Selina - Liebesnaechte in Florenz
Prinzip außerhalb der Ehe sucht!“
„Nun, ich…“, fing Alessandro an, wurde jedoch lebhaft unterbrochen. Domenica di Barenza war immer schon eine temperamentvolle Frau gewesen, auch wenn sie Fremden gegenüber niemals ihre würdevolle und zurückhaltende Fassade ablegte.
„Du wirst doch nicht tatsächlich aus einer dummen Laune heraus auf diesen Schacher eingehen“, empörte sie sich. „Was glaubst du wohl, wie schwer es mir gefallen ist still zu sein, als Margarita Dazanto, dieses alberne Geschöpf, mir fast eine Stunde lang über dieses Gerücht erzählte, dem du auch noch Nahrung gibst, indem du selbst Verwandten gegenüber verkündest, du würdest die Enkelin von einem gewissen Bene Santini heiraten! Dieser Mann will sich durch dich doch nur in eine Gesellschaft bringen, die ihm jetzt noch verwehrt ist! Bist du wirklich so arm, dass du es nötig hast, eine Frau ihrer Mitgift wegen zu heiraten und dich zu verkaufen?!“
Alessandro setzte den Weinkelch auf den Tisch, lehnte sich zurück und lachte. „Hör auf zu lachen!“ fuhr ihn seine Mutter verärgert an. „Ich finde es nicht lustig, dass du mit diesem reizenden Mädchen spielst, es verführst… Jawohl! Verführst!“ wiederholte sie heftig. „Und dann die andere heiratest, aus welchem Grund auch immer! Ich mag vielleicht alt sein, aber ich bin nicht blind und dumm und ich habe sehr wohl ihre Blicke gesehen, wenn sie sich unbeobachtet fühlte. Das arme Kind ist dir völlig verfallen, Alessandro!“
Ihr Sohn wurde mit einem Schlag ernst. „Ihr sprecht doch von der Gesellschafterin von … Selina Santini, die Ihr so oft an Eure Seite gezogen habt?“
„Von dem Mädchen, das du in dein Landhaus gebracht hast“, entgegnete Domenica scharf.
Alessandro fühlte eine leichte Röte in seine Wangen steigen, aber es hatte wohl keinen Sinn, etwas abzuleugnen. Seine Mutter kannte sich in Florenz aus, sie hatte überall Freunde und wohl auch Spione. Die Medici waren ihnen zwar wohlgesonnen, aber die gesellschaftlichen Zusammenhänge in der Stadt waren so kompliziert, dass es sicherer war, man wusste von allen alles. Nicht wenige hatten es schon bereut, allzu arglos in den Tag hinein zu leben und dadurch Intrigen zum Opfer zu fallen.
„Dann sprecht Ihr tatsächlich von meiner zukünftigen Frau“, sagte er ruhig. „Also doch“, sagte seine Mutter zufrieden und musterte ihren Sohn wieder mit weitaus mehr Wärme. „Und weshalb streust du dann diese lächerlichen Gerüchte aus?“
„Es ist kein Gerücht. Selina Santini ist eine eigenwillige Frau“, erwiderte Alessandro. „Sie wusste vom Plan ihres Großvaters und wollte sich den zukünftigen Ehemann wohl erst in Ruhe ansehen. Wie ich vermute“, fuhr er fort, den verblüfften Blick seiner Mutter mit einem Lächeln erwidernd, „hatte sie mindestens ebenso viele Einwände gegen diesen Schacher, wie Ihr, Mutter.“ Er beugte sich ein wenig vor und griff nach ihrer Hand, um sie an seine Lippen zu ziehen, „Ihr nehmt ihr diese Komödie doch nicht übel, nicht wahr? Sie tat es bestimmt nicht, um jemandem zu schaden.“
Domenica di Barenza sah eine Weile nachdenklich aus dem Fenster. „Ein unternehmungslustiges Mädchen“, sagte sie dann.
„Was Ihr vorhin sagtet“, fragte Alessandro drängend, dessen Gedanken sich wieder sehr intensiv mit Selina beschäftigten, „dass… sie mir verfallen sei…“ Er wusste wohl, dass seine bezaubernde Selene in ihn verliebt war, aber bei einer Frau wie ihr, die eigenwillig genug war, ganz Florenz zu belügen und darüber hinaus bereits mehrmals betont hatte, dass sie keinen Ehemann zu ihrem Glück brauchte, war er sich nicht allzu sicher, ob ihre Gefühle tief genug waren, um sich tatsächlich ein Leben lang an ihn zu binden. Sie war zwar noch Jungfrau gewesen, als er sie das erste Mal in den Armen gehalten hatte, aber gewiss nicht völlig unberührt und unschuldig, und tief in sich hatte er, der erfolgsgewohnte Mann, Angst, sie könne ihn nur als Liebesabenteuer ansehen und eine Ehe nicht in Erwägung ziehen. Und er wollte sie mehr als jede Frau zuvor. Nicht nur als Spielzeug für erotische Stunden, sondern als Gefährtin, die sein Leben teilte.
Seine Mutter musste ihm seine Zweifel vom Gesicht abgelesen haben, denn sie lächelte plötzlich. „Ich sehe schon, ich habe mir umsonst Sorgen um das Mädchen gemacht. Ganz offensichtlich hat sie dich in der Hand und nicht umgekehrt, wie ich bisher dachte.“
Der Schwertkämpfer
W ie Alessandro es gesagt hatte,
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