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Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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hätte das wirklich nicht machen sollen«, sagte er, und Hanne ahnte, daß der Flug alles andere als angenehm gewesen war.
    »Wir sind vom Blitz getroffen worden«, murmelte er. Müde saß er auf dem Beifahrersitz des Streifenwagens, der mit laufendem Motor dastand. Der Polizist und die iranische Zeugin saßen schweigend auf der Rückbank. Sie brauchten auch nichts zu sagen. Schon neunzig Sekunden später sauste der Streifenwagen auf den Hinterhof im Gronlandsleiret 44, wo Hanne im voraus dafür gesorgt hatte, daß das Tor offenstand und sie willkommen hieß.
    Der Pilot und der Uniformierte blieben sich selbst überlassen. Die Asylbewerberin folgte Hanne in ihr Büro.
    Hanne kam sich vor wie eine Biathlonkämpferin auf dem Weg zum Schießstand. Sie hätte gern zum Spurt angesetzt, wußte aber, daß sie für Ruhe sorgen mußte. Instinktiv nahm sie die andere Frau an der Hand und führte sie wie ein kleines Kind die Treppen hinauf. Ihre Hand war eiskalt und ganz schlapp.
    Mach, daß sie redet. Mach bitte, daß sie redet.
    Hanne Wilhelmsen sprach stumm ihre Stoßgebete. Finn Håverstad konnte natürlich ruhig und sicher in seinem Bett in Volvat liegen. Aber er hatte sieben Autonummern, mit denen er weiterarbeiten konnte. Und das schon seit zwei Tagen. Mehr als genug für einen Mann wie ihn. Die Iranerin mußte einfach reden.
    Im Büro blieb die Frau ganz einfach stehen und schien weder ihren Regenmantel ablegen noch sich setzen zu wollen. Hanne bat sie um beides, erhielt jedoch keinerlei Reaktion.
    Langsam ging sie zu der Iranerin hinüber, um irgendeinen Kontakt herzustellen.
    Hanne Wilhelmsen war fünfundzwanzig Zentimeter größer als ihre Besucherin. Und sie war zehn Jahre älter. Noch dazu war sie Norwegerin. Und sie hatte es wahnsinnig eilig. Ohne sich zu überlegen, daß diese Geste demütigend wirken konnte, streckte sie die Hand nach dem Gesicht der anderen Frau aus. Sie faßte sie unterm Kinn, nicht unfreundlich, nicht hart, aber ziemlich energisch. Dann drückte sie das Kinn hoch, um der Frau ins Gesicht zu sehen.
    »Hör zu«, sagte sie leise, aber mit einer Intensität, die die andere trotz der fremden Sprache begreifen würde.
    »Ich weiß, daß du vor irgendwem Angst hast. Er hat dich gequält. Die Götter mögen wissen, was er getan hat. Aber eins kann ich dir garantieren: Seine Strafe ist ihm sicher.«
    Die Frau versuchte nicht einmal, sich loszumachen. Sie stand einfach mit erhobenem Gesicht und abwesendem, nicht zu deutendem Blick vor Hanne. Ihre Arme hingen schlaff am Körper herunter, und von ihrem roten Regenmantel fielen in regelmäßigen Abständen Tropfen auf den Boden.
    »Du bist sicher todmüde. Das bin ich auch.« Sie ließ das Gesicht der Asylbewerberin noch nicht los. »Ich kann dir noch etwas versichern. Das spielt keine Rolle …«
    Jetzt ließ sie los. Mit derselben Hand strich sie sich über die Augen und hätte unendlich gern geweint. Nicht, weil sie wirklich traurig war, sondern vor Erschöpfung und weil sie überzeugt war, daß sie zu spät kommen würden. Und weil sie jetzt etwas sagen mußte, was sie noch nie gesagt hatte. Etwas, das sie alle als bedrückende Möglichkeit belastet hatte, seit sie die Bedeutung der blutigen FK -Nummern erkannt hatten. Ohne daß irgendwer diesen Gedanken je laut geäußert hätte.
    »Obwohl der Mann bei der Polizei ist, brauchst du keine Angst zu haben. Ich verspreche dir, daß du keine Angst zu haben brauchst.«
    Es war mitten in der Nacht, und diese Polizistin war alles, was sie hatte. Sie war zum Umfallen müde und hatte Hunger. Die Angst quälte sie nun schon so lange, daß sie eine Entscheidung treffen mußte. Sie schien plötzlich ein wenig zu erwachen. Sie blickte an ihrem nassen Regenmantel hinab und starrte die Pfütze auf dem Boden an. Danach ließ sie ihren Blick durch das Zimmer jagen, überrascht, als wisse sie nicht, wo sie sei. Dann zog sie ihren Regenmantel aus und setzte sich vorsichtig auf eine Stuhlkante.
    »Er sagt, ich mit ihm schlafen. Sonst nicht in Norwegen bleiben darf.«
    »Wer«, fragte Hanne Wilhelmsen leise.
    »Das sehr schwer, ich keine Leute …«
    »Wer?« wiederholte die Polizistin.
    Das Telefon schellte. Wutschnaubend hob Hanne ab und kläffte ein »hallo«.
    »Hier Erik.«
    Der Kollege war sofort bereit gewesen, als sie ihn um sein Kommen gebeten hatte. Eine Nacht mit Hanne Wilhelmsen war eine Nacht mit Hanne Wilhelmsen, egal, wo sie nun stattfand.
    »Zwei Dinge. Wir haben die Autonummern. Der Heini hat

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