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Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Schröger , Katharina Gerwens
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war nicht gewaltsam ums Leben gekommen. Dabei hatten sicher auch die Brunners auf ihrem abgelegenen Hof irgendwann einmal mit ihrer Familienidylle begonnen und sich ein gemütliches Heim geschaffen.
    Der Gerichtsmediziner seufzte. Die Realität des Familienlebens war vermutlich nicht annähernd so stabil wie in seiner gedanklichen Konstruktion. Kaum gab mal einer nicht acht, schon brach das Unglück herein. Bei diesem Gedanken war Gustav Wiener froh, sich dieser Gefahr erst gar nicht ausgesetzt zu haben. In den spärlichen Rendezvous seiner Vergangenheit hatte er auf dieses Gefühl der Nähe und des unendlichen Glücks gewartet und gehofft, es möge über ihn kommen wie eine gewaltige Welle makelloser Empfindungen – aber entweder akzeptierten die Frauen ihn nicht so, wie er war, oder bei ihm selbst entstand in ihrer Gegenwart ein hohles und leeres Gefühl, sodass er insgeheim dachte, es könne, ja, es müsse noch was Besseres kommen.
    Inzwischen war es zweiundzwanzig Uhr und fünf Minuten. Der Gerichtsmediziner hatte zwar in Landau eine Wohnung, aber kein Zuhause. Daher mietete er sich für die Nacht in einem Hotelzimmer ein. Mit einem Weißbier light saß er nun als einziger Gast in der Lobby und starrte auf sein Handy. Konnte er es wirklich wagen, um diese Zeit noch anzurufen?
    Einzig die Vorstellung, dass sich die Dinge hinter seinem Rücken beschleunigen, dass sich Schmiedingers schlimmste Erwartungen bestätigen und jemand tatsächlich die Leiche abtransportieren und feuerbestatten könnte, und das alles, bevor der Autopsiebefund amtlich wäre, ließ ihn das für ihn fast Unmögliche tun. Er holte tief Luft, tippte eine Zahlenfolge in sein Handy und wartete ab.
    »Ja, Hausmann?« Ihre Stimme klang angespannt.
    »Ich bin’s, Gustav Wiener.«
    »Und?«
    Augenblicklich bekam er ein schlechtes Gewissen. Vermutlich hatte er doch ihre Feierabendidylle zerstört. Er beschloss, es kurz zu machen, und berichtete so sachlich wie möglich: »Die Frau ist zwar an Herzversagen gestorben, aber dieses Herzversagen wurde gezielt herbeigeführt. Und zwar auf ziemlich hinterhältige Weise. Da hat sich jemand nicht nur Zeit genommen, nein, die ganze Geschichte wurde von langer Hand geplant. Malwine Brunner ist systematisch vergiftet worden. Ich weiß bloß noch nicht, womit, da muss ich noch ein paar Untersuchungen machen. Dann erfahren Sie Einzelheiten.«
    »Und nun? Was schlagen Sie vor?« Ihre Stimme klang schon ein wenig freundlicher.
    Gustav Wiener entspannte sich. Die Tote barg ein Rätsel, aber er würde es lösen. Und zwar mithilfe der Kommissarin. »Beschlagnahmen Sie die Leiche, und lassen Sie sie so schnell wie möglich nach Landau schaffen.« Vertraulich fügte er hinzu: »Die vom Klinikum haben mir übrigens vorhin mitgeteilt, dass die Gemeinde Kleinöd bereits ein hiesiges Institut mit der Bestattung beauftragt hat. Als könnten sie es nicht erwarten. Außerdem scheint es gar keine Verwandten mehr zu geben. Sie sehen also, die Ängste Ihres Polizeiobermeisters sind durchaus berechtigt. Ich bleibe über Nacht in Passau. Wir sehen uns dann morgen.«
    Er sah die Kommissarin vor sich, wusste genau, wie sie nun die Augenbrauen hob und die Stirn in Falten legte. Und er wusste auch: Franziska Hausmann würde sich dieses Falls annehmen. Er hörte, wie sie beim Einatmen die Luft durch die Zähne zog. Dann fragte sie: »Morgen? Bei Ihnen im Krankenhaus?«
    »Ja.« Er nickte.
    Jetzt erst merkte er, wie hungrig er war. Er verließ das Hotel und suchte sich ein griechisches Restaurant mit Donaublick. In der Fensterfront sah er sein Spiegelbild, seinen einzigen Vertrauten, erhob sein Glas und nahm einen großen Schluck von dem harzigen Retsina, den er sich bestellt hatte.
    »Hoffentlich habe ich Sie nicht aus dem Bett geholt, Herr Staatsanwalt«, sagte Franziska, griff zu ihrem Weinglas und lehnte sich gemütlich zurück. Lautlos prostete sie ihrem Mann zu und stellte in sachlichem Ton klar: »Jetzt muss der Steuerzahler wohl doch ran. Meines Wissens ist Mord keine Privatsache mehr.«
    Zufrieden nahm sie wahr, wie Dr. Steller am anderen Ende der Leitung den Ton der gerade laufenden »Tagesthemen« drosselte.
    »Was für ein Mord?«
    »Der, für den ich heute Mittag die Anordnung einer gerichtlichen Obduktion von Ihnen wollte.«
    »Die ich Ihnen nicht gegeben habe, wenn ich mich recht entsinne. Es gab doch schon einen Totenschein, oder?«
    »Ja, aber meinem Kollegen erschien der plötzliche Tod dieser rüstigen Dame reichlich

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