Selfmade Girl
schloss.
»Mensch, Leo ! Was machst du hier? So früh hab ich dich noch gar nicht erwartet!« Er war völlig aus dem Häuschen und wandte sich begeistert zu Kirsten um. »Kristin, darf ich dir meinen Bruder Leonard vorstellen? Leo, das ist meine Freundin Kirsten.«
Brandons Bruder wirkte ziemlich überrascht ... zumindest für eine Sekunde. Dann zog er eine Augenbraue hoch und meinte spöttisch: »Da – schau mal einer an, wie klein die Welt doch ist. So trifft man sich wieder.«
Bei dem Anblick des jungen Mannes, dem Brandon einen Arm um die Schulter gelegt hatte, wurde Kirsten speiübel. Es kam ihr so vor, als hätte jemand mit voller Wucht seine Faust in ihren Bauch gerammt.
»Verflucht«, murmelte sie und starrte Brandon an. »Der ist dein Bruder?«, stieß sie voller Verachtung aus.
Brandon war zu verwirrt, als dass er sofort die Frage beantworten konnte. »Ihr – ihr kennt euch?«, stammelte er konfus und schaute von einem zum anderen.
»Was meinst du denn damit, sie wär deine Freundin?«, fragte Leonard offenbar belustigt und verschränkte die Arme vor der Brust.
Diese herablassende Art kannte Kirsten an ihm zu Genüge. Genau genommen, hasste sie diese wie der Teufel das Weihwasser. Sie erstarrte innerlich. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Es schien ihr wie ein böser Traum, aus dem sie jeden Moment aufwachen musste. Doch je länger sie auch darauf hoffe, desto mehr wurde ihr schmerzlich bewusst, dass sie schon längst wach war und sich ihr Leben von einer Sekunde auf die nächste zu einem Albtraum gewandelt hatte.
» Das kann doch nicht wahr sein!«
Sie stürmte in ihre Zimmer und zog die Tür lau tstark fluchend hinter sich zu.
»Was genau ist hier los?« Brandon schob seinen Bruder in Richtung Küche, wies Leonard, der zwar älter, aber einen Kopf kleiner als er war, einen Stuhl zu und schloss seinerseits die Tür.
»Also, raus mit der Sprache : Was läuft da zwischen dir und Kirsten? Warum ist sie eben kalkweiß angelaufen und hat derart panisch den Raum verlassen, als sie sich gesehen hat? Woher kennst du sie überhaupt?«
Ganz der weltmännische Anwalt , krempelte Leonard gelassen die Ärmel seines Hemdes nach oben. »Wir haben uns vor einem Jahr auf einer Party kennengelernt.«
»Auf welcher Party? Du gehst doch gar nicht auf irgendwelche Partys !«
»Ein Schulfreund hatte mich zu seinem Geburt stag eingeladen, er studiert mit Kirsten, und so haben wir uns kennengelernt ...« Leo machte eine wegwerfende Handbewegung.
Die ausgesprochene Ruhe seines Bruders brachte Brandon nur noch mehr auf die Palme. »Und weiter? Nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!«
»Mann, ich hab mich halt ein wenig mit ihr vergnügt, aber als Mia, meine Freundin in Boston, dahinterkam, hab ich Kirsten eben gesagt, dass aus uns nichts wird.«
»Du hast sie also einfach abserviert? Ja klar – so, wie du‘s immer machst!« Brandons Stimme war gefährlich leise geworden. Er stand hinter dem Stuhl, auf dem Leonard saß, sodass er seinen Bruder im Auge behalten konnte.
» Ach, komm schon, so würde ich das jetzt nicht nennen. Die Kleine wurde zu einer absoluten Klette. Hat mich ständig mit Anrufen genervt ... Ich muss mich ja irgendwie auch auf mein Studium konzentrieren. Du weißt, wie hart ich dafür gearbeitet habe, das lass ich mir von so einer doch nicht kaputtmachen.«
»Was soll das heißen – von so einer ?«, zischte Brandon, der sich jetzt kaum noch im Griff hatte.
»Mensch, die ist total ausg erastet, als ich Schluss gemacht hab!«
Brandon schüttelte den Kopf. »Das glaub ich dir nicht ! Ich kenne Kirsten, so ist sie nicht. Also – erzähl mir keinen Scheiß!«
Als Leonard nicht antworten wollte, z errte Brandon ihn wutentbrannt am Kragen des Hemdes vom Stuhl hoch. »Sag mir gefälligst die Wahrheit!«, brüllte er.
»Sie ist ausgetickt, als sie erfahren hat, dass ich ... dass ich in Boston eine feste Freundin habe, die ich bald heiraten werde. Du solltest echt vorsichtig sein, die Kleine tickt nicht ganz richtig.«
Die geballte Faust traf Leonard mitten ins Gesicht. Während er fiel, riss er den Stuhl mit um, auf dem er eben noch lässig gesessen hatte.
Er versuchte erst gar nicht , wieder auf die Beine zu kommen, sondern wischte sich auf dem Fußboden liegend das Blut von der Nase. »Du schlägst mich wegen dieser ...«
»Wag es ja nicht, `was Falsches zu sagen, wag ja nicht, noch einmal ihren Namen in den Mund zu nehmen ...«
»Was hat das
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