Selina - Liebesnaechte in Florenz
besuchst.“
„Sehr gerne“, hauchte Selina tieferrötend, wobei sie sich fragte, ob Alessandros Mutter in seine Pläne eingeweiht war, oder ob dieser Vorschlag tatsächlich ihrem eigenen Wunsch entsprungen war. Der Gedanke quälte sie, vor dieser gütigen und hoheitsvollen Frau wie ein leichtes Mädchen dazustehen, dass sich auf Ränke einließ, um sich mit ihrem Geliebten treffen zu können.
***
Als die beiden jungen Frauen am Abend alleine in ihrem Zimmer waren, fasste Francoise Selina bei der Hand.
„Ach Selina, ich bin ja so unsagbar glücklich! Denk dir nur, Francesco hat mir heute seine Liebe gestanden!“
Selina umarmte die Freundin und drückte sie herzlich. Dann schob sie sie ein wenig von sich ab. „Und sonst?“ fragte sie mit einem leichten Stirnrunzeln.
„Und dann...“, flüsterte Francoise verschämt, „hat er mich geküsst. Und umarmt.“ „Und weiter?“
Die Augen ihrer Freundin ruhten groß und unschuldig auf ihr. „Nichts weiter. Oh...“ Sie wurde tiefrot. „Ich weiß, was du meinst, aber doch nicht... im Garten ... und ... nein wirklich, Selina, das wäre sehr unpassend gewesen!“
Selina war froh, dass Alessandro diesbezüglich weniger Hemmungen gehabt hatte, behielt diesen Gedanken jedoch wohlweislich für sich. „Will er dich heiraten?" fragte sie stattdessen.
„Er hat mir einen Antrag gemacht! Und… ich habe ihn angenommen. Ich weiß, dass das voreilig war, und ich zuerst meine Eltern hätte fragen müssen, aber diese leben doch so weit weg! Aber ich werde ihnen heute noch schreiben! Und Francesco hat gesagt, er würde dies ebenfalls tun, und wenn es notwendig wäre, sogar nach Burgund reiten, um ihre Einwilligung zu erhalten.“
„Er wird damit rechnen, dass du eine schöne Mitgift in die Ehe bringst“, murmelte Selina und der Gedanke, dass der Geliebte ihrer Freundin vielleicht nur die reiche Erbin im Sinn hatte, störte sie.
Francoise schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe ihm dasselbe gesagt wie Signor Santini: dass ich nur eine kleine Mitgift erhalte, aber er hat mich geküsst und gesagt, das wäre ihm gleichgültig. Er ist nicht ganz mittellos, weißt du“, fügte sie dann hinzu. „Er hat in Venedig einen Handel, das heißt, er ist Teilhaber eines reichen Kaufmanns.“
„Nun, wenn er dich ehrlich liebt und du ihn ebenfalls, dann wird er an dir auch keine arme Braut finden“, erklärte Selina und küsste ihre Freundin zart auf die Wange. ***
Alessandro hatte gemeinsam mit Francesco die Gäste nach Florenz begleitet, ritt jedoch dann im Gegensatz zu seinem Freund nicht ins Landhaus, sondern kehrte nach Fiesole zurück, wo ihn seine Mutter schon erwartete.
Als er eintrat, sah sie von dem Buch auf, in dem sie gelesen hatte. „Das ist also deine zukünftige Frau“, sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. „Du hast gut gewählt, mein Sohn. Ich bin sehr zufrieden mit dir. Dies ist ein reizendes Mädchen, das mir auf den ersten Blick gefallen hat. Gebildet, wohlerzogen, … obwohl…es war vielleicht nicht ganz richtig von ihr, sich so ungebührlich lange mit dir im Garten aufzuhalten, nur in Begleitung ihrer Freundin und Francescos.“
Alessandro räusperte sich, griff nach einem der Weinkelche, die am Tisch standen, und vermied tunlichst den Blick seiner Mutter.
„Aber“, fuhr diese fort, „die Zeiten ändern sich vermutlich. Ich habe deinen Vater ja erst zwei Wochen vor der Hochzeit das erste Mal gesehen.“
Alessandro schenkte sich aus dem schweren geschliffenen Krug ein und nahm einen langen Schluck. „Ich muss Euch etwas gestehen, Mutter“, fing er dann an, „was … Selina betrifft. Sie… ich meine, das Mädchen, das Ihr heute kennen lerntet, ist nicht…“ Er sah hoch und begegnete dem erstaunten Blick seiner Mutter. „Sie ist nicht die Frau, die ich heiraten möchte.“
„Nicht?!“ Domenica di Barenza klappte das Buch mit einem Knall zu und legte es hörbar neben sich auf den Tisch. „Willst du damit etwa sagen, dass die Gerüchte stimmen und du die andere heiraten willst? Ihre Freundin? Ein nettes Mädchen, ja. Sehr hübsch auch anzusehen - ich will ja gar nichts gegen sie sagen - aber sie passt doch nicht zu dir! Ein Mädchen mit einem liebenswerten, aber schlichten Gemüt ist nichts für dich, Alessandro. Sie würde dich vermutlich schon wenige Wochen nach der Hochzeit langweilen! Ich möchte nicht erleben müssen, dass mein einziger Sohn und der Stolz meines Lebens es so hält wie andere Männer auch, und sein Vergnügen aus
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