Selection
neue Lebensphase mit einer Partnerin an seiner Seite gestalten und eine Tochter von Illeá zur Frau nehmen. Wenn Ihre ledige Tochter oder Schwester Interesse daran hat, Prinz Maxons Gemahlin und die verehrte Prinzessin von Illeá zu werden, füllen Sie bitte das beigelegte Formular aus und senden es an Ihre zuständige Provinzverwaltung. Aus jeder Provinz wird eine junge Frau ausgelost und dem Prinzen vorgestellt werden.
Für die Dauer ihres Aufenthalts werden die Teilnehmerinnen im wunderbaren Palast Illeá in Angeles untergebracht sein. Die Familien der Teilnehmerinnen werden für ihre Dienste an der Königsfamilie eine großzügige Entschädigung erhalten.« Diese Worte betonte Mom besonders.
Ich verdrehte die Augen, während sie weiterlas. So verfuhren sie im Herrscherhaus mit den Söhnen. Prinzessinnen der Königsfamilie dagegen sollten in arrangierten Ehen mit anderen Königshäusern untergebracht werden, um die politischen Beziehungen mit diesen Ländern zu festigen. Ich verstand den Grund: Wir brauchten Verbündete. Aber ich fand das scheußlich und hoffte, so etwas nicht miterleben zu müssen. Tatsächlich war in der Königsfamilie seit drei Generationen keine Tochter geboren worden.
Prinzen dagegen verheiratete man mit Frauen aus dem Volk, um die Moral unserer bisweilen instabilen Nation aufrechtzuerhalten. Dieses Vorgehen sollte uns als Volk wohl immer daran erinnern, dass Illeá quasi aus dem Nichts entstanden war.
Beide Varianten der Verheiratungspraxis gefielen mir gar nicht. Und bei der Vorstellung, vor den Augen des gesamten Volkes an einem Castingwettbewerb teilzunehmen, bei dem dieser aufgeblasene Angeber sich das attraktivste und oberflächlichste Mädchen aussuchen durfte, das dann später im Fernsehen das hübsche Lärvchen an seiner Seite sein sollte, hätte ich schreien können. Etwas Demütigenderes gab es wohl kaum.
Außerdem hatte ich mich oft genug bei Zweiern und Dreiern zu Hause aufgehalten, um zu wissen, dass ich zu denen nicht gehören wollte – geschweige denn zu den Einsern. Abgesehen von den Zeiten, in denen es bei uns nicht genug zu essen gab, war ich mit meinem Dasein als Fünf vollauf zufrieden. Mom wollte innerhalb des Kastensystems aufsteigen, nicht ich.
»Und er würde sich ganz bestimmt für America entscheiden! Sie ist doch wunderschön«, schwärmte meine Mutter.
»Bitte, Mom. Ich bin nichts Besonderes.«
»Das stimmt nicht!«, warf May ein. »Weil ich nämlich so aussehe wie du, und ich bin sehr hübsch! « Sie grinste so breit, dass ich mir das Lachen nicht verkneifen konnte. Außerdem hatte sie recht. May war wirklich ein wunderhübsches Mädchen.
Aber das lag nicht nur an ihrem Gesicht, sondern an ihrem gewinnenden Lächeln und ihren leuchtenden Augen. May strahlte eine Energie und Begeisterung aus, die jeden in Bann zog. Sie hatte einen ganz besonderen Zauber, der mir nicht gegeben war.
»Was meinst du, Gerad? Findest du mich hübsch?«, fragte ich meinen kleinen Bruder.
Alle blickten auf das jüngste Familienmitglied.
»Nein! Mädchen sind blöd!«
»Gerad, bitte.« Mom stieß einen geplagten Seufzer aus, aber er war nicht ernst gemeint. Man konnte Gerad schwer böse sein. »America, du musst doch wissen, wie bezaubernd du bist.«
»Und wieso taucht dann hier keiner auf, der mit mir ausgehen will, wenn ich angeblich so bezaubernd bin?«
»Ach, da tauchen schon welche auf, aber die schicke ich immer weg. Meine Töchter sind zu hübsch, um einen Fünfer zu heiraten. Kenna hat einen Vierer geheiratet, und ich bin mir ganz sicher, dass du eine bessere Partie machen kannst.« Mom trank einen Schluck Tee.
»Er heißt James. Hör auf, ihn nur als Nummer zu bezeichnen. Und seit wann tauchen hier Jungs auf?« Meine Stimme klang immer schriller. Ich hatte noch nie einen Jungen vor unserer Tür gesichtet.
»Schon eine ganze Weile«, sagte Dad, der sich damit heute zum ersten Mal zu Wort meldete. Er klang bedrückt und starrte auf seine Teetasse. Ich fragte mich, was ihn so beunruhigte. Die Jungen? Dass Mom und ich wieder zankten? Dass ich nicht am Wettbewerb teilnehmen wollte? Dass ich weit weg sein würde, wenn ich doch teilnahm?
Dad und ich waren uns sehr nah. Nach meiner Geburt war Mom wohl ziemlich erschöpft, weshalb hauptsächlich er sich um mich gekümmert hatte. Mein Temperament hatte ich von meiner Mutter geerbt, aber die Feinfühligkeit hatte ich von meinem Vater.
Er warf mir einen kurzen Blick zu, und da wusste ich die Antwort: Dad wollte mir das
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