Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe
er hatte ihr auch vertraut. „Alle anderen Männer, die mir heute Morgen begegnet sind, haben bereits eine Gefährtin. Die Witterung wäre ihnen nicht besonders aufgefallen.“
„Wer ist denn der Glückliche?“
„Ich werde ihn umbringen“, grummelte sie. „Er hat mir nichts davon gesagt.“ Gestaltwandlermänner spürten sofort, wenn der Paarungstanz begann.
„Ach, Mercy … das hätte ich bestimmt auch nicht.“
Sie spürte, wie die Leopardin aus ihren Augen Funken sprühte. „Männer!“
„Na bitte“, sagte er gedehnt. „Sieh selbst, wie du reagierst. Dominante Weibchen mögen es nicht, gebunden zu sein. Wenn ich also an seiner Stelle wäre und merken würde, dass du nichts davon gemerkt hast, würde ich mich erst vergewissern, dass unsere Bindung vollständig ist, bevor ich mit der Sprache rausrücke. Dann hättest du nicht so viele Möglichkeiten, dich dagegen zu wehren.“ Er stand auf und salutierte scherzhaft. „Bist du ganz sicher, dass du keine kennst, die dir ähnlich ist?“
Sie dachte nach. „Indigo.“
„Die Wolfsoffizierin?“ Er pfiff wieder. „Die wäre ja fabelhaft. Würde sie mit einer Raubkatze ausgehen?“
„Frag sie doch einfach.“
„Und ob ich das tun werde.“ Er streckte die Hand aus, als sie Indigos Nummer notierte.
Sie gab sie ihm, weil er ihr die Augen über den Paarungstanz geöffnet hatte. Als Bonus gab sie ihm noch eine Warnung mit auf den Weg: „Versuch es gar nicht erst mit irgendwelchem dominanten Scheiß – sie wird dich zum Frühstück verputzen und dir zum Nachtisch das Mark aus den Knochen saugen.“
Hamiltons Selbstvertrauen zeigte sich in einem breiten Grinsen, als hätte er gerade eine Million Dollar gewonnen. Ha, dachte sie, als er hinausging. Jetzt war das alles noch Spaß, aber wenn es ernst wurde, war er wahrscheinlich genauso verrückt wie Riley und versuchte, Indigo vor allem möglichen Unbill zu bewahren. Wahrscheinlich würde es da genauso krachen wie bei ihnen.
Aber Riley hatte seinen Fehler eingesehen. Er hatte sie sogar in sein Herz schauen lassen, was sie nie erwartet hätte. Es hatte ihr völlig den Wind aus den Segeln genommen.
Zehn Minuten später erlebte sie eine weitere Überraschung. Riley rief an. „Wir müssen zu einer Leiche.“
Mercy blinzelte. „Mein Gott, wie romantisch.“
„Ich habe die Nachricht bekommen, weil ich heute Morgen Dienst in der Stadt habe. Dachte mir, du würdest gern dabei sein. Bin gleich bei dir.“
„Ich steck Handschuhe und alles andere ein.“
Es war nicht weit bis zu der Leiche – Ratten hatten den Toten in einem der weniger zugänglichen Abschnitte der Bucht gefunden und die Nachricht zuerst den Rudeln zukommen lassen; zumindest für eine gewisse Zeit würden sie also ungestört recherchieren können.
Der Tote war zwischen den Felsen eingeklemmt, offensichtlich hatte ihn die Flut angespült. Mercy und Riley stellten den Wagen im Schatten eines großen Baums ab und kletterten einen schmalen Weg hinunter, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Obwohl das Meer schon einen Großteil des Geruchs fortgewaschen hatte, nahmen ihn beide noch schwach als metallisch wahr.
„Ein Medialer“, sagte Mercy und kniete sich neben den Mann. „Die Einheiten, von denen Sascha berichtet hat, kämmen sicher die ganze Stadt nach ihm durch.“ Der Rat ließ nach allen Medialen, die ohne Erklärung aus dem Medialnet verschwanden, so lange fahnden, bis der Grund für ihr plötzliches Verschwinden aufgeklärt war.
Riley nickte. „Sobald die Polizei Wind davon bekommt, haben wir keine Chance mehr zu erfahren, wie er hierhergekommen ist.“
„Mit meiner Ausbildung könnte ich die erste Untersuchung rasch allein durchführen“, sagte Mercy. „Denn wenn wir jetzt unsere Techniker rufen, wird uns die Sache sehr schnell aus der Hand genommen.“ Hier draußen gab es wenige Möglichkeiten, sich zu verbergen – ein ganzes Team würde sofort auffallen.
„Genau denselben Gedanken hatte ich auch.“
„Könnte sich auch um Selbstmord oder Tod durch Ertrinken handeln.“ Mercy zog die dünnen Schutzhandschuhe über und untersuchte den Toten nach Hinweisen auf die Todesursache, während Riley mit einer kleinen, aber hochauflösenden Kamera Fotos machte. „Die Fische haben an ihm geknabbert, und er ist gegen die Felsen geschleudert worden, aber ich kann nichts entdecken, was tatsächlich auf einen Mord schließen würde. Bin aber natürlich auch keine Expertin auf dem Gebiet.“
Riley trommelte mit den
Weitere Kostenlose Bücher