Selina - Liebesnaechte in Florenz
als Spiel begonnen hatte, war für ihn sehr schnell Ernst geworden. So sehr, dass es ihm rot vor Augen wurde, wenn einer der anderen Männer sie berührte oder sie einem anderen das Lächeln schenkte, das ihm allein gehörte. Es wurde höchste Zeit die Komödie zu beenden und alle Welt wissen zu lassen, dass diese Frau ihm gehörte.
Er stieß sich vom Fenster ab, wollte auf die kleine Gruppe zugehen, um Selina aus der Nähe der anderen zu holen, als jemand nach seinem Arm griff. Er wandte sich um und sah Lorenzo vor sich stehen. „Auf ein Wort, Alessandro.“ Er warf noch einen schnellen Blick hinüber zu Selina, dann nickte er und folgte dem Gastgeber hinaus in den Garten.
Dieser wanderte eine Weile schweigend neben ihm her, offensichtlich in Gedanken versunken, und Alessandro fragte sich, was der Magnifico am Herzen haben mochte, von dem er nicht gleich sprechen konnte. Schließlich jedoch blieb Lorenzo stehen, griff nach einer Blüte, die an einem Strauch wuchs, brach sie ab und hielt sie ihm hin.
„Eine Blüte wie viele andere. Hunderte hat alleine dieser Strauch und wohl über tausend davon werden es wohl sein, die hier im Garten blühen.“
Alessandro nickte und wartete ab.
„Und doch ist jede davon verschieden, auch wenn man es nicht gleich erkennt. Aber das Auge des Liebenden sieht die Unterschiede, die einem anderen nicht auffallen mögen. Und für ihn ist diese Blüte, so sehr sie auch den anderen ähneln mag, etwas Einmaliges.“
Lorenzo wurde von den klügsten Köpfen für seine philosophischen Gedanken gelobt und weithin gewürdigt, aber Alessandro zog es vor, sich einer direkteren Sprache zu bedienen. „Sprichst du von einer bestimmten Blüte?“ fragte er unumwunden.
Sein Freund nickte, „Ja, wenn dieser Vergleich auch nicht von mir stammt, wie ich zugeben muss. Aber jetzt rede ich von einer Blüte namens Selina Santini. Und von einer anderen, namens Francesca. Einer Blüte, die du zum Erstaunen aller heute nach dem Wettreiten mit einem Kranz geschmückt hast.“
„Ist das nicht meine Sache?“
„Gewiss, gewiss“, Lorenzo hob abwehrend die Hand. „Eine reizvolle Frau, auch wenn man dies nicht sofort erkennt. Sie hat Geist. Meine Mutter hat sich letztens lange mit ihr unterhalten und war sehr erfreut, eine Frau mit Verstand und Bildung in ihr zu treffen. Aber sie passt ebenso wenig zu dir wie Selina Santini.“ Als er auf den kalten Blick seines Freundes traf, lächelte er leicht. „Du kannst unter den schönsten und reichsten Frauen der Stadt wählen, Alessandro. Weshalb willst du dich mit einer Tuchhändlerstochter vermählen? Geht es dir wirklich nur um die Mitgift?“
„Sie ist vielleicht die Enkelin eines Wolltuchhändlers, aber die Tochter eines burgundischen Grafen“, erwiderte Alessandro abweisend. „Und selbst wenn sie es nicht wäre, würde ich sie allen anderen Frauen vorziehen. Und nichts und niemand wird mich davon abbringen können, Selina Santini zu meiner Frau zu machen. Und je eher, desto besser. Ich habe schon zu lange gewartet.“ Er war wütend und sprach sehr deutlich und etwas lauter als sonst.
„Und was wird mit dem Mädchen, das du nach dem Rennen vor allen ausgezeichnet hast?“
„Das ist kein Widerspruch“, antwortete Alessandro kühl. „Und jetzt verzeih, aber ich muss wieder in den Saal zurück. Da ist ein gewisser Riccardo, der mir etwas zu ungestüm um meine schöne Blüte herum schwänzelt.“
Als er in den Saal zurückkam, war von Selina weit und breit nichts zu sehen. Er suchte im Haus, lief durch den Garten. Nichts. Zu seiner Beruhigung sah er jedoch Riccardo, der seltsam verstimmt in einer Ecke lehnte, also war Selina nicht mit ihm zusammen.
Erst Francesco konnte ihm Auskunft über den Verbleib seiner Liebsten geben. „Sie ist nach Hause gegangen. Ganz plötzlich. Angeblich hat sie sich nicht wohl gefühlt. Ich habe dafür gesorgt, dass sie in eine Sänfte stieg und dein Einverständnis vorausgesetzt, deinen Diener angewiesen sie bis nach Hause zu begleiten.“
Alessandro verließ ebenfalls das Fest, da ihn hier nun nichts mehr hielt, lenkte seine Schritte jedoch zum Haus der Santinis. Er wollte Selina noch einmal sehen, sich davon überzeugen, dass es ihr besser ging, ihr seine Dienste antragen und wenigsten kurz ihre Hand drücken, wenn mehr nicht möglich war. Als er im Haus vorsprach, ließ ihn die Amme des jüngsten Sohnes von Fiorina Santini ins Haus, erklärte ihm jedoch zu seiner Enttäuschung, dass die Signorina Francesca sich
Weitere Kostenlose Bücher