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Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe

Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe

Titel: Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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befanden, verfügte über eine medizinische Ausrüstung.“
    „Aber nirgends fand sich ein Hinweis auf ein Gegenmittel.“ Mercy schüttelte den Kopf. „Ich neige eher zu der Ansicht, dass sie russisches Roulette spielen. Nicht alle Herzen fangen wieder an zu schlagen.“
    Ashaya nickte. „Wie auch immer, der Menschenbund ist eine wirkliche Gefahr.“ Dann schaltete sie den Bildschirm aus.
    Riley richtete sich auf. „Hättest du ethische Bedenken, wenn dieses Mittel keine tödlichen Nebenwirkungen hätte?“
    Mercy dachte einen Augenblick darüber nach. „Es wäre schrecklich, wenn ich mich nicht verwandeln könnte, aber wenn die Wirkung nur zeitweise anhielte, würde es mir immerhin das Leben retten. Das ist mehr, als wir medialen Angreifern momentan zugestehen.“ Denn Mediale konnten mit einem einzigen Gedanken töten.
    „Dennoch ist es brutal, von einem Körperteil oder einem Sinn abgeschnitten zu sein.“ Ernst und sehr bestimmend.
    „Es herrscht Krieg.“ Ein stiller Krieg. Verstohlen sogar – bis der Menschenbund ihn in die Öffentlichkeit getragen hatte. Aber es war ein Krieg. „Und solche Mittel könnten die Medialen davon abschrecken, den Kampf zu suchen.“ Sie sah ihn an, und plötzlich war ihr klar, warum sie vorhin so stark auf Lucas reagiert und Riley eben abgewiesen hatte. Es traf sie wie ein heftiger Schlag in den Magen. Um Himmels willen. „Ich muss wieder an die Arbeit. Tschüss.“
    „Mercy.“
    „Hau ab, Wolf.“ Sie erhob sich und schloss die Tür auf. „Bedränge mich nicht.“ Die Erkenntnis wütete in ihr, heftig und voller Unsicherheit. Hatte er es gewusst? Doch das würde sie ihn jetzt nicht fragen, da die Leopardin so wild in ihr tobte.
    Er stellte sich dicht vor sie hin. Als er sich zu einem Kuss zu ihr hinunterbeugte, zeigte sie ihm die Zähne. Deshalb zwickte er ihr in den Hals. Das Feuer, das die flüchtige Zärtlichkeit in ihr entfachte, machte sie nur noch wütender, sie stieß ihn von sich und schob ihn aus der Tür. „Und komm bloß nicht heute Nacht zu mir. Ich habe etwas Besseres zu tun –“
    Er fing die Tür mit der Hand ab. „Du gehörst doch nicht zu denen, die einen erst anmachen und dann wegstoßen. Was soll die Bemerkung also?“
    Die Erkenntnis hatte sie so schwer getroffen, dass sie unwillkürlich die Krallen ausfuhr, die Worte sprudelten aus ihr heraus, ohne dass sie noch einmal darüber nachgedacht hätte. „So bin ich eben, das ist meine wahre Seite. Ich habe zu tun – für tiefe Küsse bleibt da keine Zeit. Es ist ja ganz nett mit dir im Bett, und wir arbeiten auch gut zusammen, aber ich brauche meinen Freiraum. Ich kann mir etwas Schöneres vorstellen, als an einen Vollzeitmann gebunden zu sein.“
    Er ließ die Hand sinken. „Dann wird diese Paarung wohl die Hölle für uns beide.“

 
    42
    Das Gespenst beobachtete, wie sich das Gerücht einer freiwilligen, sanften Rehabilitation verbreitete – die Konditionierung durch Silentium sollte dadurch wieder gestärkt werden. Zum ersten Mal bedeutete das Zentrum nicht Tod, sondern Leben … und die Leute fingen an, diesen Schritt ernsthaft in Betracht zu ziehen. Wie vorauszusehen gewesen war, übte es den größten Reiz auf diejenigen aus, deren Gaben am gefährlichsten waren.
    Das Gespenst verstand sie. Auch seine eigenen Fähigkeiten konnten sehr zerstörerisch sein. Aber es würde sich nie den M-Medialen im Zentrum unterwerfen. Selbst wenn Silentium die Bestien im Zaum hielt, war es immer noch ein Käfig. Und das Gespenst wusste, was es hieß, in einem Käfig heranzuwachsen – bis alles so eng wurde, dass man fast vergaß, wie es war, zu atmen.
    Willentlich die glänzenden Gitter eines weiteren Gefängnisses zu akzeptieren, würde es niemals auch nur in Erwägung ziehen. Aber noch zögerte es, denjenigen in den Weg zu treten, die eine andere Lösung suchten. Hatte es das Recht, ihnen das zu nehmen, was vielleicht ihre Rettung war? So viele zerbrachen. In den letzten Monaten war die Zahl der Morde merklich angestiegen, langsam sickerte das Dunkel in das Medialnet. Auch in diesem Augenblick nahm das Gespenst die Gewalt wahr.
    Gewalttätigkeit war immer ein Teil des Medialnets gewesen, aber nun stieg sie an die Oberfläche, drohte, die Herrschaft an sich zu reißen. Es war keine gleichmäßige Entwicklung, die Waagschalen waren keinesfalls ausbalanciert. Die Gewalt brach auf wie kleine Vulkanausbrüche, die alles in ihrem Weg Stehende mit sich rissen. Konnte es den Leuten, die den Käfig von

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