Selfmade: erfolg reich leben (German Edition)

Mit Gerhard Schröder habe ich überhaupt erst zwei Jahre nach Einführung dieser privaten Zusatzrente zum ersten Mal persönlich gesprochen. Übrigens habe ich ihn erst gegen Ende seiner Kanzlerzeit besser kennengelernt und die Freundschaft wurde erst enger, nachdem er nicht mehr Bundeskanzler war und wir logischerweise etwas mehr Zeit miteinander verbringen konnten.
    Und seit ich mein Unternehmen 2007 verkauft habe, muss ich mir in der Beziehung zu Christian Wulff nicht bei jedem Treffen Gedanken machen, ob mir nicht irgendwie unterstellt wird, diese Freundschaft aus Berechnung zu pflegen. Dieser Grundsatz „privat bleibt privat“ hat eine stabile Basis geschaffen, auf der sich auch die Freundschaft zwischen unseren beiden Familien immer weiter entwickeln konnte.
    Zum Networking gehört ebenso, dass man nichts ausplaudert, das einen anderen betrifft. Hätte ich mich nicht strikt an diesen Grundsatz gehalten, wäre es mir gar nicht möglich gewesen, ein so enges und vertrauensvolles Verhältnis zu Politikern ganz unterschiedlicher Parteien zu haben. Sie alle wissen, dass ich unseren Gedankenaustausch immer vertraulich behandeln werde, denn Vertrauen und Verschwiegenheit sind wohl für alle Menschen Grundpfeiler der Freundschaft.
    Kennen Sie Ihre » oberen Zehntausend « ?
    Überlegen Sie sich einmal folgendes Szenario: Sie kennen 100 Menschen, natürlich nicht alle gleich eng und gut: Ihre Familie und Freunde, Arbeitskollegen und Schulfreunde, Eltern aus der Schulklasse Ihrer Kinder, Ihren Friseur, den Tennislehrer, den IT-Profi aus der Nachbarschaft und so weiter. Jeder dieser direkten 100 Kontakte kennt im Schnitt auch wieder 100 Personen. Und damit verfügen Sie zusammen indirekt bereits über 10 000 Kontakte.
    Nur mal so nebenbei: Wer in der Schule einmal sitzen geblieben ist, hat sogar einen kleinen Vorteil: Er besitzt zwei Ehemaligenlisten, hat also doppelt so viele Kontakte aus seiner Schulzeit. Und denken Sie auch an Ihren Lebenspartner. Er war höchstwahrscheinlich gleichfalls im Kindergarten und auf jeden Fall in der Schule – natürlich wohl auch in einer anderen als Sie. Wenn er ein Klassentreffen hat, sind sicher 20 Ehemalige dabei. Also haben nicht nur Sie Kontakt zu Ihren 20 früheren Schulkameraden, sondern ebenso er zu seinen. Entsprechend hat sich dieses Kontaktfeld verdoppelt, seit Sie in dieser Partnerschaft leben. Das Gleiche gilt für Ihre Urlaubsbekanntschaften. Sie vergrößern also Ihre eigenen Kontakte, wenn Sie auch den Bekannten- und Freundeskreis Ihrer Lebensgefährtin oder Ihres Ehemanns in Ihre Betrachtung einbeziehen.
    Mehren und pflegen Sie Ihre Kontakte
    Wie können Sie Ihren Bekanntenkreis erweitern? Ganz einfach! Mit Kontakten verhält es sich wie mit der Erbschaftsfolge: Es gibt Kontakte ersten, zweiten, dritten Grades und so weiter. Kontakte ersten Grades kennen Kontakte zweiten Grades, die ihrerseits Kontakte dritten Grades kennen. Durch Weiterempfehlung lernen Sie Menschen kennen, die Sie noch nicht kannten. So entsteht Ihr eigenes Mini-Netzwerk, aus dem sich ein großes entwickeln kann.
    Die sogenannte Mund-zu-Mund-Propaganda ist zwar eigentlich eine Mund-zu-Ohr-Propaganda, aber sie funktioniert. Man spricht deshalb vom »Hörensagen«.
    Für mich ist der Schweizer Reto Francioni einer der stärksten Networker überhaupt. Als ich ihn kennenlernte, ein Jahr vor unserem Börsengang, war er noch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Börse AG . Er ging dann zu dem Finanzdienstleister Consors , wo er mit Unternehmensgründer Matthäus Schmidt eine Doppelspitze bildete. In dieser Zeit trafen wir uns ein paar Mal und diskutierten, ob wir unsere Firmen miteinander verschmelzen sollten. Dann wechselte er 2002 als Verwaltungsratspräsident zur Schweizer Börse SIX. Wir hielten weiter Kontakt. Jedes Mal, wenn wir uns wiedersahen, bekam ich beiläufig mit, wen er gerade getroffen hatte und wen er so alles kannte. Und da wurde mir irgendwann klar: Der nächste Chef der Deutschen Börse heißt Reto Francioni. Er hatte nicht nur 30 Jahre internationale Erfahrung gesammelt, sondern kannte jeden Finanzminister, jeden Börsenchef in jedem anderen Land. Er ging zu allen relevanten Events. Er war sehr fleißig, aber nicht nur beruflich, sondern auch beim Aufbau seines Beziehungsnetzes. Reto Francioni schickt immer zu Weihnachten und Neujahr eine Gruß-SMS. Er pflegt sein Netzwerk mit großer Verbindlichkeit – und das nicht nur, um zu denen nett zu sein, die er morgen vielleicht