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Sensation in der Manege

Sensation in der Manege

Titel: Sensation in der Manege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Verdacht. Mit einem Sprung war sie bei den vier Männern und schaute ihnen über die Schulter. Herr Tiedjen drehte sich lächelnd zu ihr um.
    „Na? Zufrieden mit mir? Den wolltest du doch schon immer gern nach Hause holen. San Pietro, einer unserer vielversprechendsten Söhne! Dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Ganz plötzlich hatte ich die Möglichkeit, ihn zu kaufen. Ich hoffe, er macht seinem Vorgänger Ehre. Morgen darfst du ihn ausprobieren. Du warst die letzte, die Lohengrin unterm Sattel gehabt hat — du sollst auch die erste sein, die San Pietro reitet. Aber mach dich auf ein hartes Stück Arbeit gefaßt, er ist ein halbes Jahr nur auf der Koppel gewesen. Du wirst ganz von vorn anfangen müssen."

Florentine steht auf Gelb

    Bille konnte den nächsten Nachmittag kaum erwarten. Ignaz der Schreckliche wußte, was sie so beschäftigte und zeigte ungewohnte Milde, auch als Bille schon das dritte Mal eine Frage überhört hatte.
    „Schwach, mein liebes Kind, sehr schwach. Gehen Sie in sich und beten Sie zum heiligen Petrus um Erleuchtung.“
    „Zum heiligen Petrus?“
    „Nun ja, oder San Pietro, wenn Ihnen das lieber ist.“
    Bille wurde rot. Sie mußte sich zusammennehmen! Schlamperei im Unterricht konnte sie sich wirklich nicht leisten. Gleich heute abend setze ich mich hin und pauke, schwor sie sich. Heute abend, wenn ich San Pietro geritten habe. Und schon waren ihre Gedanken wieder bei ihm.
    Endlich war es soweit. Herr Tiedjen, Tom, Simon, Bettina und Florian begleiteten sie wie eine Ehrenwache, als sie mit dem kupferroten Wallach zur Reithalle hinüberging. Fast ehrfürchtig stieg Bille in den Sattel. Simon und Herr Tiedjen blieben in der Bahn, die anderen verzogen sich rücksichtsvoll auf die Zuschauertribüne, um dieses erste Kennenlernen nicht zu stören.
    San Pietro drängte ungeduldig vorwärts, als Bille ihn jetzt am langen Zügel auf dem Hufschlag gehen ließ. Seine Ohren spielten lebhaft, und er sah sich in dieser für ihn neuen Umgebung aufmerksam um. Bille spürte, wie weit und schwungvoll er untertrat, wieviel Kraft in jeder seiner Bewegungen steckte.
    „Ich fühle mich wie auf einer Rakete!“ rief sie den beiden Männern zu. „Wundert euch nicht, wenn wir zwei gleich das Hallendach durchstoßen. Ich schicke euch dann eine Ansichtskarte vom Mond!“
    „Laß ihm nichts durchgehen, er muß sich erst mal richtig lockern. Zeig ihm von Anfang an, wer hier den Ton angibt!“ rief Herr Tiedjen.
    Das war offensichtlich nicht in San Pietros Sinn; er hatte zwei Tage gestanden, sechs Stunden davon in der Enge des Transporters. Jetzt hatte er Lust, sich auszutoben, und versuchte es mit einer kleinen Rodeo-Einlage.
    „Komm, Junge, spinn hier nicht rum. Daß du buckeln und steigen kannst, glaube ich dir auch so!“ Bille verstärkte den Schenkelschluß. „Wir sind hier nicht im Zirkus!“
    „Oder auf dem Rathausplatz von Neukirchen“, murmelte Tom.
    „Unterschätz die Frau nicht!“ rief Simon dem Wallach zu. „Du wirst dich noch wundern!“
    Bille brauchte eine ganze Weile, bis sie die volle Aufmerksamkeit des Wallachs auf die Arbeit gelenkt hatte, aber schließlich war dies sein erster Tag in Groß-Willmsdorf; alles war neu für ihn, und er verspürte so wenig Lust auf das Training wie Bille am ersten Schultag nach den Ferien auf den Unterricht.
    „Er ist verspielt wie ein junger Hund“, sagte Bille. „Man sollte nicht meinen, daß er schon eine ganze Weile unterm Sattel geht und bereits ein paar Prüfungen hinter sich hat. Wer hat ihn denn geritten? Ich meine, bevor er die lange Pause gehabt hat?“
    „Sein voriger Reiter war zu alt für ihn; ich fürchte, er hat ihn sich einfach aus Prestigegründen gekauft. Ein Vorzeigepferd. Am Anfang hat er ihn geritten, wurde nicht fertig mit ihm, dann hat er ihn ein paarmal von einem jungen Bereiter bewegen lassen, hat ihn auch auf ein paar Prüfungen gehen lassen. Der Bereiter zog in eine andere Gegend, er fand keinen neuen — und San Pietro wurde nur noch auf die Koppel geschickt. Zum Glück hat der Besitzer eingesehen, daß es Wahnsinn wäre, ein solches Pferd einfach nur stehen zu lassen, und da er wußte, daß ich interessiert war, hat er ihn mir angeboten.“
    Bille grinste.
    „Ich wage nicht daran zu denken, was du für ihn bezahlt hast.“
    „Ich habe gefeilscht wie ein orientalischer Straßenhändler!“ gestand Herr Tiedjen lachend. „Aber es war ein stolzer Preis, trotz allem.“
    „Hast du gehört, Pietro?“ Bille klopfte dem

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