Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe
schön Aaah.“ Ein letztes Mal, und das hässliche Ding war draußen. Er zerdrückte es mit einer Kralle und ließ es auf den Boden fallen.
Mercy gab keinen Laut von sich, als er die sich bereits schließende Wunde untersuchte. Er war schnell, aber gründlich. „Ich glaube nicht, dass etwas zurückbleiben wird. Tammy sollte aber trotzdem noch einen Blick darauf werfen.“
„In spätestens einer Stunde ist nichts mehr davon zu sehen.“
Er sah sie mit zusammengekniffenen Augen an, ihr Gesicht war immer noch angespannt. „Soll ich dich bei deiner Heilerin verpetzen?“
Ihre Blicke waren wie Dolche, die Farbe kehrte rasch in ihr Gesicht zurück. „Du solltest lieber meinen Fuß loslassen.“
Er ließ ihn jedoch nicht los, massierte vielmehr sanft die Umgebung der Wunde, damit das Blut rascher zirkulierte. So würde es noch schneller heilen. „Wirst du Tammy aufsuchen?“
„Ja! Verdammt noch mal! Können wir jetzt endlich gehen?“
„Sekunde noch.“ Er sah noch einmal nach der Wunde. „Wird noch empfindlich sein, bis die Wunde ganz verheilt ist. Sei vorsichtig.“
Zuerst sah es so aus, als wollte sie ihm irgendetwas an den Kopf werfen, aber sie hielt den Mund. „Danke“, kam schließlich eine grollende Anerkennung.
„Zu gütig.“
Sie schloss die Augen, als müsse sie bis zehn zählen, und sein Wolf meldete sich wieder, aber diesmal von seiner boshaften Seite. „Ich habe noch keine Antwort auf meine Frage erhalten.“
„Welche bitte?“
„Ob du flüchtest, weil du glaubst, du würdest nicht mit mir fertig werden?“
„Ich habe geantwortet. Mir fehlt die Zeit, habe ich gesagt.“
„Feigling.“ Inzwischen waren sie in Rufweite der Leute, die das Haus bewachten.
Mercy blieb der Mund offen stehen. Sie musste sich verhört haben. Der langweilige Trauerkloß Riley Aedan Kincaid hatte sie doch wohl nicht etwa Feigling genannt?! „Was hast du eben gesagt?“
„Das hast du genau gehört.“ Er begrüßte die vier, die sich zu Monroe und Owen gesellt hatten. Zwei von ihnen waren Wölfe.
Monroe kam zu ihnen herüber. „Ich habe nichts unter dem Haus gefunden, durch das man Gas ins Innere hätte leiten können, aber ich werde den Technikern sagen, sie sollten noch einmal einen Blick darauf werfen“, sagte er. „Owen versucht sich als Scharfschütze – er meint, ein guter Schütze könne eine bestimmte Sorte Gaspatronen durch den Ventilator im Bad schießen.“
„Der Durchlass ist ziemlich klein“, murmelte Mercy.
Riley war anderer Meinung. „Ich kenne zwei Leute, die das schaffen würden.“
Dorian und Judd. Mercy nickte und sah Monroe an. „Die Techniker sollen besonderes Augenmerk auf diesen Teil des Hauses legen. Sag ihnen das, wenn sie kommen.“ Dann hielt sie die Hand hoch und sagte mit erhobener Stimme: „Owen und Monroe, ihr bleibt hier. Ihr anderen kommt mit uns mit.“
Nach kaum fünf Minuten Suche stieß Mercy auf eine Goldader. Sie klopfte an die Tür eines kleinen Hauses mit Rüschenvorhängen und einem so gepflegten Garten, dass kein Unkraut gewagt hätte, sich darin niederzulassen, und sah sich dem prüfenden Blick einer älteren Frau gegenüber, von der eine solche Willensstärke ausging, dass die Luft davon geradezu vibrierte. Hellbraune Augen sahen sie von oben bis unten an. „Dann hast du es also mit dem Wolf getrieben, der bei dir war.“
Mercy war viel zu sehr Teil des Rudels, um die sehr prsönliche Frage als Beleidigung aufzufassen. Sie lächelte. „Woher wissen Sie, dass ich es war?“
„Sehe ich etwa aus, als sei ich schon senil?“ Die Frau wartete nicht auf eine Antwort. „Ich wollte zu euch rauskommen, aber ihr wart zu schnell weg.“
Mercys Wächterinstinkte erwachten. „Haben Sie etwas beobachtet?“
Statt einer Antwort nahm die Frau ein Blatt Papier von einem Tisch neben der Tür und hielt es Mercy hin. „Das ist das Kennzeichen des Lieferwagens, der hier viel zu lange gestanden hat – ich wusste, dass die etwas im Schilde führten.“
„Haben Sie die Polizei angerufen?“
„Natürlich.“ Die Frau zögerte. „Ein Neffe von mir arbeitet dort. Guter Junge. Er hat gesagt, das Kennzeichen stamme von einem gestohlenen Wagen. Aber ich habe mir auch notiert, wie das Fahrzeug aussah.“
Mercy hatte schon ihr Handy herausgezogen, damit die Techniker des Rudels die Angaben überprüfen konnten.
„Und, habt ihr’s nun miteinander getrieben?“, drängte ihre Informantin, noch bevor Mercy die Nummer eingetippt hatte.
„Ja“, sagte Mercy.
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