaft auch den Weg zur Individualität mit einer Abgrenzung eigener Interessen zu gehen.
Das Lebensziel eines jeden kann es nur sein, ein bewusstes Ich zu entwickeln, das sich nicht allein nur mit einer Seite der Polarität identifiziert.
Praxis-Tipp:
Ihr bewusstes Ich muss die Wahlmöglichkeit haben, sich je nach Situation für das Ich oder Du bzw. für das Ja oder Nein zu entscheiden.
Der Weg dahin ist nicht einfach und ein lebenslanger Entwicklungsprozess . Im bewussten Ich zu sein heiÃt nicht, dass zu jedem Zeitpunkt alles harmonisch ist. Es erfordert, die Spannung zwischen beiden Polen auszuhalten. Wer zum Beispiel das Neinsagen noch lernen muss, wird bald spüren, wie unangenehm es zu Anfang ist. Das Neinsagen muss dann intensiv trainiert werden. Zugegeben, es ist manchmal nicht einfach zu entscheiden, wann es angebracht ist, an sich selbst zu denken und sich abzugrenzen, oder wann es besser ist, sich anzupassen. Diesen Konflikt finden Sie häufig im beruflichen Alltag.
Praxis-Tipp:
Für den persönlichen Erfolg im Beruf ist ebenfalls eine kluge Kombination von Kollegialität und Egoismus das beste Erfolgsrezept .
Dass das Leben in ständiger Harmonie mit der Umwelt â also ein Leben wie im Paradies â sogar bis zur Lebensuntauglichkeit führt, zeigt folgende wahre Geschichte:
Beispiel:
Hettie wuchs als Tochter einer Rangerfamilie in Südafrika im Krüger-Nationalpark auf. Sie erlebte eine herrliche Kindheit. Der nächste Nachbar lebte rund hundert Kilometer von der Familie entfernt. Die einzigen Freunde von Hettie waren die wilden Tiere. Besonders angetan hatte es ihr der
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