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Sensation in der Manege

Sensation in der Manege

Titel: Sensation in der Manege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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für später Flöten und Gitarren griffbereit.
    „Herr Albert, Sie hier?“ fragte Beppo grinsend Ignaz den Schrecklichen. „Ich glaubte, Sie würden uns später als Nikolaus besuchen!“
    „Das könnte Ihnen so passen!“ Ignaz der Schreckliche lachte dröhnend. „Ich schwitze unter einem dicken roten Mantel, und Sie haben inzwischen die Körbe leer gegessen. Kommt nicht in Frage!“
    „Der Nikolaus kommt doch nur zu kleinen Kindern“, meinte Franca. „Wer möchte Tee, wer Kakao? Nico, würdest du bitte Tee einschenken?“
    „Wenn ich Minis gierigen Blick auf die Plätzchen sehe, weiß ich genau, was sie denkt!“ rief Bettina lachend. „Vergiß es, Mini, vergiß es ganz schnell! Mehr als einen Apfel darfst du Luzifer auch am Nikolaustag nicht geben!“
    „ Nimm’s nicht so tragisch, Mini, das Leben ist hart“, tröstete Peter die Kleine. „Du wirst Luzifer den Verzicht durch zusätzliche Streicheleinheiten leichter machen!“
    „Dabei ist er schon so dünn geworden!“ protestierte Mini. „Ihr habt ja alle keine Augen im Kopf!“
    „Klar! Man kann schon sämtliche Rippen zählen! Der Arme kann einem wirklich leid tun, wenn man bedenkt, wie schwer er an Mini zu tragen hat!“ spottete Martin, ein Klassenkamerad Minis, der etwa den dreifachen Umfang besaß.
    „Da kommt Johnny! Platz nehmen, Kinder, der Kakao wird kalt!“
    „Setzt euch, so lange ihr Platz findet, Freunde!“ Beppo klatschte in die Hände. „Na los, rückt zusammen! Erst wenn ihr so eng aneinanderklebt wie der Schenkel am Pferd, wird es gemütlich. Der Rest setzt sich unter die Tische.“
    „He, Jörg, paß auf, daß dein Teller nicht überläuft! Die anderen wollen auch was!“
    „Wer tauscht mit mir? Ich wollte Kakao und hab Tee bekommen.“
    „Hier, gib her!“
    „Mann, das Marzipan ist ja Spitze!“
    „Wenn einer seine Zimtsterne nicht mag — alle zu mir, ich vernichte sie!“
    „Hast du die Makronen probiert? Die sind toll. Und ganz saftig!“
    „Mir zu süß, ich mag die Anistaler lieber. Ist noch Kakao in der Kanne?“
    „Warte, ich hole Nachschub!“
    So scholl es durcheinander.
    Fast unbemerkt war Herr Hütter, der Direktor, eingetreten und hatte sich neben Johnny an den Tisch gesetzt. Allmählich legte sich der Ansturm auf den Inhalt der Körbe. Einer der Jungen nahm seine Gitarre und intonierte ein Weihnachtslied, ein paar Stimmen fielen ein, und bald sangen sie alle Hirten- und Marienlieder, Lustiges und Besinnliches. Auf deutsche Lieder folgten englische und französische, und schließlich steuerte Johnny ein paar indianische Lieder bei, die er von seiner Mutter gelernt hatte.
    Sie waren so versunken, daß sie die schweren Schritte in der Stallgasse gar nicht hörten. Erst als hart an den Türpfosten geklopft wurde, sahen sie auf.
    „Ich werd nicht wieder, der Nikolaus!“ platzte Mini erschrocken heraus. „Au weia .“
    Alles lachte, und der wallende, weiße Bart des Besuchers wippte seinen grimmigen Blicken zum Trotz ganz unkontrolliert auf und ab.
    „Na, da haben wir sie ja, die pflichtvergessene Bande!“ grollte der Nikolaus und setzte ächzend seinen scheinbar zentnerschweren Sack ab, dessen Inhalt hauptsächlich aus Stroh bestand. „Was ist mir da in meiner himmlischen Ruhe nicht alles zugetragen worden! Meine Engelchen mußten Überstunden machen, um das Sündenregister zu schreiben!“
    Bei diesen Worten zog er eine Papierrolle aus dem Ärmel und entfaltete sie umständlich. Sie reichte bis auf den Boden.
    „Das ist doch Tom!“ wisperte Bille Bettina ins Ohr. „Hast du das gewußt?“
    „Keine Spur! Kein Wort hat er gesagt!“
    „Ruhe!“ donnerte der Nikolaus. „Ihr seid noch nicht dran. Ist hier ein Knabe namens..., namens... Florian? Florian Hinter?“

    „Hier!“ brüllte Florian.
    „Heißt du Hütter?“
    „Äh... nein.“
    Direktor Hütter stand ergeben auf.
    „Das bin ich. Was habe ich verbrochen?“
    „Na, da haben meine Engel ja voller Scham das Antlitz verhüllt! Florian Hütter, hier steht, daß du immer wieder dabei ertappt worden bist, Pferde bis zur Erschöpfung galoppieren zu lassen? Und das — ich wage es kaum auszusprechen — einmal sogar über einen frisch bestellten Acker? Was hast du dazu zu sagen?“
    „Verzeihung, verehrter Nikolaus, was das Galoppieren anbetrifft, bin ich mir keiner Schuld bewußt. Ich lasse mein Pferd laufen, so lange es ihm Spaß macht. Manchmal macht es ihm sehr lange Spaß. Was nun den frisch bestellten Acker angeht, da bekenne ich mich

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