Selina - Liebesnaechte in Florenz
ertrunken.“
„Halt! Was soll das!“ Der alte Santini drängte sich zwischen den Männern durch. „Es war niemals die Rede davon, sie zu töten! Ihr solltet sie nur betäuben und dann so weit wie möglich aus der Stadt schaffen, damit Barenza denkt, sie hätte ihn verlassen!“
„Dieser Plan geht nicht gut. Es könnte ihr gelingen zurückzukommen, und dann sind wir verraten. Wir müssen sie töten.“ Der Stutzer schob ihn einfach zur Seite. „Aber...“
„Ihr werdet bereuen, was Ihr hier tut“, stieß Selina zwischen den Zähnen hervor. „Auf diese Art werdet Ihr Alessandro niemals als Euren Schwiegerenkel bekommen.“
„Er wird niemals erfahren, wie du verschwunden bist“, erwiderte der Stutzer an Santinis Stelle. „Wir werden es so darstellen, als wärst du mit einem anderen auf und davon. Darüber wird er sich nicht lange wundern, schließlich ist das nicht unüblich bei deinesgleichen. Und wenn deine Leiche gefunden werden sollte, so wird er auch bald über seine Trauer hinwegkommen. Dafür wird schon die hübsche Selina sorgen. Und jetzt haben wir lange genug geredet. Los, schüttet ihr das Mittel hinein!“
Selina wollte den Mund aufmachen, schreien, dass sie Santinis Enkelin war und nicht Francoise, aber da hatte einer der Kerle sie schon am Hals gepackt, der andere öffnete ihr grob den Mund und schüttete ihr den Inhalt des Bechers hinein. Selina hustete, verschluckte sich, würgte, rang nach Luft, der Griff verstärkte sich und ihr wurde schwarz vor Augen.
Das Letzte, woran sie dachte, ehe vollkommene Dunkelheit sie umgab, war Alessandro, und sie vermeinte seine Augen zu sehen, die sie liebevoll anblickten. ***
Francesco saß im Stadthaus, hatte ein Buch vor sich, las jedoch nicht, sondern starrte ins Leere, wobei sich seine Gedanken angenehm mit seiner Liebsten beschäftigten. Jetzt, wo Alessandro seine Braut einfach in sein Heim entführt hatte, würde es nicht mehr lange dauern und die Komödie war aufgedeckt und er konnte endlich in aller Öffentlichkeit um Francoise werben. Er war fast vom ersten Moment an in Liebe für sie entflammt gewesen, hatte jedoch versucht, dieses Gefühl tief in sich zu verschließen. Als er aber erfahren hatte, dass ihre Freundin in Wahrheit Selina Santini war und damit das Ziel von Alessandro, war die Flamme umso heißer aufgelodert und jede Stunde, die er nicht in der Nähe seiner Geliebten verbringen konnte, war für ihn verlorene Zeit. Er war am Morgen beim Haus des Santini gewesen, um sie zu besuchen, hatte jedoch von einem alten Diener gehört, dass sie gemeinsam mit dem ganzen Haushalt für zwei Tage fortgereist war. Die Übereilung mit der das geschehen war kam ihm seltsam vor, aber er sann nicht länger darüber nach, sondern verlor sich völlig in Tagträumen über das Wiedersehen und die zärtliche Begrüßung, die er ihr bieten würde.
Er sah fast unwillig auf, als es an der Tür klopfte und einer der Diener aus dem Hause von Alessandros Mutter eintrat.
„Was gibt es denn, Andrea?“
„Verzeiht, wenn ich störe, messer , aber es ist etwas Seltsames passiert.“ Francesco setzte sich unwillkürlich auf. „Etwas mit Alessandros Mutter?“
„Nein, nein. Aber es ist so: ich habe die Signorina Francesca heute zum Haus von Signor Santini begleitet. Sie ist ohne mich hinein gegangen und nicht wieder rausgekommen. Als ich dann anklopfte, wurde mir gesagt, sie hätte das Haus auf der anderen Seite wieder verlassen.“
Francesco runzelte die Stirn, „Weshalb sollte sie das getan haben?“
Andrea zuckte mit den Schultern, „Ich weiß nicht, messer . Sie haben mir gesagt, sie hätten sie mit einem Mann gesehen und sie wäre in eine Sänfte gestiegen und mit diesem Mann davon.“
„Wie war das?!“
„Ich kann mir das auch nicht vorstellen, da sie ja einen Brief bekommen hat, dass sie zum Haus von Signor Santini kommen soll, wegen der Signorina Selina. Weil diese angeblich krank ist.“
Der verliebte junge Mann sprang auf. „Francoise ist krank?! Aber das ist doch unmöglich! Sie ist doch heute zu einem Besuch gereist!“
„Nein, Signor, nicht Signorina Francesca, sondern...“
„Schon gut, schon gut“, erwiderte Francesco ungeduldig, griff nach seinem Schwert und gürtete es sich um. „Ich werde zum Haus von Signor Santini gehen und nachsehen.“
„Da ist noch etwas, messer “, fuhr Andrea fort, „das Haus hat nämlich nur den einen Eingang. Ich bin rundherumgegangen. Also ist die Signorina niemals wieder herausgekommen. Sie muss
Weitere Kostenlose Bücher