Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe
gewinnen. Aber hierbei ging es nicht um körperliche Überlegenheit. Es ging um etwas sehr viel Wichtigeres – Mercy liebte ihre Familie. Er würde ihre Beziehung nicht dadurch an die Wand fahren, dass er auf ihren Bruder einprügelte. „Sie scheint eine Frau zu sein, die weiß, was sie will.“
„Sie ist aber auch meine Schwester.“ Bastien richtete sich zu voller Größe auf. „Und du bist ein Wolf.“
Ein weiterer Mann betrat die Garage, Rileys Nackenhaare richteten sich auf. Der Mann war älter, sein Haar grau meliert. „Mit eurem Vater hatte ich nicht gerechnet.“
„Obwohl du dich an sein kleines Mädchen herangemacht hast?“, schnaubte Bastien. „Hi, Dad. Sollen wir ihn gleich hier umbringen, oder schleppen wir ihn erst in den Wald.“
Michael Smith kreuzte die Arme über der Brust und sah Riley grimmig an. „Wirst du meiner Kleinen wehtun?“
„Nein, Sir.“
„Ihre Großmutter sagt, du hättest Mercy bereits das Herz gebrochen.“
Riley spürte einen Stich im Magen, nicht der Worte wegen, sondern weil er daran denken musste, wie er sie verletzt hatte. „So zerbrechlich ist sie nicht.“ Plötzlich fühlte er sich Judd sehr nahe. Drew und er hatten dem Medialen das Leben zur Hölle gemacht, als er seine Finger nach Brenna ausgestreckt hatte.
„Nein, verdammt noch mal, das ist sie nicht.“ Bastien grinste, als Sage und Grey das ansonsten verdächtig leere Parkhaus betraten. Riley war nun von Smith-Männern umzingelt. Er zeigte den beiden Jüngsten gegenüber keinerlei Aggressionen, obwohl sie ihm zu nahe kamen. Das waren nur Junge. Bastien konnte gefährlich werden, aber in diesem Augenblick war Michael Smith derjenige, der zählte.
Der Ältere trat jetzt näher. „Hat sie dich schon einmal im Kampf besiegt?“
„Beinahe.“ Er wusste genau, dass er vielleicht nicht als Sieger dastehen würde, wenn sie sich in tödlicher Absicht auf ihn stürzen würde – Raubtierfrauen waren erbarmungslos, wenn sie nach Blut lechzten.
„Wie war das?“
Das war die entscheidende Frage. Riley hätte lügen können, aber das tat er nicht. „Als würde ich Sandpapier essen.“
Michael blinzelte, als hätte Rileys Antwort ihn überrascht. „Warum willst du dann noch mit ihr zusammen sein?“
Riley senkte den Blick nicht, in seinen Augen stand der wütende Wolf. „Das weißt du ganz genau. Und du weißt auch, dass ich nicht verschwinden werde.“
41
Zwei Stunden nachdem Riley gegangen war, hatte Mercy Teijan endlich gefunden. Das Alphatier der Ratten war sichtlich frustriert, sein normalerweise penibel nach hinten gekämmtes Haar war windzerzaust, sein schwarzes Hemd zerknittert. „Irgendetwas geht hier vor, ich weiß es, aber verdammt noch mal, die können ihre Spuren zu gut verwischen.“
Mercy überlegte. „Die Menschen haben gelernt, sich möglichst unauffällig zu verhalten, und diese Leute sind perfekt darin.“ Denn wenn der Menschenbund seine Muskeln spielen lassen wollte, wenn sie zeigen wollten, wozu sie fähig waren, würden sie sicher nur die Besten schicken. Ihre Raubkatze war plötzlich hellwach, eine Lösung des Rätsels schien in greifbarer Nähe.
Sie überließ es Teijan, seine Truppen neu zu organisieren und auszuschicken, und suchte sich einen Ort, an dem sie ungestört mit Lucas telefonieren konnte. „Hast du schon darüber nachgedacht, eventuell Bowen und sein Team zu nutzen?“ Die Soldaten kannten bestimmt alle Kniffe, die ihre ehemaligen Kameraden anwandten.
Lucas seufzte schwer. „Ja.“
„Und?“
„Ich bin dein Alphatier, Mercy“, sagte Lucas leise. „Den Beginn des Paarungstanzes habe ich schon heute Morgen gerochen.“
Mercy holte erst einmal Luft. „Willst du damit sagen, dass du Bowen und seine Leute bereits nutzt, aber Riley nichts davon mitbekommen soll?“
„Er ist jetzt zu keinem rationalen Gedanken fähig. Ebenso wenig wie Dorian.“
„Und nun machst du dir über meine Beziehung zu Riley Sorgen.“ Sie drehte sich mit dem Gesicht zur Mauer und kämpfte gegen das Bedürfnis an, einfach dagegenzutreten. „Ich bin Wächterin, Lucas. Meine Loyalität gilt den DarkRiver-Leoparden.“ Wieder läutete eine Alarmglocke tief in ihr. Und wieder hörte sie weg, denn sie war zu wütend, um den Hinweis zu verstehen.
„Das stelle ich gar nicht infrage.“ Lucas klang jetzt anders – das reine Alphatier. „Aber der Paarungstanz macht dich emotional instabil – ich möchte dich nicht noch größerem Stress aussetzen.“
„Ich plaudere im Bett
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