Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe
einbringen, als du ertragen kannst.“
10
Mercy spürte ein wenig Erleichterung. Sie war zwar überzeugt davon, dass sie Riley in einem Kampf lange genug in Schach halten konnte, bis Hilfe eintreffen würde, aber wenn er zum Wolf wurde, konnte er sie töten. Wenn sie nicht zu unfairen Mitteln griff. Was sie auf jeden Fall tun würde, wenn ihr Leben auf dem Spiel stand. Manchmal war Intelligenz wichtiger als Muskelkraft. „Ach wirklich?“, sagte sie und ließ ihre Zungenspitze über die Oberlippe wandern.
Riley holte tief Luft, und der Wolf zog sich zurück. „Willst du mich mit Sex ablenken?“
„Wenn’s funktioniert.“ Es war schon komisch, sie brachte Riley zwar gerne auf, mochte es aber nicht, wenn er litt. Nicht auf diese Weise. Er war durch eine Hölle der Schmerzen gegangen, als Brenna entführt worden war. Deshalb grinste Mercy ihn nun an und sagte: „Und im Übrigen wird dich dieses Bild den ganzen Tag über verfolgen.“
Überraschenderweise gingen Rileys Mundwinkel nach oben. Ein wenig nur, gerade genug, um in ihrem Magen ein flaues Gefühl hervorzurufen. „Willst du spielen, Miezekätzchen?“
„Männer.“ Sie schnaubte unwillig, aber Riley nahm etwas Heißeres und sehr viel Faszinierenderes in den Leopardenaugen wahr. Sehr gut. Denn es war noch nicht vorbei. Nicht einmal ansatzweise.
„Können wir nun wieder an die Arbeit gehen?“, fragte Mercy streng.
Niemand außer Mercy redete so mit ihm. Wenn er sie nicht gestern Nacht fast schnurrend in den Armen gehalten hätte, hätte er nicht vermutet, dass sie überhaupt schnurren konnte. „Im Moment gibt es nur wenig, was wir tun können.“ Er überlegte. „Lucas und Hawke haben es übernommen, die Informanten auf den neuesten Erkenntnisstand zu bringen. Leider haben uns die Bakers keine weiteren Anhaltspunkte liefern können. Hat sich jemand um die Telefone gekümmert?“
Mercy nickte. „Nate hat das in die Wege geleitet. Die Techniker werden auch alle Handys und Computer im Haus überprüfen – die Daten werden automatisch an Dorian weitergeleitet.“ Der blonde Wächter war ein Computergenie. „Er wird uns sofort Bescheid sagen, wenn er etwas Auffälliges findet.“
„Ich werde Brenna auf Satellitendaten ansetzen.“
Mercy wusste, dass den SnowDancer-Wölfen mindestens ein Satellit zur Verfügung stand. „Während wir bei Tammy waren, habe ich ein paar Gefährten informiert, die außerhalb unterwegs sind. Sie werden sich mit Nashs Freunden von der Universität unterhalten.“
„Dann können wir nichts anderes tun als warten, bis wir einen Tipp zu dem Fahrzeug bekommen oder die Techniker etwas herausfinden. Könnte allerdings auch sein, dass die Entführer sich melden.“
Mercy stöhnte. „Ich hasse Warten.“
„Leoparden können doch gut auf der Lauer liegen.“
„Meine menschliche Seite agiert lieber.“ Sie malträtierte den Rasen mit ihrem Schuh und nickte. „Du hast ja recht. Wirst du zur Höhle zurückkehren, oder willst du hierbleiben?“
Er sah auf die Uhr. Fünf Minuten nach vier. Gut möglich, dass sich heute noch etwas tat. „Wir könnten uns in der Zwischenzeit den neuen Trainingsplan anschauen.“
„Rostige Nägel zu essen, wäre mir lieber“, sagte Mercy, ging aber zum Wagen. „Wie sind wir bloß auf die Idee gekommen, junge Leoparden und Wölfe sollten etwas gemeinsam tun?“
„Es sollte die Verbundenheit zwischen den Rudeln stärken.“ Riley war nicht sicher, ob es jemandem in den Sinn gekommen war, wie unberechenbar diese Allianz sein konnte. Leoparden und Wölfe standen beide an der Spitze der Nahrungskette. Wenn dann noch die Hormonschübe Pubertierender hinzukamen, war Ärger beinahe vorprogrammiert. „Wir haben keine andere Wahl.“
Bevor Mercy etwas erwidern konnte, klingelte ihr Handy. „Ja?“
„Mercy“, meldete sich Rina. „Ich folge gerade zwei schnuckeligen Männern, die auf dem Weg zu deiner Hütte sind. Soll ich sie ziehen lassen?“
„Sie haben freies Geleit“, murmelte Mercy und rieb sich die Schläfen. Sie liebte ihre Großmutter über alles, aber für diese Sache wäre sie ihr gern an die Kehle gegangen. „Ich werde in diesem Jahrhundert sowieso nicht mehr nach Hause zurückkehren.“
„Du solltest dir aber unbedingt Zeit für sie nehmen! Meine Güte, die sind vielleicht heiß und hübsch, zum Anbeißen.“
„Bedien dich nur.“
„O nein, die sind offensichtlich nur scharf auf dich.“
Rina lachte, und Mercy beendete das Gespräch … Riley hatte schon
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