Selina - Liebesnaechte in Florenz
kein Schwächling wie ihr Onkel. Aber er war nur auf Geld und Reichtum aus und hatte sie zutiefst enttäuscht. Sie war dumm genug gewesen, auf seine Liebesschwüre hereinzufallen, dabei hatte er nur sein Vergnügen im Sinn gehabt. Jetzt noch dröhnten die Worte in ihren Ohren, die sie zufällig vernommen hatte, als sie auf der Suche nach ihm durch den Garten gegangen war. Er wollte die Enkelin von Bene Santini heiraten, sie jedoch behalten. ‚Da ist kein Widerspruch’, hatte er gesagt. Aber sie würde ihm nicht die Genugtuung geben, sie als seine heimliche Geliebte zu haben, sondern abreisen.
„Selina“, die Stimme ihrer jungen Tante klang sanft, „willst du es dir denn nicht doch noch überlegen?“
Selina wandte fassungslos den Kopf als sie sich mit ihrem richtigen Namen angesprochen hörte. „Du ... du weißt es?“ fragte sie schließlich mühsam.
Fiorina nickte, „Ja, schon seit längerer Zeit. Ich habe einmal gehört, wie ihr euch unterhalten habt und wie deine Freundin dich mit Selina ansprach.“ Sie lächelte leicht, „Du benimmst dich auch nicht wie eine Bedienstete, weißt du, sondern wie eine Herrin. Wie jemand, der wohlhabend genug ist, um sich von niemanden etwas bieten lassen zu müssen.“
„Verzeih mir den Betrug“, bat Selina verlegen. „Ich... hatte es getan, weil ich nicht mit einem Mann verheiratet werden wollte, der mich nur meiner Mitgift wegen nimmt und dann auch noch das Recht erhält, über mich und meinen Besitz zu bestimmen.“
Ihre junge Tante senkte den Kopf, „Das ist unser Schicksal.“
„Nicht meines“, erwiderte Selina hart. „Ich habe bisher ohne Gatten gelebt und ich kann es auch weiterhin tun. Ich bin Herrin auf meinem Besitz und meiner selbst.“
„Ich kenne eine wohlhabende junge Witwe, die nach dem Tod ihres Mannes nicht mehr geheiratet hat, und ihr Vermögen selbst verwaltet. Man munkelt, sie hätte gelegentlich einen Liebhaber“, fügte Fiorina mit einem Zwinkern hinzu, „aber keiner weiß etwas Genaues und sie lebt sehr angenehm.“
„Siehst du", nickte Selina. „Genau das meine ich." ‚ Obwohl ', dachte sie bitter, ‚mein Leben ohne Alessandro alles andere als angenehm sein wird und ich mir nicht vorstellen kann, dass ich mich nach dieser Enttäuschung jemals wieder einem Mann zuwenden werde.'
***
Alessandro starrte düster zum Fenster hinaus in den Garten, der vom Schein der Nachmittagssonne beleuchtet wurde. Die Rosen standen in voller Blüte, ihr Duft erfüllte den Raum, das Summen der Bienen und der Gesang der Vögel war wie eine berauschende Melodie der Natur, aber er hatte für all das keinen Sinn. Seine Gedanken beschäftigten sich fast unaufhörlich mit Selina, die ihn nicht empfangen hatte, obwohl er zweimal an diesem Morgen und dann noch einmal vor zwei Stunden vorgesprochen und heftig darum gebeten hatte, sie sehen zu können. Die Dienerin war jedes Mal mit einer fadenscheinigen Antwort zurück gekommen und als es ihm endlich gelungen war, Selinas Freundin zu sprechen, war ihm diese verlegen ausgewichen und er hatte endlich begriffen, dass Selina ihn nicht sehen wollte. Irgendetwas musste auf dem Fest bei den Medici geschehen sein, von dem er nichts wusste, das seine Liebste jedoch so gegen ihn aufgebracht hatte, dass sie seine Gesellschaft mied. Zu allem Überfluss hatte Francoise auch noch angedeutet, dass Selina angeblich davon sprach, heimzureisen. Nicht, dass er auch nur einen Moment daran dachte, ihr das zu erlauben, aber es schien doch noch schwieriger zu sein mit ihr umzugehen als er bisher geglaubt hatte.
Er sah rasch hoch als sein Diener den Raum betrat. Er hatte Luciano mit einem Brief zu Selina geschickt und hoffte nun, dass er endlich eine Antwort erhielt. Unfassbar, wie sehr diese Frau ihn schon in der Hand hatte, seine Mutter hatte ganz Recht gehabt…
„Verzeiht, wenn ich Euch störe, messer .“
„Hast du eine Botschaft von der Signorina?“
Sein Diener räusperte sich. „Nicht von der Signorina selbst, von der ich nicht einmal weiß, ob sie Euren Brief überhaupt angenommen hat.“
„Aber ich hatte dir doch ausdrücklich befohlen, nicht eher zurückzukehren, bevor du sie nicht gesehen und eine Antwort von ihr erhalten hast!“
„Gewiss, messer , aber ich habe Dinge erfahren, die es mir wichtiger erschienen ließen, ehestmöglich zu Euch zurück zu kommen um Euch davon Nachricht zu bringen.“
Alessandro runzelte die Stirn. „Ist sie etwa ernsthaft krank?“
„Es ist weitaus schlimmer, messer
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