Selina - Liebesnaechte in Florenz
also noch drinnen sein.“ Er zögerte etwas. „Und dann habe ich mit einer der Dienerinnen vom Nachbarhaus gesprochen. Und die hat mir erzählt, dass man plant, die Signorina zu ermorden. Man will ihr ein Schlafmittel geben und sie dann in den Fluss werfen. Sie weiß das von der Amme, die den Herrn belauscht hat.“
Francesco starrte ihn sekundenlang an. Als er sprach, wollte ihm kaum seine Stimme gehorchen. „Weshalb sollte man sie ermorden wollen?!“
„Weil der alte Santini annimmt, dass sie zwischen Signor Alessandro und seiner Enkelin steht.“
„Ist deine Freundin vertrauenswürdig?“ Noch hoffte er, dass sich alles bei näherer Betrachtung um das wichtigtuerische Geplapper eine Dienerin handelte. Allerdings... sollte der Alte tatsächlich planen, Alessandros Liebste zu ermorden, so würde er dies bitter bereuen.
Andrea neigte den Kopf, „Vollkommen, Herr. Sie...“, er lächelte etwas, „...wir kennen uns schon längere Zeit. Wir haben uns verlobt und werden heiraten. Sie hat keinen Grund mich zu belügen und noch weniger, Santinis Plan zu unterstützen.“
Francesco war schon aus dem Zimmer und fast auf der Straße. „Ich gehe zu Santini und werde dort nach Signorina Francesca fragen. Und du setzt sich sofort auf dein Pferd und reitest Signor Alessandro nach! Hier!“ Er warf ihm einen Beutel mit Geldstücken zu. „Falls du unterwegs ein frisches Pferd brauchst. Und mach, dass du dich beeilst – er muss so schnell wie möglich zurückkommen!“
Während Andrea sich auf das Pferd schwang und davon galoppierte, machte sich Francesco auf den Weg zu Santinis Haus. Das schwere Eingangstor war fest verriegelt, aber er hämmerte so lange mit der Faust daran, bis sich ein kleines Fenster öffnete. „Die Herrschaften sind alle verreist.“
„Lass mich sofort ein!“ rief Francesco wütend. „Ich weiß, dass Bene Santini daheim ist! Und auch Signorina Francesca das Haus vor kurzem betreten hat! Lass mich sofort ein, oder ich komme mit einigen Soldaten wieder!“
Das Fenster schloss sich wieder, aber nach einiger Zeit hörte Francesco, wie der Riegel zurückgeschoben und ein Schlüssel im Schloss umgedreht wurde.
„Signor Santini fühlt sich nicht wohl“, sagte der alte Diener, der hinter der geöffneten Tür zum Vorschein kam, mürrisch. „Er liegt. Der Arzt ist bei ihm. Er empfängt niemanden.“
Francesco schob ihn einfach zur Seite, trat in die Halle hinein und sah sich um, die Hand auf dem Schwertknauf. „Und wo ist Signorina Francesca?“
„War gar nicht da“, erwiderte der Alte. „Die ist doch auf und davon, wie man hört.“ „Unsinn“, sagte Francesco scharf. „Ich weiß genau, dass sie hierher gekommen ist. Los! Führe mich zu deinem Herrn!“
„Ihr solltet wieder gehen“, brummte der Diener.
„Hörst du nicht, was ich dir sage!“ fuhr ihn Francesco an. „Führe mich...“
In diesem Moment hörte er ein Geräusch. Er drehte sich schnell um und sah einen Mann hinter sich stehen. Etwas sauste von oben auf ihn zu, er wollte sich zur Seite werfen, wurde jedoch im selben Moment von dem schweren Knüppel getroffen und fiel wie vom Blitz erschlagen zu Boden.
„Du Narr!“ keifte Santini den Mann an, der Francesco niedergeschlagen hatte. „Hast du den Verstand verloren?! Wie sollen wir das erklären?!“
„Wir werden sie eben beide in den Fluss werfen“, ließ sich der Stutzer vernehmen, der nun langsam hinter Santini in die Halle gekommen war. „Und den Leuten erzählen, dass sie miteinander fliehen wollten.“ Er musterte Francesco, der bewusstlos am Boden lag. Aus einer Platzwunde am Kopf sickerte Blut hervor. „Ihr solltet Euch glücklich schätzen, Signor Bene, dass Ihr ihn ebenfalls los werdet. Ich habe mehrmals gesehen, wie er Eurer Enkelin verliebt zugelächelt hat und sie ihm.“
„Trotzdem“, knurrte Santini wenig überzeugt, „es ist eines, eine Bedienstete verschwinden zu lassen, und ein anderes, einen Freund von Alessandro die Barenza, den man vermissen wird.“
Der Stutzer zuckte mit den Schultern, „Wir stellen es eben so dar, dass Alessandro gar nicht auf die Idee kommen wird, einem von den beiden auch nur eine Träne nachzuweinen.“ Er lächelte spöttisch, „Ich kenne den stolzen Alessandro schon seit seiner Jugend, und ich denke, er wird sich nicht viel verändert haben. Er kann über vieles hinwegsehen, aber eine Frau, die ihm untreu wird und mit einem anderen davonläuft – sei es auch sein bester Freund – hat alles bei ihm verwirkt. Er
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