Selfmade Girl
Häschen bloß mit dir gemacht, dass du so austickst? Klar, vermutlich hat sie sich nur an dich rangemacht, um wieder mit mir in Kontakt zu kommen«, nuschelte Leonard und starrte den Bruder abschätzig an.
»Du packst jetzt sofort deine Sachen und verschwindest! Sofort !«, schrie Brandon, außer sich vor Wut. »Ich bin heilfroh, dass ich nur dein Halbbruder bin! Du hast mich zum allerletzten Mal in Schwierigkeiten gebracht!«
»Du kannst mich nicht rausschmeißen ...«
»Du gehst!« Brandon warf ihm den Koffer vor die Füße, der eben noch neben dem Stuhl gestanden hatte.
13. Kapitel
Wie ein Häufchen Elend saß Kirsten auf der Bettkante. Was sollte sie nun bloß tun? Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder sie packte direkt ihre Sachen und ging oder sie suchte einfach ohne ihre Klamotten das Weite. Na ja, genau genommen, gab es noch eine dritte Variante: auf Brandon zu warten und mit ihm ein klärendes Gespräch zu führen. Die Frage war nur: Was sollte das bringen? Lenny hier zu treffen war der Schock des Jahrhunderts gewesen! Aber wer konnte schon damit rechnen, dass ausgerechnet Brandon mit diesem Hurensohn verwandt war? Aber eines stand fest – sie hatte die schlechteren Karten ... Blut war nun mal dicker als Wasser!
Lautes Gepolter riss Kirsten aus ihren Überlegungen, und sie öffnete die Zimmertür einen Spaltbreit, um zu hören, was da vor sich ging.
»Du gehst , aber dalli!« Das war eindeutig Brandons Stimme. Ein lautes Poltern erklang, als wäre etwas auf den Boden geschleudert worden. Kurz darauf knallte eine Tür zu, und jemand stürmte die eiserne Wendeltreppe hinunter.
Danach kehrte Ruhe ein, doch Kirsten traute sich nicht aus dem Zimmer. Vielleicht war ja auch Brandon gegangen, und sie nun mit Lenny völlig allein – ein Gedanke, der sie in Angst und Schrecken versetzte. Ja, es war sicherer, wenn sie ihre Sachen packte.
Sie zerrte den Koffer vom Schrank herunter und warf wahllos ihre wenigen Klamotten hinein.
Ein zaghaftes Klopfen an der Tür ließ Kirsten herumfahren.
»Ja«, rief sie kleinlaut.
Brandon steckte den Kopf zur Tür herein, und Kirsten atmete erleichtert auf.
»Hi«, meinte er vorsichtig.
»Hi«, erwiderte sie den Gruß, stopfte aber weiterhin energisch ihre Shirts und Hosen in den Koffer.
»Was genau soll das werden?«, fragte Brandon schockiert, als er wahrnahm, was Kirsten da tat. Mit einem Sprung war er bei ihr und hielt ihre Hände fest. Sein Herz schlug ihm bis zu Hals. Nein, das durfte nicht sein! Sie konnte ihn nicht einfach verlassen!
Kirsten warf ihm einen matten Blick zu. »Ich glaube, es ist besser, wenn ich gehe. Ich hab deine Gastfreundschaft schon mehr als genug in Anspruch genommen.«
Mit einer einzigen Bewegung zog er sie an sich. »Was soll der Scheiß? Welche Gastfreundschaft? Ich denke, das zwischen uns ist was Besonderes! Was Persönliches, was Ehrliches!«
Verwirrt sah Kirsten ihn an und zuckte dann resignierend mit den Schultern. »Ich hab echt keine Ahnung mehr, was ich noch denken soll. Das kann doch alles kein Zufall sein! Wenn ich gewusst hätte, dass Lenny dein Bruder ist, dann ...«
»Halbbruder ... er ist nur mein Halb bruder! Und noch nicht einmal ein guter! Er handelt sich überall nur Ärger ein, den ich dann ausbaden darf! Ich war so froh, dass er nach Boston gezogen ist und nur noch ab und zu nach San Francisco kommt. Ich hab ihn eben rausgeschmissen. Du musst nicht gehen! Ich … ich will nicht, dass du gehst!«
» Weshalb sollte ich hierbleiben, er ist dein Bruder! Halbbruder hin oder her! Ich bin nur jemand, den du auf der Straße aufgegabelt und dem du Unterschlupf gewährt hast. Ich bin ein Niemand, warum solltest du mir den Vorzug geben?«
Brandon drückte sanft ihr Kinn zu sich hoch, sodass sie ihn ansehen musste, und küsste ihre Mundwinkel.
Die zärtliche Geste lockte ein winziges Lächeln auf Kirstens Gesicht.
»Ich dachte wirklich, ich hätte dir schon gezeigt, was du mir bedeutest. Und ich hatte gehofft, dass es dir genauso geht. Ist … das denn nicht so?«
» Brandon, ich hab solche Angst vor dem, was Lenny dir über mich erzählt hat«, wisperte sie und traute sich nicht, ihm in die Augen zu schauen.
»Es ist doch völlig egal, was er zählt! Mir ist nur wichtig, was du erzählst – und wenn du mir eure Geschichte erzählen willst, dann höre ich dir zu, und wenn du mir nichts erzählen willst, dann akzeptiere ich das.«
Mit geschlossenen Augen kuschelte sich Kirsten an
Weitere Kostenlose Bücher